Glücksbringer standen bei diesem Jahreswechsel, bei dem so vieles anders war, besonders hoch im Kurs (oben): In Zeiten der Pandemie kann man schließlich jede Unterstützung gebrauchen. Foto links: Das Feuerwerk fiel heuer zwar nicht komplett aus, war aber natürlich deutlich kleiner als gewohnt. Fotos: Rüdiger Busch
Neckar-Odenwald-Kreis. (rüb/lu) Geht die Uhr falsch? Gespenstisch still war es vielerorts am Silvesterabend, wenige Minuten vor dem Jahreswechsel. Wo normalerweise schon fleißig Raketen und Böller gezündet werden, wo Partylärm und Gelächter zu hören sind, war es diesmal ungewohnt leise. Kein Wunder: Die Corona-Auflagen machten den großen Silvesterfeiern einen Strich durch die Rechnung.
Obwohl kein Feuerwerk verkauft werden durfte, waren dann pünktlich um Mitternacht doch Raketen zu hören und am Nachthimmel zu bewundern – zwar deutlich weniger als gewohnt, aber doch mehr, als man angesichts des Verkaufsverbots hätte erwarten können. So mancher hatte wohl aus den Vorjahren noch reichlich explosives Material gebunkert – oder andere Quellen aufgetan. Sei’s drum: Mit der Knallerei die bösen Geister des Corona-Jahres zu vertreiben, kann zumindest nicht schaden. Das fiel nämlich auch auf: Die obligatorischen gute Wünsche für das neue Jahr waren diesmal in den meisten Fällen mehr als nur eine Floskel. Stattdessen verbanden viele Menschen den dringenden Wunsch und die große Hoffnung, dass das Jahr 2021 besser wird als sein Vorgänger.
Dass das Feuerwerk aufgrund der Ausgangsbeschränkungen nur auf dem eigenen Grundstück gezündet werden durfte, daran hielten sich wohl die meisten, wie Polizeipressesprecher Gerald Olma der RNZ bestätigt. Und auch sonst war der Jahreswechsel für die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und DRK wohltuend ruhig: Wo keine – oder nur eine ganz, ganz kleine – Party steigt, kommt es nun einmal auch zu deutlich weniger unschönen Vorfällen, Streitereien und Gewaltausbrüchen. Und auch die Mitarbeiter der kommunalen Bauhöfe hatten am Morgen danach diesmal häufig weniger Arbeit – schließlich gab es keine öffentlichen Plätze oder Straßen, die von den Überbleibseln der Silvesterparty gesäubert werden mussten.
Die Polizei war in der Nacht mit mehr Einsatzkräften als üblich unterwegs – obwohl und gerade weil das meiste von dem, was die Ordnungshüter in "normalen" Silvesternächten in Atem hält, dieses Mal ausfiel. Statt Streitschlichtungen auf Partys, Einsammeln von Betrunkenen oder Alkoholkontrollen im nächtlichen Straßenverkehr ging es vor allem darum, die Einhaltung der Coronaregeln zu überwachen. Und diesbezüglich zeigten sich die Menschen im Neckar-Odenwald-Kreis äußerst vernünftig, wie Gerald Olma am Neujahrsmorgen erklärte: "Die Nacht war extrem ruhig, die Bürger haben sich diszipliniert und solidarisch verhalten", zog er zufrieden und dankbar Bilanz. "Wir wussten ja nicht, was auf uns zukommt, Corona-Silvester gab es schließlich noch nie. Deshalb sind wir jetzt alle beruhigt."
Bei ihren abendlichen und nächtlichen Kontrollen hätten die Streifen der Polizeireviere Mosbach und Buchen "extrem wenige Einzelverstöße" festgestellt, berichtet der Pressesprecher. Lediglich fünf Verstöße gegen die Ausgangssperre wurden registriert, in drei Fällen gab es eine Anzeige. Zum Vergleich: Im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Heilbronn wurden 99 Verstöße gegen die Ausgangssperre gezählt, wovon 53 eine Anzeige nach sich ziehen.
Zwar habe es zwischen 0 und 0.30 Uhr eine starke Häufung von Notrufen gegeben, "aber fast ausschließlich, weil jemand Böller gezündet hatte – und das war auf dem eigenen Grundstück ja nicht verboten", so Olma. "Bis dann eine Streife vor Ort war, ließ sich nicht mehr feststellen, woher der Böller kam."
In der Mosbacher Wilhelm-Schwarz-Straße fing kurz nach Mitternacht eine Terrassenüberdachung Feuer. Dem Eigentümer gelang es jedoch, die Flammen selbst zu löschen. Ursache des Brandes, bei dem ein Sachschaden von rund 5000 Euro entstand, war vermutlich ein Feuerwerkskörper. Zwei Hausbewohner wurden mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung vorsorglich ins Krankenhaus gebracht, durften aber noch in der Nacht wieder nach Hause. Zu einem, so Olma, "minimalen" Brand kam es in Walldürn. Hier hatten neben einem Backofen liegende Handtücher und Holz Feuer gefangen, konnten aber ebenfalls von den Bewohnern rasch gelöscht werden.
Bemerkenswert war schließlich noch eine Trunkenheitsfahrt am Silvesterabend: Eine 38-jährige Frau, die auf der B 27 in Höpfingen in ihrem Skoda angehalten wurde, hatte bereits um 20 Uhr 2,28 Promille Alkohol im Blut – weshalb für sie das neue Jahr nun ohne Führerschein, dafür aber mit einer Anzeige beginnt.