Von Joachim Casel und Andreas Hanel
Buchen. Einen rundum gelungenen Auftakt feierte die RNZ-Sommertour in Buchen am gestrigen Freitag. Angeboten war ein Rundgang durch die Großbaustelle Burghardt-Gymnasium Buchen (BGB). Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie nutzten über 20 RNZ-Leser die kurzweilige Führung, um Informationen über die bauliche Aufwertung der weithin geschätzten Schule aus erster Hand zu erhalten.
Buchens Bürgermeister Roland Burger. Foto: ahn/jocBuchens Bürgermeister Roland Burger und Bauleiter Nico Hofmann erläuterten die Maßnahme sehr kompetent und abwechslungsreich. Diese Informationen ergänzte Schulleiter Jochen Schwab. Alle drei Referenten bedankten sich bei der RNZ, dass man den Umbau des BGB, das größte Bauprojekt in der Geschichte Buchens, in die Sommertour mit aufgenommen habe. Und sie unterstrichen die Notwendigkeit des Ausbaus, der nach aktuellem Stand 23,4 Millionen Euro kosten wird und im Jahr 2022 fertiggestellt sein wird. Etwa zehn Millionen davon fließen als Zuschüsse, den Rest muss die Stadt Buchen selbst finanzieren.
An der Baustelle begrüßte Joachim Casel im Namen der Rhein-Neckar-Zeitung die Teilnehmer des Rundgangs und freute sich über die gute Resonanz. Er betonte, dass es kein Zufall sei, dass die erste Buchener RNZ-Sommertour mit dem BGB beginne. Mit dieser Reihenfolge wolle man vielmehr dem hohen Stellenwert, den diese Schule landauf landab genieße, Ausdruck verleihen. Der Stellvertreter von Redaktionsleiter Rüdiger Busch hob auch den großen Wert der Bildung hervor. Bildung benötige aber, um sich entfalten zu können, Raum und Infrastruktur. Genau dies werde beim Bau des neuen BGB hervorragend umgesetzt. Abschließend bedankte sich Casel bei Roland Burger und Nico Hofmann mit einem Präsent für die ausgezeichnete Führung.
Zurzeit wird das Burghardt-Gymnasium in Buchen erweitert und saniert. Die 23,4 Millionen Euro teure Maßnahme ist das größte Bauprojekt in der Geschichte Buchens. Foto: Andreas Hanel/Joachim CaselDas Buchener Stadtoberhaupt Roland Burger ging auf die zeitlichen Entstehungsphasen des BGB-Gebäudes ein. "Das älteste Bauteil stammt von 1958, das jüngste von 1976". Man liege in etwa im Kostenplan, der derzeit bei 23,4 Millionen Euro liege. Burger lobte den interessanten und modernen Baukörper, der auf viele Holzkonstruktionen setze.
Bauleiter Nico Hofmann sprach von der größten und wichtigsten Baustelle in und für Buchen. Eine architektonische Herausforderung sei es dabei, den Bestand und den Neubau zu einer guten Einheit zu verschmelzen. Nicht ganz einfach sei es auch, im laufenden Betrieb zu bauen, aber dank des guten Zusammenwirkens mit der Schulleitung funktioniere dies sehr gut.
Schulleiter Jochen Schwab freute sich über das große Interesse am BGB. Das Geld für die Baumaßnahme sei gut angelegt, schließlich komme es Generationen von Schülern zugute. Außerdem könne man so drei Schwachstellen der Schule beseitigen. So würden zum einen die dringend benötigten Fachräume geschaffen, ein Aufzug sorge für Barrierefreiheit im ganzen Gebäude, und es entstünden Aufenthaltsflächen für die Schüler.
Als Herzstück entsteht ein multifunktionales Selbstlernzentrum
Bauleiter Nico Hofmann gab bei der RNZ-Sommertour interessante Details zum neu gestalteten BGB - Barrierefreiheit wurde mit einem Kunstgriff erzielt
Buchen. (ahn/joc) Mit dem Neu- und Umbau am BGB ändert sich vieles. Was dies im Detail bedeutet, erläuterte Architekt Nico Hofmann den interessierten Teilnehmern. Grundsätzlich werden die Räumlichkeiten in der Schule komplett neu organisiert.
Anschaulich erklärte Architekt Nico Hofmann die Einzelheiten des Umbaus.Der repräsentative Haupteingang bleibt zur St.-Rochus-Straße hin. Allerdings wird er in die Mitte des Neubaus, also des Trakts II, rechts neben dem Rundbau der Schülerbibliothek verlagert. Betritt man das Gebäude durch diesen neuen Haupteingang, kommt man in den großen, lichtdurchfluteten Neubau. Die beeindruckenden Maße: rund 90 Meter lang und 13,50 Meter breit. Durch die verbaute Weitspanndecke entsteht hier ein einziger stützenfreier Raum.
Hierin befindet sich unter anderem das 140 Quadratmeter große Foyer. Linker Hand wird es dann eine Cafeteria mit Küche geben, und zwar "für eine gesunde Ernährung", wie Schulleiter Jochen Schwab betonte. Daran schließen sich die Kunsträume an. Rechts neben dem Foyer werden die Musikräume untergebracht sein, in denen dann auch beispielsweise auswärtige Chöre oder Musikvereine proben können. "Wir wollen als Schule für Gäste offen sein", so Jochen Schwab. "Außerdem wollen wir die musischen Fächer aufwerten, indem wir sie in das Herz der Schule stellen."
Im Stockwerk darunter wird später die Technik ihren Platz finden. "Von den 24 Millionen Euro Kosten geht rund die Hälfte auf die Technik", verdeutlichte Bürgermeister Roland Burger – und das, obwohl die aktuelle Heizzentrale bestehen bleibt, die noch relativ neu ist und genügend Kapazität hat.
Außerdem wird es auf dieser Ebene noch einen überdachten Fahrradabstellplatz geben. Zusammen mit den bereits fertiggestellten Abstellmöglichkeiten am BGB-Parkplatz gibt es dann Platz für 300 Fahrräder. Die Fahrradabstellfläche im Neubau kann aber auch für besondere Veranstaltungen genutzt werden.
Im Obergeschoss des Neubaus entstehen Klassenzimmer und eine Lernzone für die Oberstufe. Diese wird mit den "Teeküchen", die einigen ehemaligen Schülern des BGB noch in (freudiger) Erinnerung sein dürften, nicht viel gemeinsam haben. Denn: "Die Ebene für die Oberstufenschüler wird sehr modern sein und Wohnzimmer-Charakter haben", erklärte Roland Burger.
Gegenüber des Neubaus wird am anderen Ende des Gebäudekomplexes Richtung Schüttstraße zwischen Trakt III und Trakt IV ein Verbindungsbau, der Trakt VI, gefertigt. In diesem sowie zum Teil in den Trakten III und IV werden dann die Fachräume für die Naturwissenschaften untergebracht sein. Diese befinden sich gerade noch im Trakt I. Dort im Mittelgeschoss werden künftig die Büros der Verwaltung sowie Besprechungszimmer vorzufinden sein.
Zum Abschluss – und quasi als Höhepunkt – führte Architekt Nico Hofmann die Gruppe in die Mitte des Schulkomplexes. Dort entsteht zwischen Trakt II und III ein großes Selbstlernzentrum, das an den Neubau angeschlossen ist. Dieses künftige "Herzstück der Schule" weist eine Fläche von rund 250 Quadratmetern auf und verfügt über eine Bühne. Bei Veranstaltungen kann das Selbstlernzentrum mit rund 300 Plätzen bestuhlt werden.
Nebenan entsteht im Außenbereich ein offenes Klassenzimmer: Die Fassaden, die den Innenhof zwischen Trakt II und III begrenzen, werden nämlich begrünt. So entsteht dort ein großes "grünes Klassenzimmer" unter freiem Himmel.
Darüber hinaus wird die Schule barrierefrei. Dafür sorgt der Einbau eines einzigen Aufzuges, durch den alle Stockwerke und Räume ohne Hindernisse erreicht werden können – "ein Kunstgriff des Architekten", wie Bürgermeister Burger lobte.
Der Neubau entsteht in Hybridbauweise: Die Grundkonstruktion wie Stützen und Decken wird aus Stahlbeton, Wände und Dach werden in Holzbauweise gefertigt. Getragen wird die Last des Neubaus von über 90 Stahlbeton-Pfählen, die circa zehn Meter in die Tiefe gehen.
Neben den Neubauten werden alle Bestandsbauteile saniert. Elektro, Heizung, Sanitär und Lüftung werden in allen Bereichen erneuert. Altersbedingte Schäden machten dies auch im Bestand nötig.
Die Fertigstellung des Neubaus (Trakt II) ist für das Frühjahr 2021, die der Trakte III, IV, VI und des Selbstlernzentrums für Ende 2021 und die der Trakte I und V bis Mitte 2022 geplant.