Das Walldürner Rathaus stammt aus dem Jahr 1448 und bedarf einer dringenden Sanierung. Trotzdem dauert es noch mehrere Jahre, bis die Stadt das Projekt angehen kann. Wichtigste Neuerung wird dann ein barrierefreies Erdgeschoss mit Bürgersaal. Foto: Janek Mayer
Walldürn. (jam) "Es ist ein altes ehrwürdiges Gebäude mit tollem Fachwerk, das aber leider große Schäden hat." Die Rede ist vom Walldürner Rathaus, für dessen Sanierung nun Architekt Friedrich Staib dem Gemeinderat die neuesten Pläne vorgelegt hat. Vor allem in Sachen Statik gibt es dringenden Handlungsbedarf bei dem Gebäude aus dem Jahr 1448.
Eindringendes Wasser lässt das Holz verfaulen. Das geschädigte Fachwerk ist derzeit provisorisch abgedeckt. Foto: Janek Mayer
"Die Hölzer sind verfault, die Fußpunkte der Dachkonstruktion sind kaputt, die Brandschutzauflagen werden nicht erfüllt und eine Barrierefreiheit ist nicht gegeben", zählt der Architekt die Mängel des Verwaltungsgebäudes auf. Das hat unter anderem dazu geführt, dass der Bürgersaal im Dachgeschoss zuletzt kaum noch genutzt werden konnte.
Denn dort durften sich nie mehr Leute gleichzeitig aufhalten, als die Feuerwehr mit ihrer Drehleiter im Notfall retten kann. Um all diese Probleme zu lösen und gleichzeitig die zum Teil hinderlichen Auflagen des Landesdenkmalschutzes zu erfüllen, musste der Planer tief in die Trickkiste greifen.
"Wir verlegen den Sitzungssaal ins Erdgeschoss und schaffen einen barrierefreien Zugang an der Südseite", fasst Staib das neue Konzept zusammen. Dazu soll das mittlere Fenster in Richtung Schalkbrunnen einem zweiten Eingang weichen. Damit steht das barrierefreie Erdgeschoss mit seinem Bürger- und Trauungssaal wieder für Veranstaltungen zur Verfügung.
"Wir erhalten damit wieder eine Arbeits- und Versammlungsstätte", freut sich Günther. Ein Besprechungszimmer, in dem Verwaltungsmitarbeiter diejenigen Bürger, die nicht in die oberen Stockwerke gelangen, empfangen können, sowie WC-Anlagen finden sich ebenso im Erdgeschoss.
Denn die Barrierefreiheit gilt nur für das Erdgeschoss: Das Landesdenkmalamt schreibt vor, dass die alte Holztreppe im Foyer erhalten bleibt, und schließt zeitgleich einen Aufzug aus. "Der Denkmalschutz war in vielen Bereichen gesprächsbereit - in manchen aber nicht", erklärt Bürgermeister Günther, der die neue Lösung als "echten Mehrwert" bezeichnet. "Der Bedarf für das barrierefreie WC im Rathaus bei Veranstaltungen in der Innenstadt ist da", sagt er.
Kaum Veränderungen gibt es im Obergeschoss mit dem Büro des Bürgermeisters, einem zusätzlichen Besprechungszimmer und weiteren Büroräumen. Das neue Konzept sieht für das Dachgeschoss keine öffentliche Nutzung vor. Dort sollen weitere Büros und die EDV untergebracht werden. Der Spitzboden darüber bietet Platz für die Haustechnik, die zuvor im Keller untergebracht war. Der wird aufgegeben und verfüllt, sodass das Erdgeschoss um einige Zentimeter tiefergelegt werden kann.
"Wie wir die Räume letzten Endes gestalten, entscheiden wir nach Bedarf", macht Günther auf den vorläufigen Charakter der Planung aufmerksam. "Wir reden nicht von nächstem Jahr und auch nicht vom übernächsten Jahr", antwortete er schließlich auf die Frage nach dem zeitlichen Horizont. Zunächst müsse man ausloten, wo die Stadt das Geld für die Sanierung herbekommt. "Wir müssen dafür viele Fördertöpfe angraben."
Außerdem müsse man die Sanierung des Stadt- und Wallfahrtsmuseums abwarten, damit die Freizeit- und Touristinformation in neue Räume umziehen kann. "Wenn das Museum und das Rathaus renoviert sind, ist das eine riesen Aufwertung für die Innenstadt", freut sich der Bürgermeister.