Die Türen sind verschlossen, das Betreuungsangebot gerade für Grundschüler in den Ferien ist knapp - sehr zum Leidwesen von Stefanie Rösch (l.) und Kora Kirchgessner (r.) aus Osterburken. Foto: Andreas Hanel
Osterburken. (ahn) Im Grunde ist es eine ganz einfache Rechnung: "Es gibt 14 Wochen Schulferien im Jahr. Mein Mann und ich haben zusammen zwölf Wochen Urlaub. Wenn wir unseren Urlaub aufteilen, bleiben immer noch zwei Wochen übrig", erklärt Stefanie Rösch, Mutter der siebenjährigen Pauline aus Hemsbach. Mit dem Problem der Ferienbetreuung für Kinder - insbesondere im Grundschulalter - ist die junge Mutter nicht allein. "Bedarf besteht definitiv", meint sie - und zwar etwa bei Adelheid Gökeler und Kora Kirchgessner, zwei weiteren Müttern aus Osterburken. Im Gespräch mit uns erzählen die drei, wie sie versuchen, Familie, Beruf und Urlaub unter einen Hut zu bringen.
"Eine große Erleichterung ist meine Mutter, die 30 Kilometer entfernt wohnt und noch gesundheitlich in der Lage ist, Pauline für wenige Tage bei sich aufzunehmen", meint Stefanie Rösch. Doch wenn keine helfenden Großeltern vor Ort sind, werde es schwierig, ergänzt Adelheid Gökeler, Mutter dreier Kinder im Alter von acht bis 15 Jahren.
Auch Kora Kirchgessner aus Schlierstadt kann mit der zwölfjährigen Marleen und der siebenjährigen Lusia davon ein Lied singen: "Ich habe die Kinder schon zur Oma nach Frankfurt gefahren - so groß war die Not." Ihr Mann arbeite als Monteur und sei dementsprechend oft auf Achse. Die Versorgung und Betreuung ihrer Kinder übernehme sie dann allein, erzählt die Schlierstädterin, die gerade in einem Minijob arbeitet: "Ich würde gerne mehr arbeiten, doch ohne entsprechende Betreuung ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Ich habe eine meiner Töchter auch schon mal zur Arbeit mitgenommen, aber das ist natürlich auch keine Lösung."
Bei Adelheid Gökeler sieht es nicht besser aus, wie sie berichtet. Seit drei Jahren wohne sie mit ihren drei Kindern und ihrem Mann in Osterburken. Dieser sei Teamleiter bei einer Firma aus der Automobilbranche in Heilbronn. "Er mach gar keine Auslandsreisen mehr, weil das nicht geht. Ich selbst habe meine Arbeitsstelle auf 50 Prozent reduziert. Wir haben vorher in Heilbronn gewohnt, da war das Betreuungsangebot besser", meint sie.
Besteht das Problem also nur bei uns auf dem Land? "Ich weiß, dass beispielsweise in Hardheim das Angebot um einiges besser ist als hier in Osterburken", sagt Stefanie Rösch. Und dagegen wollen die Frauen etwas unternehmen, damit es "in der Stadt nicht zu einem Rückschritt kommt", so Kora Kirchgessner.
"Es gibt eine Umfrage unter den Eltern der ersten Klassenstufe, bei der 20 von 50 ein größeres Betreuungsangebot während der Ferienzeit wünschten. Wir haben schon Gespräche mit der Stadt Osterburken geführt, inwieweit man das Betreuungsangebot ausweiten könne. Angeblich bestünde hier aber von Seiten der Eltern kein Interesse."
Dies bestätigt die Hauptamtsleiterin der Stadt Osterburken, Elke Ander, auf Anfrage: "Die Angebote sind zur Zeit ausreichend. Ein Bedarf über die gesamten Ferien gibt es nur in wenigen Einzelfällen. Über die bestehenden Angebote hinaus sind für diese Ferien keine weiteren Aktionen geplant."
Die bestehenden Angebote seien zum einen der Ferienspaß, bei dem Vereine und Organisationen rund 20 Veranstaltungen über die Zeit der Sommerferien anböten, und zum anderen ein zweiwöchiges Ferienprogramm für Grundschulkinder, das vom Caritasverband für den Neckar-Odenwald-Kreis und der Stadt gestellt werde, so die Hauptamtsleiterin weiter.
Besonders zweiteres Angebot findet guten Anklang. "Zum Glück gibt es das", meint Kora Kirchgessner. "Aber die Gruppe ist mit nur 25 Plätzen schon voll. Danach steht man dann wieder da und muss sich irgendwie mit Freunden, Bekannten und Nachbarn helfen - das ist schon ein riesiger Aufwand."
Dies ist besonders für Familien mit Kinder im Grundschulalter, die eine Betreuung rund um die Uhr brauchen, ein Problem, wie Stefanie Rösch beschreibt: "Im Kindergarten geht heute alles, da gibt es immer mehr Plätze. Aber sobald die Kinder in die Grundschule kommen, sieht es schlecht aus."
Weitere Angebote in den Ferien würden da viel helfen. Doch das ist nicht einfach, wie Peter Zimmermann vom Caritasverband erklärt (siehe Interview): "Früher haben die Betreuung vor allem FSJler und Praktikanten übernommen. Dem ist nicht mehr so. In Zukunft müssen ganz neue Wege gegangen werden."
Die jungen Mütter sind sich der Tatsache, dass die Schaffung eines Betreuungsangebots mit Schwierigkeiten verbunden ist, bewusst, wobei sie realistisch einschätzen: "Wir wissen, dass dies alles mit einem riesigen organisatorischen, personellen und finanziellen Aufwand verbunden ist. Und natürlich muss so ein Angebot auch entsprechend bezahlt werden, wozu wir auch bereit sind."
Als Lösungsansätze sehen sie mittelfristig die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden sowie die verstärkte Kooperation zwischen Stadt, Vereinen und kirchlichen Einrichtungen. Kurzfristig wollen sie vor allem eines: weitere Umfragen und Diskussionen für eine bessere Ferienbetreuung.
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