Eine Fliegerbombe hatte den kleineren Westflügel (rechts im Bild) im Zweiten Weltkrieg zerstört, zwei Schülerinnen und drei Soldaten starben. Foto: Link Architekten
Walldürn. (pm/jam) Die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes der Grundschule Walldürn soll mit Beginn der Sommerferien starten. "Die Bauzeit für diese umfangreiche Grundsanierung wird aller Voraussicht nach circa 13 bis 16 Monate dauern", schätzt Architekt Thomas Link. Wenn alles gut läuft, könnten die Grundschüler also bereits zum Schuljahr 2022/23 in ihre gewohnten Klassenräume zurückkehren. Doch Stadtbauamtsleiter Christian Berlin wollte in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats nicht allzu große Hoffnungen wecken: "Ob wir es in einem Jahr schaffen? Das ist mehr als sportlich."
Die Stadt als Träger der Grundschule will das Gebäude umfänglich sanieren und dabei den Schallschutz, die Akustik und die Lüftung verbessern. Die Haustechnik wird vollständig erneuert. Darüber hinaus haben das Denkmalamt, ein Brandschutzgutachter und ein Restaurator zusammen mit der Schulleitung und dem Büro Link Architekten ein zukunftsweisendes Medienkonzept entwickelt. "Wie wichtig dies ist, zeigt sich insbesondere in dieser Zeit", so Thomas Link. Für die Generalsanierung sind in den kommenden beiden Jahren 4,4 Millionen Euro eingeplant. Mehr als 1,8 Millionen Euro davon erhält die Stadt als Zuschuss.
Die Grundschüler werden für die Dauer der Arbeiten im Auerbergzentrum unterrichtet, da die Bauarbeiten zu umfangreich sind, um den Schulbetrieb in der Baustelle aufrechtzuerhalten. "Die Rektoren der drei Schulen stimmen das genaue Vorgehen einvernehmlich ab", erklärte Berlin. Damit die Grundschüler den Pausenhof am Auerbergzentrum gefahrlos nutzen können, sind möglicherweise kleinere Umbauten nötig, so der Stadtbauamtsleiter. Spielgeräte eigens für die jüngeren Kindern wolle man aber nicht für eine reine Übergangslösung errichten.
Das aktuelle Raumprogramm sieht zwölf Klassenräume mit Ergänzungs- und Nebenräumen vor. Gleichzeitig schafft man die baulichen Voraussetzungen, um die Schule – wenn erforderlich – mit jeweils vier Klassen pro Jahrgangsstufe zu führen.
Das Untergeschoss beherbergt künftig neben der Schulküche und dem Werkraum noch Aufenthaltsbereiche für die "Verlässliche Grundschule" und die "Nachmittagsbetreuung einschließlich Mittagessen". Dazu wird das ehemalige Turnerheim umgebaut. Im Obergeschoss wird die Verwaltung untergebracht. "Für die Lehrkräfte soll in Zukunft ein angemessen großes Lehrerzimmer zur Verfügung stehen", stellt der Architekt den Entwurf für die Sanierung vor. Die Aula im Dachgeschoss soll nach wie vor als Stätte für Vorträge oder Informationsveranstaltungen dienen. Die Musikschule nutzt im Dachgeschoss ebenfalls Räume.
Zudem werden die Toiletten neu organisiert, sodass sich in Zukunft auf jedem Geschoss Toiletten für Jungen und Mädchen befinden. Das gleiche gilt für die Toiletten der Lehrer. Im Dachgeschoss und im Untergeschoss wird jeweils zusätzlich ein barrierefreies WC eingerichtet. Ein Aufzug, der im Zuge der Sanierung eingebaut wird, soll alle Geschosse vom Pausenhof aus barrierefrei erschließen. Er wird im Schulhof – unmittelbar vor dem hinteren Zugang – platziert.
Aus brandschutztechnischen Gründen ist zudem eine zweite Fluchttreppe erforderlich. Sie soll als Stahltreppe in den bereits vorhandenen zweiten, bisher ungenutzten Treppenraum im Osten eingebaut werden. Außerdem plant die Stadt, die Bauteile brandschutztechnisch zu ertüchtigen und eine automatische Brandmeldeanlage einzubauen.
Im Inneren soll die bauzeitliche Farbgebung wieder aufgegriffen werden. Besonderer Wert wird auf eine gute Akustik in den Klassenräumen gelegt. Dazu wurden eigens Berechnungen angefertigt, um den Schülern künftig gutes Lernen zu ermöglichen.
"Insgesamt sollen mit der Sanierung der Grundschule die Qualitäten dieses stilvollen Gebäudes wieder herausgearbeitet werden", erklärt Thomas Link und ergänzt: "Das äußere Erscheinungsbild soll sich in naher Zukunft wieder an die historischen Bilder anlehnen." Interessant werde künftig das Zusammenwirken von Schulhaus mit der neuen Sporthalle gegenüber sein.
Die Grundschule in Walldürn wurde 1912 als "Volksschule" mit 680 Schülern bezogen. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zerstörte eine Bombe einen Teil des Westflügels, der jedoch dem ursprünglichen Bau entsprechend wieder errichtet wurde. Das viergeschossige Gebäude besuchen zurzeit etwa 288 Schüler.
Die Stockwerke erschließt ein zweiflügeliges Portal mit innenliegender Sandsteintreppe von der Keimstraße aus. Der Eingangsbereich ist mit einem Tonnengewölbe überdeckt. Spiegelbildlich dazu befindet sich an der Ostseite ein weiterer gleichartiger Eingang. Von einer dreiläufigen repräsentativen Treppe und einer Nebentreppe im Westen gelangt man über ein Zwischenpodest auf den Pausenhof.