Ein Bild aus vergangenen Tagen: die „Höpfemer Schnapsbrenner“ ziehen durch die Straßen ihrer Heimatgemeinde. Ob im kommenden Winter Fastnachtsveranstaltungen stattfinden werden, ist unklar. Gesundheitsminister Jens Spahn empfahl jüngst bereits eine Absage der Kampagne, was bei vielen Fastnachtsvereinen auf Unverständnis stößt. Archiv-Foto: Janek Mayer
Neckar-Odenwald-Kreis. (RNZ) Fröhliche Menschen in bunten Kostümen, die Lieder singen, schunkeln, tanzen, in vollen Hallen über Sketche lachen oder auf Umzügen durch die Straßen ziehen: So kennt man die närrische Jahreszeit in unserer fastnachtsbegeisterten Region. Doch die kommende Kampagne steht wegen der Corona-Pandemie auf wackligen Beinen. So hatte sich Gesundheitsminister Jens Spahn am Dienstag skeptisch geäußert, ob Fastnacht im kommenden Winter überhaupt stattfinden könne. Eine Nachricht, die viele Fastnachter auch in unserer Region beunruhigt haben dürfte. Wir haben exemplarisch bei einigen Fastnachtsvereinen aus dem Raum Buchen nachgefragt, wie sie die Situation und die Aussagen des Gesundheitsministers bewerten.
> FG "Hordemer Wölf" (Hardheim): "1,50 Meter Abstand, Maskenpflicht und ein zurückhaltender Umgang passen nicht zur Fastnacht, wie wir sie kennen und lieben", sagt Vorsitzender Michael Grimm. Deshalb sei jedem Verantwortlichen klar, dass die bevorstehende Kampagne ein völlig anderes Gesicht haben werde als in der Vergangenheit, "aber wir werden uns anpassen. Wir appellieren an die verantwortlichen Politiker, zu gegebener Zeit, jedoch nicht im August, umsichtig zu entscheiden."
> FG "Höpfemer Schnapsbrenner" (Höpfingen): Vize-Präsident Tobias Hauk und Vorsitzender Günter Schell fragen in einer persönlichen Stellungnahme: "Warum wird jetzt, bereits im August, über eine komplette Absage nachgedacht?" Die Narretei auf eine Mallorca-Party zu reduzieren, sei zu kurz "gesprungen". Sie stellen weiterhin die folgenden Fragen in den Raum: "Was ist mit all den anderen Veranstaltungen, die vorher stattfinden und weniger Tradition haben? Warum dürfen zwei mal elf Fußballer ihrem Hobby nachgehen, ein Elferrat aber nicht? Warum will Herr Spahn zum jetzigen Zeitpunkt einen kompletten Riegel vorschieben?". In den Fastnachtsvereinen gebe es so viele kreative Ideen und Personen, die sich auf alle möglichen Situationen einstellen und Wege finden könnten, eine "andere" Fastnacht zu feiern. Sie appellieren: "Lasst uns bitte zusammen überlegen, wie Prunksitzungen, Rathaussturm oder Umzüge unter den Hygienevorschriften stattfinden können."
Masken an der Fastnacht zu tragen, sei ja nichts Ungewöhnliches. Man solle die Jungen und Mädchen in den Tanzgruppen ihre Tänze trainieren lassen und den Zusammenhalt pflegen. Wenn es nötig sei, könnten sie auch auf der Straße mit genügend Abstand tanzen. "Diese Traditionen und Kulturgüter machen doch die Lebensqualität speziell auf dem Land aus", betonen Hauk und Schell.
Kreativität sei hier gefragt, keine panische Kurzschlussreaktion. Keiner sei derzeit gezwungen, Verträge ohne Ausstiegsklauseln einzugehen, die nachher den Verein ruinieren würden. Eine Absage könne auch noch zwei Wochen vor der Veranstaltung erfolgen. Erfolge sie jetzt, lasse sie sich nicht mehr umkehren und ersticke alle mögliche Kreativität im Keim. "Auch wenn die Fastnacht vielleicht nicht wie gewohnt ablaufen kann: Gerade in Coronazeiten sind die Freude, der Frohsinn und die Leichtigkeit der Fastnacht auch gut für das Wohlbefinden und die Gesundheit", so Hauk und Schell.
> FG "Fideler Aff" (Walldürn): "Zuständig ist nicht der Bundesgesundheitsminister, sondern unser Landrat", betont FG-Präsident Falko Günter gleich vorweg. Der Vorstoß von Jens Spahn hat erst einmal keinen Einfluss auf das weitere Vorgehen bei den "Fidelen Affen". "Wir in Walldürn bereiten alles ganz normal vor", sagt Günter, "und wenn es dann ausfällt, dann ist es halt so." Bis zur fünften Jahreszeit kann dem Präsidenten zufolge noch viel passieren. "Ich habe aber lieber einen Notfallplan in der Schublade, um zum Beispiel etwas in kleinem Rahmen anzubieten, als verfrüht aufzugeben." Denn, und das betont Günter: "Abgesagt ist abgesagt, da gibt es kein Zurück!" Die "Fidelen Affen" warten also die weitere Entwicklung ab, und die Tänzerinnen, die schon eifrig – seit es wieder erlaubt ist – ihr Tanzbein in den Proben schwingen, bereiten sich weiter auf eine "Dürmer Faschenaacht" vor – wie auch immer diese dann aussehen mag.
> FG "Narrhalla" (Buchen): Vorsitzender Herbert Schwing stellt klar: "Wir haben bisher noch keine Entscheidung getroffen und finden, dass es auch noch zu früh ist, um Entscheidungen zu treffen. Wir hoffen nun, dass sich alles noch zum Guten wendet und die Fastnacht gefeiert werden kann. Unser Programm haben wir jedenfalls noch nicht auf Eis gelegt."
> KaGeMuWa (Mudau): Vorsitzender Helmut Korger jun. sagt: "Wir von der Karnevalsgesellschaft ,Mudemer Wassersucher’ haben uns im Vorstand dafür ausgesprochen, erst mal fast alle unsere traditionsreichen Brauchtums-Veranstaltungen zu planen." Es gehe zum jetzigen Zeitpunkt um die Motto-Auswahl, die Ordensgestaltung und die Planungen in den drei Garden mit jeweils 16 Tänzerinnen. "Wir wollen vorbereitet sein, um unseren Brauchtum durchführen zu können." Wenn es durch gesundheitliche Gefahren nicht möglich sein sollte, einzelne Veranstaltungen durchführen zu können, sei es schade, aber das könne man dann kurzfristig entscheiden. "Wir zeigen natürlich Verständnis für die Einschränkungen in der Corona-Pandemie und werden die beschlossenen Regeln einhalten. Es wird eine Mudemer Faschenaacht geben, vielleicht mit anderem Gesicht und neuen Ideen", erklärt Helmut Korger jun.
> KG "Wulle-Wack" (Limbach): Präsident Holger Pabst findet die Aussage von Jens Spahn "grundsätzlich zu früh getroffen. Wir gehen allerdings davon aus, dass die Fastnacht ausfällt." Schon alleine die Einhaltung und Umsetzung der Hygieneregeln sei für kleinere Vereine schwer einzuhalten. Die Frage sei ja: "Macht es dann überhaupt noch Spaß?" Denn deswegen mache man ja die Fastnacht. "Wir haben aber noch keine klare Entscheidung für uns als Verein getroffen", stellt Pabst klar. Auf der nächsten Sitzung am 15. September werde das Thema angesprochen und man werde beraten, wie man vorgeht. Pabst ergänzt: "Teilweise trainieren wir unsere Gruppen für die kommende Kampagne, natürlich unter den geltenden Hygieneregeln und mit der Aussage im Hinterkopf, dass sie womöglich zwei Jahre Zeit zum Üben haben."