Schweres Gerät war nötig, um für Mehlschwalben, aber auch für Fledermäuse, Rotkehlchen und Amseln eine Nistmöglichkeit in Altheim zu errichten. Foto: Daniela Kappes
Walldürn-Altheim. Ich wollte schon seit einigen Jahren einen Schwalbenturm bauen, habe aber nie gewusst, wie." Doch Josef Spiesberger aus Altheim ließ sich nicht entmutigen, recherchierte intensiv, suchte sich Unterstützung bei einer Schreinerei, investierte ungezählte Arbeitsstunden – und erfüllte sich im März seinen Traum.
Mit dem Bau des Turmes begann Spiesberger Anfang des Monats. Vorbilder waren ihm die Nabu-Schwalbentürme. Nachdem er viele Jahre gezögert hatte, gab ein RNZ-Bericht über den Schwalbenbaum des Höpfingers Karl Schneeweis im Oktober 2020 den letzten Anstoß zum Bau.
Zunächst galt es, Mitstreiter wie die Schreinerei Timo Schäfer aus Hainstadt an Bord zu holen und einen geeigneten Standort für die Vogelherberge zu finden. Dabei war es dem Altheimer ein besonderes Anliegen, die Nahrungsmittelversorgung der Schwalben sicherzustellen: "In der Nähe ist ein Teich und da gibt es sehr viele kleine Fliegen."
Doch nicht nur in Sachen Futter hat sich der Experte viele Gedanken gemacht. Der gesamte Schwalbenturm ist absolut durchdacht und bietet nicht nur Mehlschwalben eine Unterkunft. Im oberen Teil finden Fledermäuse und Halbhöhlenbrüter wie zum Beispiel Bachstelze, Rotkehlchen und Amsel – um nur die bekanntesten zu nennen – ein Zuhause.
Die Schreinerei Timo Schäfer aus Hainstadt unterstützte den Altheimer Schwalbenliebhaber bei der Verwirklichung seines lange gehegten Ziels. Foto: Daniela KappesJosef Spiesberger berichtet von seiner Suche nach einem machbaren stabilen Fuß. Schließlich kam er auf die innovative Idee, im Fuß ein großes Insektenhotel zu eröffnen. Dieses ist 3,5 Meter hoch. Der Schwalbenturm ragt noch einmal 1,5 Meter in die Höhe, sodass sich die Schwalbennester in fünf Metern Höhe befinden. Diese sind aus Papierbeton und absolut sicher vor einem der natürlichen Feinde der Mehlschwalbe: dem Specht. Sie zerstören mitunter die Nester von Mehlschwalben, um die Eier und Nestlinge zu rauben. Doch das "Hotel" richtet sich nicht nur an Spezialisten der Lüfte: Im untersten Stockwerk richteten Josef Spiesberger und seine Helfer alles dafür her, dass sich ein Igel darin verkriechen kann.
Nach dem großen Aufwand zeigt sich Josef Spiesberger zu Recht stolz auf seinen Schwalbenturm und freut sich schon darauf, wenn die Schwalben Mitte April in seinen – oder besser ihren – 24 Nestern die für sie nötigen Quartiere beziehen. In den vergangenen drei Jahren hatte der Altheimer beobachtet, dass zu gewissen Zeiten sehr viele Schwalben bei ihm herumflogen. Daher ist er optimistisch, dass sie ihre neuen Nistmöglichkeiten entdecken. "Bis die erste Schwalbe ein Nest bezogen hat, kann es ein bisschen dauern, aber danach folgen alle anderen ganz schnell", ist sich Josef Spiesberger sicher.
"Ich hoffe, dass es noch einige Nachahmer gibt"
Mit dem Schwalbenturm möchte Spiesberger seinen Beitrag dazu leisten, dem zurückgehenden Bestand der Mehlschwalben entgegenzuwirken. In Städten und Dörfern, dem bevorzugten Lebensraum der Mehlschwalben, gehört diese zu den wohl bekanntesten Singvogelarten. Dass ihr Bestand seit Jahrzehnten erhebliche Einbußen erleidet, war bereits bekannt, als die Mehlschwalbe 1974 zum Vogel des Jahres gekürt wurde. Aufgehalten werden konnte dieser Trend bisher jedoch nicht.
Josef Spiesberger präsentiert den fünf Meter hohen Schwalbenturm samt Insektenhotel, weiteren Nistplätzen und Igelbehausung. Foto: Daniela KappesZur Zeit machen sich die Vögel vermutlich bereit für ihre Rückkehr aus ihrem afrikanischen Winterquartier unter anderem nach Deutschland, wo sie geeignete Nistplätze suchen müssen. Diese suchen sie vor allem in der Nähe von Gewässern und da, wo sie Baumaterial für ihre Nester finden können. "Die asphaltierten Straßen und der Rückgang der Tierstallungen tragen unter anderem dazu bei, dass die Schwalben bereits beim Nestbau Schwierigkeiten haben", erklärt Josef Spiesberger. Der Verputz an Wohnhäusern sei mittlerweile so geschaffen, dass die Schwalbennester keinen Halt finden. Ein Schwalbenturm, so fährt Josef Spiesberger fort, bringt also doppelten Nutzen: "Die Mehlschwalben können die Zeit zum Nestbau nutzen, um sich sofort auf das Brüten zu konzentrieren. Und wenn dann das Wetter einigermaßen mitspielt, ist durchaus eine zweite Brut im selben Jahr möglich" – und ein weiterer Schritt gegen den Bestandsrückgang gemacht.
"Ich hoffe, dass es noch einige Nachahmer gibt." Nach seinen Ermittlungen ist dieser Schwalbenturm erst der vierte im Altkreis Buchen. "Wenn wir unsere Umwelt und Natur erhalten wollen, brauchen wir viel mehr von solchen Projekten", zeigt sich Josef Spiesberger überzeugt. Diese Einschätzung teilt der Nabu Deutschland. Er hat bereits sein Kommen angekündigt, um die herausragende Arbeit in Altheim zu begutachten und wertzuschätzen.