Neckar-Odenwald-Kreis. (RNZ) Raus ins Grüne, sich bewegen, an der Landschaft erfreuen und die Tiere beobachten: Gibt es etwas Schöneres? Wie beneidenswert gut wir es hier im Landkreis haben, wird uns in diesen Tagen besonders bewusst. Denn anders als in den Städten, in denen die wenigen grünen Oasen derzeit meist hoffnungslos überlaufen sind, gibt es bei uns auf dem Land an fast jeder Ecke reizvolle Wege, die zum Spazierengehen, Wandern oder Radfahren geradezu einladen. Unsere intakte Kulturlandschaft und die üppigen Schätze der Natur zu erkunden, ist immer eine Freude – zu Zeiten von Corona ist dies für viele aber leider häufig die einzige Ablenkung in ihrem schwierigen, neuen Alltag.
Umso wichtiger wird es sein, neue Wege zu entdecken: Welche schönen Strecken gibt es im Nachbarort? Welcher Spaziergang lohnt sich etwa rund um Mudau? Wo gibt es überall Seen? Um Antworten auf diese und viele weitere Fragen zu bekommen, hat die RNZ eine Artikelserie gestartet, bei der jeder – egal ob Leser, Verein oder Mitarbeiter – seinen "Lieblingsweg" teilen kann. Das kann die Abendrunde durch den Wald sein, der Spaziergang zum Weiher, die halbtägigen Wanderung oder die Fahrradausfahrt. Unsere Bitte: Teilen Sie Ihre "Lieblingswege" und vervielfachen Sie damit die Freude, die Sie daran haben.
Schicken Sie uns eine Beschreibung der Strecke und ihrer Besonderheiten – gerne ausformuliert oder in Stichworten – per E-Mail an red-buchen@rnz.de. Betreff: "Lieblingswege". Idealerweise fügen Sie auch das ein oder andere Foto bei.
Von Torsten Englert
Hardheim. Im aktuellen Teil der RNZ-Serie "Lieblingswege" stellt unser Mitarbeiter Torsten Englert aus Hardheim seinen Favoriten vor. Der landschaftlich herrliche Weg mit einigen schönen Aussichtspunkten führt auf den Schmalberg zum Pavillon bzw. "Babilon", wie er im Volksmund bezeichnet wird.
Der im Volksmund als „Babilon“ bezeichnete Pavillon wurde 1982 auf Initiative von Hermann Wawatschek und weiteren Mitgliedern der Handballabteilung des TV wiedererrichtet.Ausgangspunkt ist am Parkplatz des Friedhofs. Von dort laufen wir Richtung Kaserne. In der Alten Würzburger Straße (zwischen Haus Nr. 2 und Nr. 4) führt dann ein schmaler Fußweg hinauf zum Schmalberg. Auf diesem Weg hat man einen herrlichen Ausblick auf Hardheim. Hier auf dem Schmalberg gibt es im Frühjahr viele Orchideen wie Fliegen-Ragwurz und verschiedene Knabenkräuter zu sehen.
Der Pavillon lädt zur Rast ein. Er wurde auf Initiative von Hermann Wawatschek und einigen Mitstreitern 1982 von der Handballabteilung des TV wiedererrichtet und 2007 – auch von der Handballabteilung – renoviert. Bereits vorher stand hier seit ca. 1900 eine Schutzhütte.
Der Weg führt uns, wenn wir uns rechts halten, weiter Richtung Schweinberg. Der feste, geschotterten Weg macht eine große Kurve und läuft wieder Richtung Hardheim. Wir überqueren die Bundesstraße und laufen weiter zur Walter-Hohmann-Höhe zum Modell der Ariane-V-Rakete. Hier können wir uns über den großen Sohn der Gemeinde Hardheim, den Raumfahrtpionier Dr. Walter Hohmann (1880–1945), informieren. Nach einer kurzen Rast können wir über den Friedhof wieder den Parkplatz erreichen.
Info: Die Rundwegstrecke beträgt rund 2,5 Kilometer und dauert etwa 1,5 Stunden bei gemütlichem Schritt.
> Rundweg rund um Hainstadt zur Anna-Kapelle und zur "dicken Eiche"
Monika Flödl aus Hainstadt hat sich bei uns gemeldet, um ihren "Lieblingsweg", der rund um Hainstadt verläuft, vorzustellen. Der Weg ist rund zwölf Kilometer lang und eignet sich für Spaziergänger, Jogger und Radfahrer. Start und Ziel liegen in der Bürgermeister-Schüßler-Straße. Der Weg ist größtenteils asphaltiert. Auch die Waldwege sind gut ausgebaut.
"Beim Gehen eröffnet sich ein weiter, schöner Blick über Hainstadt", berichtet Monika Flödl. Zudem ist er abwechslungsreich: "Die Strecke führt durch den grünen Wald und dann eröffnet sich später wieder eine tolle Weite über Wiesen und Feldern."
Zudem führt der Rundweg zu wichtigen Hainstadter Sehenswürdigkeiten: zur Anna-Kapelle mit ihrem Glockenturm, an alten Bildstöcken und Gedenksteinen entlang und auch die uralte "dicke Eiche" kann man beim Wandern oder Radfahren kennenlernen. In im Ortskern wartet dann schließlich noch die Kirche St. Magnus. Auch das Rathaus liegt an der Strecke.
Zwischendurch kann auch gerastet werden: Es gibt zum Beispiel am Kreiz und Gedenkstein Tische und Bänke, auch an der Eiche stehen Bänke. Der Weg rund um Hainstadt ist für jeden geeignet: "Man muss kein Sportler sein. Rastplätze sind genügend vorhanden", sagt Flödl. Auch Kinderwagen können geschoben werden.
Hier nun die Wegbeschreibung: Start und Ziel sind an der Bürgermeister-Schüßler-Straße. Ein Schild weist auf den Radweg hin, den man Richtung Josefskapelle folgt. In Höhe der Kapelle biegt man links ab und folgt dem Weg. Hier hat man einen schönen Blick auf Hainstadt. Der Weg führt am "Talbuckel-Weiher" und der Tongrube vorbei in das Waldgebiet "Amsel". Nach links geht es weiter zum Grillplatz, wo man die Straße nach Hornbach überquert. So gelang man zur "dicken Eiche" und durchquert den "Welscheberg". Dann eröffnet sich wieder ein ein schöner Blick. Man quert erneut die Straße nach Hornbach und folgt dem Weg zur Anna-Kapelle. Danach führt der Weg in einer Schleife wieder Richtung Hainstadt und man gelangt ins Wohngebiet "Neue Gärten" (Bannwinkelstraße). Dann kommen Kirche sowie Rathaus, und man ist wieder am Ausgangspunkt.
> Limesrunde Rinschbachtal
Als einer der ersten Leser hat Jürgen Türschel aus Götzingen auf unseren Aufruf reagiert. Er nennt seinen Lieblingsweg "Limesrunde Rinschbachtal" – das ist zwar keine offizielle Bezeichnung, aber eine treffende Beschreibung eines reizvollen Weges:
Kein Wunder, dass das der Lieblingsweg unseres Lesers ist – bei diesem Ausblick. Foto: Jürgen TürschelDie abwechslungsreiche Strecke ist 9,7 Kilometer lang und eignet sich zum Wandern, Joggen oder Mountain-Biken. Sie führt entlang des ehemaligen Limesverlaufs auf Limesradweg und dem -wanderweg. Die Strecke ist zumindest auf dem Wanderweg anspruchsvoll und beinhaltet insgesamt über 130 Höhenmeter.
Auf dem Limesradweg entlang der Rinschbach ist die Strecke eben und geteert. Der Wanderweg führt durch Wald und Feld, teilweise auf engen Trails, meistens auf Feld- und Waldwegen. Start und Ziel ist der Dorfplatz in Götzingen.
Am Nächstweiher kann eine Pause eingelegt werden. Foto: Jürgen TürschelDa es sich um einen Rundkurs handelt ist es grundsätzlich egal, ob nach Süden oder Norden gestartet wird. Ich persönlich bevorzuge, nach Süden zu starten. Aus diesem Grund erfolgt auch die Wegbeschreibung in diese Richtung.
Wir folgen dem Limesradweg Richtung Osterburken und passieren die "Mühle" in Götzingen. Beim Aussiedlerhof "Roter Busch" verlassen wir den Limesradweg und laufen geradeaus. Nach ein paar Hundert Metern kommen wir auf den Limeswanderweg. Wir laufen links in den Wald und folgen dem Limeswanderweg nach Norden und kommen am Götzinger Steinbruch und schönen Blühwiesen vorbei. Unterwegs befindet sich eine Hinweistafel auf den ehemaligen Limesverlauf. Ein Hangsofa lädt zu einer kurzen Pause bei der Hälfte der Strecke ein. Es ergeben sich herrliche Ausblicke auf Götzingen und das Rinschbachtal.
Weiter geht es über die Hügel des Baulands auf dem Limeswanderweg zum "Lausebuckel" oberhalb von Rinschheim (bekannt u. a. durch das "Help-Festival). Hier befinden sich ebenfalls Hinweistafeln auf die Zeit der Römer sowie ein Nachbau des Limes. Unten in Rinschheim geht es auf dem Limesradweg zurück nach Götzingen. Auf diesem Weg gibt es derzeit zahlreiche besondere Hingucker: eine Kette aus bemalten Steinen als Zeichen der Hoffnung. Am Nächstweiher kann nochmals eine kurze Rast eingelegt und das Kneipp-Becken benutzt werden. Hier soll in diesem Jahr noch eine "Fit am See"-Anlage entstehen. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Ziel am Dorfplatz in Götzingen.
Update: Freitag, 15. Mai 2020, 15.10 Uhr
> Zum Daunsee
Starten möchten wir mit meinem Lieblingsweg, der schon lange vor Corona in den Sommermonaten regelmäßig auf unserem Familienprogramm stand:
Das Ziel ist erreicht: Am Daunsee gibt es immer viel zu entdecken. Fotos: Rüdiger Busch"Geh’n wir zum Daunsee?" Es vergeht keine Woche, an der mir meine beiden Kinder diese Frage nicht stellen. Verständlicherweise, denn die Strecke ist für uns ideal: Den Startpunkt am Parkplatz des Wald- und Vogellehrpfads in Hettingen erreichen wir von unserem Zuhause in wenigen Minuten, und der Zeitaufwand der Tour ist überschaubar, so dass wir nicht auf freie Tage oder Wochenenden angewiesen sind, sondern uns im Sommer auch noch nach Feierabend auf den Weg machen können. Zudem gibt es zu jeder Jahreszeit viel zu entdecken und zu erleben. Außerdem ist die Tour beliebig variierbar: So ist ein Abstecher in die idyllische Naherholungsanlage Hasenwald ebenso möglich, wie einen Teil der Strecke auf dem parallel verlaufenden Wald- und Vogellehrpfad zu absolvieren.
Doch zurück zu unserer Hauptroute: Ob zu Fuß, mit dem Laufrad, dem Roller oder dem Fahrrad – die Strecke ist für jedes dieser Fortbewegungsmittel geeignet und zudem frei von größeren Steigungen, so dass es nur ganz selten Beschwerden des Nachwuchses über den gar so anstrengenden Ausflug gibt. Entlang des Weges wartet viel Abwechslung auf uns: Bienen, Hummeln und Schmetterlinge sind zuverlässige Begleiter – leider hat ihre Zahl aber im Lauf der Jahre deutlich abgenommen. Hin und wieder wagt sich ein Reh in unser Blickfeld, oder ein Rotmilan dreht am Himmel seine Kreise.
Doch nicht nur über die Natur, sondern auch in Sachen Heimatkunde erfahren wir bei unseren Spaziergängen so einiges. Halb im Gebüsch versteckt, erinnert ein Bildstock an das Schicksal von Eugen Münch, der hier vor mehr als 150 Jahren, genauer gesagt 1866, von einem Fuhrwerk überfahren wurde.
Wenig später erreichen wir dann unser Ziel: den Daunsee, offiziell Dauntalweiher. Fische, Enten, Nilgänse und im Frühjahr auch Kaulquappen: Für Groß und Klein gibt es hier immer etwas zu entdecken. Auf halber Höhe der Runde um den See lädt eine Bank zum Picknick ein. Frisch gestärkt machen wir uns auf den Rückweg – bis das nächste Mal die Frage kommt: "Geh’n wir zum Daunsee?"