Daniel Hemberger und seine Frau Solange haben sich während seines Einsatzes als Entwicklungshelfer kennengelernt. Foto: privat
Von Tanja Radan
Reisenbach. Im Herbst 2017 hat Daniel Hemberger aus Reisenbach die Koffer gepackt und ist in ein Flugzeug nach Ruanda gestiegen, um dort drei Jahre lang als Entwicklungshelfer des christlichen Entwicklungsdienstes "Christliche Fachkräfte International" (CFI) am Muhabura Integrated Polytechnic College in Ruhengeri im Nordwesten Ruandas Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.
Seinen Einsatz hat er mittlerweile beendet. "Die Zeit in Ruanda war eine sehr schöne und gleichzeitig auch oft schwierige Zeit, die ich trotzdem nicht missen möchte", blickt er im Gespräch mit der RNZ zurück. Mit dem Verlauf seiner Projekte ist er zufrieden: Die Hauptaufgabe des gelernten Werkzeugmechanikers war, gemeinsam mit ruandischen Kollegen am College in Ruhengeri eine Solar-Power-Station sowie eine Regenwasseraufbereitungsanlage zu planen.
Sobald die Solarstation und die Wasseraufbereitungsanlage in Betrieb sind, werden sie der Berufsschule helfen, Strom- und Wasserkosten zu sparen. "Dieses Geld kann dann in die Ausbildung der Jugendlichen fließen, da man vor Ort – anders als in Deutschland – mit Materialien arbeitet, die schneller verschleißen. So müssen zum Beispiel immer wieder neue Elektroleitungen gekauft werden", erklärt Hemberger.
Hier sind Eindrücke aus Ruanda, die Daniel Hemberger festgehalten hat. Foto: privatDer Reisenbacher hat mit großem Engagement dazu beigetragen, gemeinsam mit seinen Kollegen vor Ort die beiden Anlagen zu planen. Er hat mit ihnen unter anderem Zeichnungen angefertigt, das Gelände mit GPS vermessen, den Verbrauch ausgerechnet und lokale Power-Stationen besichtigt. "Das Projekt lief gut", erzählt Daniel Hemberger.
Doch dann kam vieles anders als geplant: "Ende September 2019 bekam ich starke, anhaltende Kopfschmerzen verbunden mit weiteren Symptomen, so dass die Ärzte vor Ort mir empfohlen haben, für weitere Untersuchungen und bessere Behandlungsmöglichkeiten nach Deutschland zurückzufliegen." In Deutschland konnten die Ärzte Tropenkrankheiten als Ursache ausschließen und stellten vielmehr ein HNO-Problem fest, das nur durch eine OP behoben werden konnte. "Die OP hat coronabedingt erst spät, Mitte Juli 2020, stattfinden können. Danach konnte ich dann leider nicht mehr nach Ruanda zurück", bedauert Hemberger.
Nach der Pandemie wird er jedoch auf jeden Fall wieder ins Flugzeug nach Afrika steigen, da er mit dem Land mittlerweile aufs Engste verbunden ist: "In Ruanda habe ich meine Frau Solange kennengelernt. Sie hat dort für eine andere Hilfsorganisation, "Footsteps", gearbeitet", sagt Hemberger. Nach einem regelrechten Behördenmarathon heirateten die beiden in Mudau und wohnen nun gemeinsam in Reisenbach. "Es war für Solange schon eine Umstellung, sich an unser Wetter zu gewöhnen und geschlossene Schuhe zu tragen", sagt Daniel Hemberger augenzwinkernd. Sie besucht in Deutschland den Sprach- und Integrationskurs und möchte danach im sozialen Bereich arbeiten. Daniel Hemberger arbeitet mittlerweile bei Braun in Walldürn.
Seit seiner Zeit in Ruanda sieht er auch Deutschland mit anderen Augen: "Ich freue mich darüber, dass alles sehr geregelt abläuft, aber ich vermisse die Herzlichkeit der Menschen in Ruanda. Sie sind offen, freundlich und gelassen." Er hat Ruanda als sehr "westliches" Land erlebt, das zum Beispiel auch dem Umweltschutz eine hohe Priorität einräume. Hemberger schätzt an Ruanda zudem, dass man vor Ort versuche, den Genozid, der immer noch sehr präsent sei, aufzuarbeiten. "Präsident Paul Kagame betont, dass alle Ruander ein Volk seien", sagt Daniel Hemberger. "Er ist zudem volksnah, hört den Menschen zu und versucht, ihnen weiterzuhelfen."
Momentan leiden die Ruander vor allem unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. "In Ruanda gibt es keine Kurzarbeit. Die Menschen, die derzeit wegen der Pandemie nicht arbeiten dürfen, haben momentan somit kein Einkommen", berichtet Hemberger. Die Schulen sind geschlossen und die Kinder müssen zu Hause lernen. Zudem gibt es strikte Ausgangsbeschränkungen.
Daniel Hemberger weiß noch nicht, ob er irgendwann erneut die Koffer packen wird, um in einem anderen Land als Entwicklungshelfer mit anzupacken. "Momentan ist unser Lebensmittelpunkt hier in Deutschland", sagt er.
Ganz ausschließen will er es jedoch nicht. Er lässt sich von seinem christlichen Glauben leiten. "Wir wollen dort sein, wo Jesus uns gebrauchen will", sagt der Reisenbacher.