Nach der Grippewelle Anfang dieses Jahres, die besonders auch in Buchen heftig grassierte, ließen sich in letzter Zeit viele impfen. Dies hat zur Folge, dass es in manchen Arztpraxen zu Engpässen kommt. Foto: thinkstock
Neckar-Odenwald-Kreis. (ahn) Besonders die Betroffenen werden sich noch an den Anfang des Jahres erinnern, als die Grippewelle grassierte. Die ist nach Meinung vieler Experten auch ein Grund dafür, warum es gerade zu Engpässen bei den Grippe-Impfstoffen kommt, da die Leute nach den Erfahrungen zu Jahresbeginn vermehrt zur Impfung gingen und gehen. Betroffen von den bundesweiten Engpässen sind einige Bundesländer, darunter auch Baden-Württemberg. Bei uns in der Region ergibt sich diesbezüglich ein gemischtes Bild, wie wir bei unseren Nachfragen in einigen Arztpraxen erfahren haben.
So gibt es einige Praxen, bei denen der Grippe-Impfstoff noch vorrätig ist. Zum Beispiel bei der des Osterburkener Arztes Dr. Christian Nafz, der auf Anfrage der RNZ berichtet: "Es stimmt, dass es zur Zeit ein Verteilungsproblem gibt. Allerdings sind die Engpässe bei uns kein Thema, wir haben noch Impfstoff da."
So gestaltet sich auch die Lage in Mudau bei Dr. Rolf Schwing. Auch dort seien noch genügend Impfstoffe da.
Bei Dr. Michael Haberbeck aus Walldürn ergibt sich ein ähnliches Bild, wie eine Mitarbeiterin mitteilt: "Wir haben rechtzeitig bestellt. Bis jetzt ging es noch, aber ich hoffe, dass wir bald durch sind. Allerdings sind die meisten bei uns schon geimpft. Früher mussten wir zum Teil die Impfstoffe entsorgen, dieses Jahr sind die Leute - vor allem nach der Grippewelle - aufmerksamer geworden."
Dass sich mehr Leute impfen lassen, merkt auch Dr. Kurt Häfner, der zusammen mit Kirsten Häfner und Dr. Andreas Schmitt die internistische Hausarztpraxis im neuen Buchener Gesundheitszentrum betreibt. Dort hat man zwar in weiser Voraussicht mehr Impfstoff bestellt, allerdings ist der inzwischen aufgebraucht. "Wir hatten Anfang des Jahres 30 Prozent mehr vorbestellt, als letztes Jahr geimpft wurden. Weil es nun aber 30 bis 40 Prozent mehr Impfungen gab, waren die Bestände Ende Oktober leer. Wir haben nachbestellt, allerdings hatten wir Anfang November zwei Wochen lang keine Impfstoffe, da es zu Lieferungsengpässen kam. Nach meinen Informationen liegt das zum Teil an einer asymmetrischen Verteilung in der Region", so Dr. Kurt Häfner. Neben der letzten heftigen Influenza sieht er den Grund für die gestiegenen Impfzahlen auch in dem besseren vierfachen Impfstoff gegen die Grippe. Für diesen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen inzwischen die Kosten, bisher hatten sie nur die für den dreifachen Impfstoff übernommen.
Vor einer Woche sei auch in Adelsheim bei der Gemeinschaftspraxis von Dr. Clemens Fuchs und Selma Akdere der Impfstoff ausgegangen, obwohl man viel bestellt habe.
"Normal haben wir im Januar noch Impfstoff. Doch weil die letzte Grippewelle so schlimm war, haben sich dieses Jahr viel mehr Leute impfen lassen. Bei uns sind zur Zeit noch über 20 Leute auf der Warteliste", informiert Selma Akdere.
Doch nicht nur in den Arztpraxen, sondern auch in den Apotheken sind Grippe-Impfstoffe gerade Mangelware. Wie etwa Melanie Gehrig von der Buchener Stadtapotheke im Gespräch mit der RNZ sagt: "Bei uns sieht es auch ganz schlecht aus. Das begann schon vor zehn Tagen." Außerdem hat sie noch einen Tipp für Impfwillige: "Wer sich impfen lassen will, sollte sich generell früh darum kümmern."
Dass es gerade zu Engpässen kommt, liegt unter anderem daran, dass es ungefähr sechs Monate dauert, um einen üblichen Impfstoff auf Hühnereibasis zu produzieren, wie eine Sprecherin des Herstellers Sanofi sagt.
Dr. Harald Genzwürker, Chefarzt der Neckar-Odenwald-Kliniken, sieht darin auch ein Teil des Problems, wie er gegenüber der RNZ mitteilt: "Es wird schon ungefähr zum Jahreswechsel von den entsprechenden Gremien festgelegt, wie viel Impfstoffe für den darauffolgenden Herbst hergestellt werden sollen. Dieses Jahr wurden die üblichen Mengen produziert. Die Engpässe rühren nun nicht daher, dass die Produktion ausgefallen ist, sondern weil einfach mehr Leute zum Impfen gekommen sind. Wegen unserer Öffentlichkeitsarbeit und wegen der Eindrücke der letzten Influenza sind die Zahlen der Impfungen dieses Jahr deutlich gestiegen. Das finde ich sehr erfreulich."