Mit Freude und Eifer saßen die Schüler der Osterburkener Realschule am gestrigen Montag nach Wochen des Fernunterrichts wieder in ihren Klassenzimmern. Foto: Andreas Hanel
Osterburken. (ahn) "Herzlich willkommen zurück, ihr Lieben!" Mit diesem bunt gestalteten Schild wurden am gestrigen Montag die Fünft- und Sechstklässler der Realschule in Osterburken nach Wochen des Fernunterrichts wieder zu ihrem Schulalltag in ihren Klassenzimmern begrüßt.
Zwar läuft für sämtliche Grundschüler und für die Fünft- und Sechstklässler im Land seit Montag wieder der Präsenzunterricht, doch von Normalität ist dieser noch weit entfernt. Wir haben uns mit Tobias Majer, dem Rektor der Osterburkener Realschule, unterhalten, wie der erste Tag im neuen Schulalltag abgelaufen ist.
"Man hat in den letzten Wochen schon gemerkt, dass gewisse Ermüdungserscheinungen bei den Schülern im Fernunterricht auftraten", so Majer. Zwar seien gerade die Fünft- und Sechstklässler gut dabei gewesen, allerdings: "So langsam ist es dann auch schwierig geworden."
Doch auch für den Schulleiter waren die letzten Wochen nicht gerade einfach. Denn die sich ständig ändernden Vorgaben des Kultusministeriums, die zum Teil binnen einer Woche umgesetzt werden sollen, verlangen von ihm und seinem Kollegium ein hohes Maß an Organisationstalent und Flexibilität.
Dass sie diese Aufgaben mit Bravour meistern, zeigt die Tatsache, dass sie auf so ziemlich alle Eventualitäten vorbereitet sind. Denn schließlich "lernt man ja dazu", meint Majer und verrät: "Wir haben gleich mehrere Pläne in der Schublade." Zum Beispiel auch für den Fall, dass die höheren Klassen wieder in den Präsenzunterricht einsteigen.
Seit gestern wird indes zunächst einmal der Plan für die fünften und sechsten Klassen in die Praxis umgesetzt. Dieser sieht vor, dass alle Klassen halbiert werden, damit die Abstände gewahrt werden können. Die zwei Klassenhälften verteilen sich auf nebeneinanderliegende Räume, in denen der Unterricht stattfindet. Der Lernstoff ist bei aller räumlichen Entfernung derselbe. Damit alle Schüler in ihrem Lernprozess begleitet werden können, "befindet sich in jedem Raum ein Lehrer", berichtet Majer. Dabei unterstütze ein zusätzlicher Kollege den eigentlichen Fachlehrer.
Das funktioniert nur mit genügend Lehrkräften. "Mit weniger Personal wäre dies nicht möglich", sagt der Rektor. Deshalb fällt der Nachmittagsunterricht aus. Denn neben den 125 Schülern aus der fünften und sechsten Klassenstufe müssen ja auch noch die restlichen rund 355 Schüler aus den höheren Klassen im Fernunterricht betreut werden.
Wobei die drei zehnten Klassen zum Teil auch in der Schule unterrichtet werden – genauer: in der Aula. Dort stehen im vorgeschriebenen Abstand Tische und Stühle bereit, an denen sich die Zehntklässler an zwei Tagen in der Woche auf ihre Prüfungen vorbereiten. Da auch für sie zurzeit keine Schulpflicht gilt, wird der Unterricht parallel über das Internet übertragen, so dass die Schüler auch zuhause am Unterricht teilnehmen können.
Für alle Schüler im Präsenzunterricht gilt das Tragen einer Maske. "Zwar sind auch normale Masken erlaubt, doch wir haben die Eltern gebeten, ihren Kindern medizinische Masken mitzugeben", informiert Majer. Außerdem dürfen sich die einzelnen Klassen in den Pausen nur in den für sie vorgeschriebenen Bereichen aufhalten.
Doch was passiert, wenn sich ein Schüler trotz aller Regeln mit Corona infiziert? Dazu hat das Kultusministerium einen Fahrplan erstellt, der die eventuelle Notwendigkeit einer Quarantäne vorschreibt. Demnach ist keine Quarantäne erforderlich, wenn eine Maske getragen und ausreichend gelüftet wurde. Sollte Letzteres nicht der Fall sein, muss die gesamte Klasse in Quarantäne – unabhängig davon, ob der Infizierte eine Maske trug oder nicht. Wenn er keine Maske anhatte und ausreichend gelüftet wurde, müssen nur die Sitznachbarn in Quarantäne.
Ähnlich kompliziert sind auch die Regeln, wenn sich eine Lehrkraft infiziert. Damit dies im Falle eines Falles schnell erkannt wird, kommt zweimal in der Woche das DRK an die Realschule, um Coronatests an den Lehrern vorzunehmen. Außerdem ist schon "deutlich mehr als die Hälfte" der Lehrkräfte erstgeimpft, wie Majer berichtet.
Mit der Organisation und dem gestrigen Start in den Präsenzunterricht seien die Lehrkräfte zufrieden, so der Schulleiter. Das trifft auch auf die Schüler zu. "Sehr gut. Endlich wieder Freunde sehen", fasste ein Sechstklässler zusammen, was sich wohl alle seine Mitschüler dachten.
"Ich denke, das unterstreicht, wie wichtig für die Kinder das soziale Miteinander ist", sagt Majer. "Die Isolation hat ihnen nicht gutgetan." Das mache er auch daran fest, dass etwa die Schulsozialarbeiterin in letzter Zeit häufiger kontaktiert worden sei. "Nun freuen sich die Schüler sehr, dass sie wieder ihre Klassenkameraden sehen und sich mit ihnen austauschen können", freut sich der Schulleiter zusammen mit seinen Schützlingen, der sich darüber hinaus froh über den reibungslosen Start in den neuen Schulalltag zeigt.