Die Mitarbeiterinnen des Weltladens setzen sich seit Jahren für angemessene Preise für Produkte aus weniger entwickelten Ländern ein. Foto: A. Hanel
Osterburken. (ahn) "Ein gutes Leben ist für mich die Wertschätzung der Arbeit aller Menschen auf der Erde." Dies ist einer der handgeschriebenen Sprüche, mit denen die Mitarbeiter des Weltladens in Osterburken die Pinnwand verziert haben, die hinter ihrer neusten Attraktion steht. Diese besteht aus einer Tombola, mit der sich der Weltladen in der kreisweiten "Fairen Woche", die noch bis zum 25. September geht, präsentiert. Ganz nach dem Motto "Fair statt mehr – fair handeln für ein gutes Leben" beteiligen sich darüber hinaus noch die inzwischen als "Fair-Trade-Stadt" anerkannte Stadt Osterburken, das Gasthaus "Schwanen" und die Metzgerei Hofmann.
"Eigentlich wäre es gut, wenn wir überflüssig wären", sagt Ingeborg Egenberger vom Osterburkener Weltladen im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung. "Doch das Grundproblem unfairer Löhne besteht noch immer, obwohl sich bereits einiges verbessert hat."
Bei der Tombola während der „Fairen Woche“ warten tolle Gewinne. Foto: HanelEinen Anteil an dieser Verbesserung hat der Weltladen. Denn "wir sind eine echte Alternative", so Egenberger. Der Weltladen hat sich auf die Fahnen geschrieben, "Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben. "Bei uns ist garantiert, dass der Lohn für die Herstellung der Produkte in weniger entwickelten Ländern so ist, dass die Familien davon gut leben können", erklärt Gerhilde Miksch, die ebenfalls im Weltladen arbeitet. "Bei uns haben die Produkte einen garantierten Preis. So wollen wir vermeiden, dass der Lohn von der Nachfrage oder von Prozessen an der Börse abhängig ist." Somit soll für Arbeiterfamilien etwa in Südamerika oder in Afrika gewährleistet sein, dass die Kinder eine Schule besuchen können. Ein weiteres Ziel zur Selbsthilfe besteht darin, dass unterentwickelte Länder eine eigene Transportlogistik aufbauen können.
Um diese hehren Ziele zu erreichen, verkaufen die rund 25 ehrenamtlichen Mitarbeiter des Weltladens fair gehandelte Produkte. Dabei arbeiten sie mit Organisationen wie der Gepa, der dwp oder El Puente zusammen. Die Handelspartner sind vom Weltladen-Dachverband zertifiziert, also nach Fair-Handels-Konventionen geprüft.
Der kleine schmucke Laden an der Eisenbahnbrücke in Osterburken ist zugleich auch ein sozialer Treffpunkt. Dazu tragen unter anderem auch Aktionen wie das alljährlich stattfindende "Faire Frühstück" bei. Und auch die gut gepflegte Bücherkisten, aus denen man – im Idealfall gegen eine Spende – Lesestoff für zuhause mitnehmen kann ist ein "großer Anziehungspunkt", wie Ingeborg Egenberger berichtet. "Wir sind ein Farbtupfer in der immer farbloser werdenden Geschäftswelt in Osterburken."
Zudem unterhält der Weltladen einige Kooperationen, zum Beispiel mit den Osterburkener Schulen, mit den Kirchengemeinden, mit der "Kulturkommode" oder auch mit der Firma AZO, wo in der Kantine ein Stand mit Produkten aus dem Weltladen aufgebaut ist.
Den Hauptverdienst generiert der Weltladen aus seiner Stammkundschaft, wobei auch jüngere Menschen den Laden besuchen. "Die ,Fridays-for-Future-Generation‘ legt ja nicht nur Wert auf den Klimaschutz, sondern auch auf Dinge wie eben den fairen Handel", freut sich Egenberger.
Die Einnahmen, die die Stammkunden in die Kassen spülen, reichen allerdings gerade so aus, um den Weltladen zu finanzieren. "Die Verdienstspanne ist relativ gering", informiert Marianne Segieth, die ebenfalls im Weltladen arbeitet. "Das Geld, das wir in weniger entwickelte Länder weitergeben, stammt vor allem aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden", informiert Gerhilde Miksch.
Sie kennt sich mit Finanzen aus, denn sie ist für die Kasse beim Trägerverein Weltgruppe Adelsheim / Osterburken zuständig. In diesem "mildtätigen Verein", wie ihn die Frauen bezeichnen, ist Ingeborg Egenberger als Schriftführerin tätig, während Marianne Segieth die Internetseite pflegt.
Diese hatte auch die Idee für die Tombola, die man nun während der "Fairen Woche" anbietet. Das Gute dabei: Die Hälfte der Lose sind Gewinne. Wer in den nächsten zwei Wochen den Weltladen besucht, hat somit eine Chance auf den Gewinn von fair gehandelten Produkten wie etwa Süßigkeiten oder auch kunsthandwerkliche Kleinode wie Schlüsselanhänger.
Einige Meter vom Weltladen entfernt stellt die Stadt Osterburken im Rathaus und im Römermuseum Stellwände auf, wo Interessierte ihre Gedanken zu Fragen wie etwa "Was bedeutet für mich ein gutes Leben?" oder "Was kann ich an meinen Verhaltens-/Konsummustern verändern, damit alle ein gutes Leben haben?" auf Karteikarten schreiben und dort auf die Wände pinnen können.
Ebenfalls lohnt sich ein Besuch im Gasthaus "Schwanen" und in der Metzgerei Hofmann, die ebenfalls Aktionen in der "Fairen Woche" anbieten.