Die neue Seniorenanlage im Ravensteiner Stadtteil Merchingen nimmt bereits Konturen an. Richtfest wurde schon gefeiert, im April sollen die ersten Senioren einziehen können. Foto: Helmut Frodl
Von Helmut Frodl
Merchingen. Seit zwei Jahren schon ist der Neubau des Seniorenzentrums unterhalb des Merchinger Sportplatzes eines der beherrschenden Themen in der ganzen Stadt Ravenstein. Im Vorfeld verlief allerdings nicht alles ganz störungsfrei, denn der überraschende Wechsel des Betreibers der künftigen Anlage lief im Vorfeld nicht ohne Ärgernis ab, wie die RNZ erfuhr. Jetzt aber läuft offenbar alles rund, was man auch am zügigen Baufortschritt der Anlage festmachen kann.
Jetzt, zu Beginn des neuen Jahres, sind nicht nur die zwei an der Baustelle stehenden großen Baukräne und die bereits klar erkennbaren Strukturen der neuen Seniorenwohnanlage ein deutliches Zeichen dafür, dass der Bau gut voranschreitet. In einer Rekordbauzeit von nur rund acht Wochen wurde der Rohbau fertiggestellt, und derzeit wird schon am Innenausbau gearbeitet. Die Arbeiten der Elektroinstallation sind nahezu fertiggestellt. Und trotz des Wintereinbruchs vor ein paar Tagen konnten nunmehr bereits die letzten Fenster in den verschiedenen Gebäudetrakten eingesetzt werden. Es gibt keine Pause an diesem Großprojekt, denn das Ziel des Bauherrn ist es, wie Investor Udo Schwetlick auf Anfrage der Rhein-Neckar-Zeitung mitteilte, dass zum 1. April die ersten Senioren in dieses neue Seniorenzentrum einziehen können.
Gut voran gehen die Arbeiten am Neubau in Merchingen. Foto: Helmut FrodlEin Rückblick: In der Gemeinderatssitzung am 28. März 2019 informierte der damalige Bürgermeister Hans-Peter von Thenen den Gemeinderat über dieses für die Stadt Ravenstein bedeutende Baumaßnahme. Im Gemeinderat und innerhalb der Bevölkerung bestand tendenziell eine breite Zustimmung für die Errichtung des Seniorenzentrums, denn dadurch wird der dringend benötigte altersgerechte Wohnraum und das dazugehörige Pflege- und Betreuungsangebot vor Ort geschaffen. In dieser Gemeinderatssitzung stellte Investor Udo Schwetlick von der gleichnamigen Bauträgergesellschaft mbH aus Offenburg in einer Präsentation den Planentwurf vor und betonte, dass man gerne mit der Gemeinde dieses Projekt angehen möchte. In den letzten Jahren hätte sein Unternehmen hier in der Region zahlreiche solcher neuen Wohnanlagen errichtet. Schwetlick versprach damals, dass der relativ große Baukörper bestens in das vorhandene Gelände integriert werde. In dem barrierefreien Gebäude können in drei Wohngruppen je 15 Personen untergebracht werden. Im Dachgeschoss sollen weitere 15 größere Wohnungen entstehen, und in den Eingangsbereich werde eine Cafeteria integriert. Das Gebäude werde ein Flachdach erhalten, das später begrünt werden soll. Zudem soll es an die örtliche Fernwärmeleitung angeschlossen werden. Die Betreuung der Wohnanlage sollte der Saarländische Schwesternverband als frei gemeinnütziger Träger übernehmen, der auf den Betrieb von Pflegeeinrichtungen und Diensten von betreuten Wohnungen spezialisiert ist, so der damals in der Sitzung anwesende Thomas Dane. Sein Verband betreut seit 2009 die Pflegeeinrichtung in Boxberg, und man freue sich schon auf die geplante Zusammenarbeit in Merchingen, so Dane. In der damaligen Sitzung billigte der Gemeinderat den Vorentwurf des Bebauungsplans und die frühzeitige Offenlage zur Beteiligung der Öffentlichkeit und Behörden.
Fast ein Jahr später, Ende September 2020, war dieses Großprojekt erneut Thema im Ravensteiner Gemeinderat. Ratsschreiber Anton Friedlein erläuterte den zu genehmigenden Bauantrag und bekräftigte, dass man sich bei diesem Vorhaben bereits auf der Zielgerade befinde. Von der ursprünglichen Planung des Gebäudes sei der Bauträger allerdings zwischenzeitlich abgewichen, denn von 45 Plätzen mit 15 betreuten Wohnungen soll jetzt ein Seniorenzentrum für insgesamt 60 Bewohnerinnen und Bewohner errichtet werden. Alle Pflegezimmer seien als Einzelzimmer geplant, sagte Friedlein. Die Gebäude werde in zweigeschossiger Bauweise errichtet. Für dieses Bauvorhaben wurde ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erstellt. Die dortigen Festsetzungen seien mit Ausnahme der geringfügigen Überschreitungen der Baugrenze eingehalten. Einstimmig stimmte der Gemeinderat dem Bauvorhaben seinerzeit zu.
Bereits zwei Wochen später, Anfang Oktober, wurde die Baustelle eingerichtet, und die Bagger rollten an, um mit den umfangreichen Erdarbeiten zu beginnen. Gleichzeitig wurde der Straßenbau einschließlich Randsteinen und Schwarzdecke für die Ent- und Versorgung des Projektes durchgeführt.
In der Sitzung des Gemeinderats im November informierte Bürgermeister Ralf Killian den Gemeinderat, dass die Bauarbeiten am neuen Seniorenzentrum begonnen haben. Der Rohbau solle noch im abgelaufenen Jahr erstellt sein, so der ambitionierte Zeitplan.
Und in der Tat ging das Bauvorhaben schnell voran. Fast täglich waren Neuerungen zu erkennen. Es wurden fast zeitgleich an einem Gebäudeteil die Fertigteile gestellt und am anderen Gebäudeteil bereits die nächste Betonplatte betoniert. Innerhalb von nur acht Wochen war so der komplette Rohbau dieser eindrucksvollen Seniorenwohnanlage entstanden.
Dies allerdings mit einer gravierenden Änderung: Betreiber ist nun nicht mehr – wie ursprünglich geplant – der Saarländische Schwesternverband, sondern die Geras-Pflegeheime GmbH, die bereits die Seniorenwohnanlagen in Höpfingen und Mudau betreut. Mit Geras, so Udo Schwetlick, arbeite man bislang schon bestens zusammen.
Von der Entscheidung des Bauträgers zeigte sich der Schwesternverband übrigens enttäuscht und verärgert. Geschäftsführer Dirk Sellmann meinte, dass man im Frühjahr eine mündliche Einigung über die wesentlichen Eckpunkte des Projektes vereinbart habe. Diese komme nun aber nicht zum Tragen. Der Saarländische Schwesternverband betreibt hierzulande unter anderem sehr erfolgreich die Pflege- und Wohneinrichtungen in Assamstadt. Man bedauere es, nun für Merchingen kein modernes Versorgungskonzept anbieten zu können.
Derzeit wird übrigens trotz des Winterwetters auf der Baustelle emsig weiter gearbeitet, damit der geplante Fertigstellungstermin eingehalten werden kann und die ersten Senioren im April einziehen können.