Fast 300 Jahre alte Scheune wird aufgebaut
Im Freilandmuseum Gottersdorf wird derzeit eine Scheune von 1731 wiederaufgebaut - "Enorme Aufwertung der Infrastruktur"
Gottersdorf. (pm/RNZ) Das Odenwälder Freilandmuseum bekommt Zuwachs: Derzeit wird eine historische Scheune aus dem Jahr 1731 aufgebaut. Das Gebäude wurde bereits in den 1980er Jahren abgebaut, seither wurden die Bauteile zusammengelegt im Depot des Museums gelagert.
Die Scheune hat im Erdgeschoss drei Zonen: Auf einer Seite wird eine barrierefreie Sanitäranlage errichtet. Im gegenüberliegenden Bereich entsteht ein Multifunktionsraum für museumspädagogische Angebote. "Dieser Raum bietet eine gute Ausweichmöglichkeit insbesondere bei Kinderaktionen und Workshops, bei denen man bisher bei schlechtem Wetter nur in die Dreschhalle des Museums ausweichen konnte", erklärt Margareta Sauer, Leiterin des Odenwälder Freilandmuseums der Rhein-Neckar-Zeitung.
Das Dachgeschoss bietet Raum für kleinere Wechselausstellungen, die man dort zeigen könne und die dazu beitragen, die Attraktivität des Museums zu erhöhen. So könne man auch mit bescheideneren Mitteln immer wieder Schlaglichter auf verschiedene Aspekte des ländlichen Lebens werfen und zudem auch Objekte aus dem Depot ausstellen, die sonst nicht gezeigt werden können.
Eine bauliche Herausforderung stelle die Kombination von historischem Gebäude und moderner Nutzung dar, so Sauer. Hygienevorschriften, Brandschutz, statische Anforderungen sowie baurechtliche Vorschriften müssten zusammen mit der historischen Bausubstanz unter einen Hut gebracht werden. Das sei nicht immer einfach und habe einige Kompromisse bei der Realisierung des Projektes erfordert.
Die Kosten für den Aufbau liegen bei 450.000 Euro, wobei rund 270.000 Euro davon gefördert werden.
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Der Aufbau des historischen Teils der Scheune wird aus dem Fördertopf für die baden-württembergischen Freilandmuseen des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst bezuschusst.
Die Einrichtung der barrierefreien Sanitäranlage wird vom Naturpark Neckartal-Odenwald gefördert.
Die Scheune mit der barrierefreien Sanitäranlage befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Dreschhalle, in der die großen Veranstaltungen des Museums stattfinden. "Damit wird die Infrastruktur des Museums enorm aufgewertet, der Besucherservice gesteigert und das Museum für die Zukunft gerüstet", betont Sauer.
Inhaltlich schließe die Scheune eine wichtige Lücke im Museumskonzept: Sie ergänze die vorindustrielle Ziegelei aus Unterschwarzach um den Aspekt der landwirtschaftlichen Nutzung.
Bisher stand das Ziegeleigebäude ohne weitere Nebengebäude solitär im Gelände und habe bei den Besuchern den Eindruck erweckt, der Ziegler habe sich alleine durch das Ziegelbrennen ernährt, erklärt Sauer. Dem sei aber nicht so gewesen.
Da Ziegler nur in einer fest vorgeschriebenen Zeit zwischen dem Josefstag am 19. März und dem St. Gallustag am 16. Oktober brennen durften, der gesamte Brennvorgang aber fast einen ganzen Monat dauerte, konnte der Ziegler nur fünf Brände im Jahr durchführen. Der Verkauf des Brennguts aus fünf Bränden reichte aber nicht zum Überleben, daher betrieb er, um sich und seine Familie zu ernähren, auch Landwirtschaft. Mit der Aufrichtung der Scheune werde nun auch der landwirtschaftliche Aspekt in den Blick gerückt, so Sauer.
Das Gebäude wird in Fachwerkbauweise aufgeführt und außen wie am Originalstandort in Lampenhain (Ortsteil der Gemeinde Heiligkreuzsteinach) mit Holzschindeln und Brettern verkleidet.