Nach über 30 Jahren schließen Wolfgang und Kevin Hauk aus Mudau ihrer Buchener Filiale. Personalengpässe und notwendigen hohe Investitionen sind die Gründe dafür. Foto: Martin Bernhard
Von Martin Bernhard
Buchen. Nach über 30 Jahren schließt die Metzgerei Hauk aus Mudau zum Jahresende ihre Buchener Filiale. "Eigentlich ist es schade, so einen Laden zu schließen", bedauerte Seniorchef Wolfgang Hauk die Schließung. "Aber der Wandel der Zeit, Personalengpässe, anstehende Investitionen und vor allem die Stärkung unseres Hauptgeschäftes in Mudau sind Gründe, diesen Weg bewusst zu gehen."
Bei dem Haus in der Amtsstraße 16 handelt es sich nach den Worten von Kevin Hauk um ein altes Gebäude. Eine zeitgemäße Erweiterung des Geschäfts sei nicht möglich. Außerdem müsste er Geräte wie das Kühlhaus, die Kühltheke und Kühlregale erneuern lassen. Um die Filiale zukunftsfähig zu machen, müsste er einen hohen Betrag investieren. "Wenn ich wüsste, ich hätte in acht Jahren noch genügend Fachpersonal, würde ich mir das überlegen", sagte Kevin Hauk. Denn von den derzeit 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an beiden Standorten gingen in den nächsten acht Jahren zehn bis zwölf in den Ruhestand. Vor allem Fleischereifachverkäuferinnen zu finden, sei äußerst schwierig. Also beschloss Kevin Hauk, sich auf sein Stammhaus in Mudau zu konzentrieren. "Ich mache lieber das Team in Mudau stark", sagte er.
Auch die Corona-Krise spiele bei der Schließung eine Rolle. Denn das Familienunternehmen verlor in diesem Jahr rund 30 Prozent an Umsatz dadurch, dass Aufträge für Catering, Partyservice und Feste weggefallen seien. "Das ist eine riskante Zeit zum Investieren", stellte der 32-jährige Metzgermeister fest.
Sein Vater Wolfgang ist 58 Jahre alt und will sich allmählich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen. Dieser hatte in den 1980er-Jahren das Haus in Buchen erworben und darin im Jahr 1986 die Metzgereifiliale eröffnet. Sein Sohn Kevin legte im Jahr 2008 im Alter von 20 Jahren als jüngster Absolvent in Baden-Württemberg die Meisterprüfung im Metzgerhandwerk ab. Er erwarb den Titel eines staatlich geprüften Ernährungsberaters und bildete sich im Jahr 2014 zu einem der wenigen Gewürz-Sommeliers in Deutschland weiter. Innerhalb von zwei Jahren hielt er 90 Vorträge zu den Themen Gewürze und Ernährung, um das Image des Metzgerberufs zu heben. Während er regelmäßig Auszubildende zum Metzger einstellt, wird es jedoch immer schwieriger, Auszubildende für den Verkauf zu gewinnen. "Immer weniger wollen einen so traditionellen Beruf ausüben", stellte Kevin Hauk fest. "Der Nachwuchs aber ist die Zukunft für einen Laden."
Innungsobermeister Ralf Herkert in seiner Buchener Metzgerei. Für die Personalprobleme in seinem Handwerk macht er das Gehalt und die Arbeitszeiten verantwortlich. Foto: BernhardInnungsobermeister Ralf Herkert von der gleichnamigen Metzgerei sieht sich personell zwar gut aufgestellt, ist sich aber der Probleme in der Branche bewusst. "Fleischereifachverkäuferinnen sind ein Luxusgut", stellte er fest. Doch es sei generell schwierig, für das Handwerk Personal zu gewinnen. Das liege zum Teil auch an der vergleichsweise niedrigen Bezahlung. Deshalb hätten die Metzger in Baden-Württemberg vor wenigen Jahren die Ausbildungsvergütungen verdoppelt. Seitdem nehme man den zweiten Platz unter den Ausbildungsvergütungen im Handwerk in Baden-Württemberg ein. Doch nach wie vor sei es schwierig, Auszubildende oder Fachkräfte vor allem im Verkauf zu finden.
Dazu habe auch beigetragen, dass die Landesregierung plante, alle fünf Metzgerei-Schulklassen im Regierungspräsidium zu schließen und die Auszubildenden zentral in Karlsruhe zu unterrichten. So sei über Monate hinweg unklar gewesen, ob an der Zentralgewerbeschule in Buchen die Auszubildenden weiterhin ihren Berufsschulunterricht erhalten würden. Für 15- oder 16-jährige Jugendliche sei es aber nicht so einfach möglich, den Blockunterricht in Karlsruhe zu absolvieren. Doch diese Pläne wurden inzwischen verworfen. Nach den Worten von Herkert zählt man im Neckar-Odenwald-Kreis in diesem Jahr insgesamt 16 Auszubildende zum Metzger und zur Fachverkäuferin im ersten Lehrjahr. In den Vorjahren seien es nur zwei bis drei gewesen. Damit hat man die Mindestklassengröße von 16 Schülerinnen und Schülern erreicht.
"Die Hälfte der Schüler sind Auszubildende zur Fachverkäuferin von Rewe- und Edeka-Märkten", stellte Herkert fest. Während es kleineren Metzgereien schwerfällt, Nachwuchs zu gewinnen, scheint dies dem Lebensmitteleinzelhandel leichter zu fallen. Herkert führt das darauf zurück, dass diese mittags durchgehend geöffnet haben. "Was macht eine Auszubildende mit einer zweieinhalbstündigen Mittagspause, wenn sie noch keinen Führerschein hat und nicht nach Hause fahren kann?", hatte Ralf Herkert sich schon vor fünf Jahren gefragt. Also öffnet er seine Filialen ebenfalls durchgehend und lässt sein Verkaufspersonal in zwei Schichten arbeiten. Seitdem fällt es ihm leichter, Personal für den Verkauf zu gewinnen und zu halten.
Info: Die Filiale der Metzgerei Hauk schließt zwar zum Jahresende. Kevin Hauk bietet seinen Buchener Kunden an, sie freitags mit einem Metzgereibus zu beliefern. Dazu sollte man seine Bestellung spätestens am Donnerstag während der Geschäftszeiten unter Telefon 06284/308 aufgeben.