Vorwiegend positive Entwicklungen weist die Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Heilbronn (in dessen Zuständigkeit der Neckar-Odenwald-Kreis fällt) aus. Die Fallzahlen für 2017 reduzierten sich im Vergleich zum Vorjahr um knapp sechs Prozent, zugleich konnte die Aufklärungsquote gesteigert werden. Es gibt aber auch Negativentwicklungen... Foto/Repro: dpa/schat
Von Andreas Hanel
Neckar-Odenwald-Kreis. "Die Fallzahlen sind zurückgegangen, während wir die Aufklärungsquote gleichzeitig steigern konnten." Erfreuliche Nachrichten konnte Polizeipräsident Hans Becker bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für das Jahr 2017 im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Heilbronn (in den auch der Neckar-Odenwald-Kreis fällt) präsentieren. Vor diesem Hintergrund konstatiert Becker: "Die Bürger im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Heilbronn leben sicher. Diese Tatsache ist zugleich unsere Aufgabe, tägliche Motivation und auch zukünftiges Ziel."
2017 sei ein außergewöhnliches Jahr mit vielen Herausforderungen gewesen, fasste der Polizeipräsident bei der Präsentation der aktuellen Zahlen zusammen: "Vor diesem Hintergrund kann und muss ich mit dem Ergebnis zufrieden sein." Gut ist das Ergebnis in Bezug auf Gesamtentwicklung: Die Zahl der bekannt gewordenen Kriminalfälle im gesamten Bereich des PP Heilbronn ist 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 5,9 Prozent auf insgesamt 33.210 Fälle (2016: 35.299 ) gesunken.
Auch im Neckar-Odenwald-Kreis zeigt sich eine positive Entwicklung, die Region schnitt bezüglich der Kriminalitätsbelastung im Landesvergleich sehr gut ab: Auf 100.000 Einwohner kamen im letzten Jahr 3 320 Straftaten, was einen Rückgang um 5,5 Prozent zum Jahr 2016 bedeutet. Damit zählt der Neckar-Odenwald-Kreis zu einer der sichersten Regionen in ganz Baden-Württemberg. Lediglich fünf von insgesamt 44 Land- und Stadtkreisen schneiden in der Statistik besser ab.
Bei der Aufklärungsquote gibt es Positives zu vermelden. Mit 61,6 Prozent (plus 2,6 Prozent) hat man im gesamten PP-Bereich 2017 einen Fünf-Jahres-Höchstwert erreicht. "Das ist die beste Aufklärungsquote, seit es das Präsidium gibt", so Becker. Im Neckar-Odenwald-Kreis wurde sogar noch besser aufgeklärt: Lag die Aufklärungsquote 2016 bei 62,9 Prozent, ist man nun bei stattlichen 67,3 Prozent angelangt.
Gesunken ist derweil die Zahl der Straftaten gegen das Leben - also Mord, Totschlag und fahrlässige Tötung - im Landkreis. Während im Jahr 2016 noch neun Fälle zu verzeichnen waren, gab es letztes Jahr "nur" acht Vorkommnisse mit tödlichem Ausgang.
Anders die Lage im gesamten Polizeipräsidium Heilbronn vermuten ließe, konnte der Neckar-Odenwald-Kreis einen Rückgang bei den Rohheitsdelikten verbuchen: 49 Übertretungen weniger als im Vorjahr wurden registriert, 2017 gab es nur noch 788 Vergehen.
Weniger erfreulich sieht der statistische Befund in Sachen Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung aus. Im Landkreis ist ein Anstieg um 4,4 Prozent auf 71 Delikte auszumachen. Das entspricht dem allgemeinen Trend: Im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums war ein Anstieg um 24,9 Prozent auszumachen. Die Zahlen müsse man allerdings relativieren, befand Becker: "Ursache für die Steigerungen sind insbesondere gesetzliche Änderungen im Sexualstrafrecht, welche Fehlverhalten in diesem Bereich früher strafrechtlich relevant werden lassen." Im Juli 2016 wurden sogenannte "Grapscherfälle" und die Hinwegsetzung des Täters über "den erkennbaren Willen" des Opfers in die Gesetzesbücher implementiert.
Unerfreulich lesen sich die Zahlen bei den Körperverletzungsdelikten im öffentlichen Raum (also etwa bei Veranstaltungen): Entgegen dem landesweiten Trend gab es im gesamten Gebiet des PP Heilbronn eine Zunahme um etwa 10 Prozent (1 327 Vorkommnisse). Dabei ist der Anteil der Tatverdächtigen unter Flüchtlingen um 85,2 Prozent auf 150 angestiegen. Grund für den signifikanten Mehrwert ist laut Polizeipräsident die Tatsache, dass sich die Auseinandersetzungen, die früher in den Unterbringungen stattfanden, immer mehr in den öffentlichen Raum verlagern. Dabei würden sich aber die Aggressionen meist gegen andere Flüchtlinge richten: "Die Opfer sind in der Regel nicht deutsche Bürger." Dennoch zeige die Entwicklung Handlungsbedarf an, so Becker weiter.
Positiv entwickelt haben sich die Diebstahlsdelikte. Im Neckar-Odenwald-Kreis spiegelt sich die allgemeine erfreuliche Entwicklung des Präsidiumsbereichs wider: 249 weniger Vergehen als im Vorjahr waren 2017 zu verzeichnen - eine Abnahme von 17 Prozent auf 1 217 Straftaten.
Besonders die Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen nimmt in der Arbeit des Polizeipräsidiums Heilbronn eine zentrale Rolle ein: Wiederholt konnte man insgesamt einen Rückgang verzeichnen - von 2016 auf 2017 um 21,4 Prozent, wobei die Aufklärungsquote bei 30,5 Prozent lag. Die polizeilichen Maßnahmen zeigten auch im Kreis Früchte: Hier konnten 19,1 Prozent (plus 7,3 Prozent) der Einbrüche aufgeklärt werden. Allerdings war hier im Landkreis entgegen dem allgemeinen Trend kein Rückgang bei den Fallzahlen auszumachen, 68 Einbrüche fanden Eingang in die Statistik.
Ein weiterer Schwerpunkt der Ermittlungen lag bei der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität. Im Neckar-Odenwald-Kreis gab es 2017 bei den Fallzahlen einen signifikanten Anstieg um 28 Prozent auf 521 Fälle. Dies liege vor allem daran, so Becker, dass man beim Polizeirevier Buchen im Zuge der Ermittlungsgruppe "Szene" vermehrt an Schulen und bekannten Treffpunkten Kontrollen durchgeführt habe in den meisten Fällen handele es sich um eine sogenannte Hol-Kriminalität. Bei den Ermittlungen richte man den Fokus dann verstärkt auf Händler und Schmuggler.
Die Bilanz der Straftaten im öffentlichen Raum liefert ein zweigespaltenes Bild: "Sehr positiv ist, dass die Straßenkriminalität zurückgegangen ist", so Becker: "Die Sicherheit im öffentlichen Raum konnte gesteigert werden. Uns gefällt aber nicht, dass die Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum zugenommen haben." Dies zeigt sich an den Zahlen aus dem Kreis: Die Straßenkriminalität nahm um 25,4 Prozent ab, während die Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum um 16,1 Prozent zunahmen. Becker zeigt sich ob dieser Zahlen kämpferisch: "Mit gezielten Präsenz- und Präventivmaßnahmen wollen wir hier den Trend wieder umkehren." Ebenso inakzeptabel sei die (vermehrt auftretende) Gewalt gegen Polizeibeamte.
Das Jahr 2017 sei für die Polizei auch wegen der schlechten Personalsituation eine Herausforderung gewesen, so Präsident Becker. Mittelfristig bestünde mit den kommenden, ausbildungsstarken Jahrgängen aber Aussicht auf Besserung. Mit einem "zielgerichteten Personal- und Ressourceneinsatz" wolle man bis dahin weiter dafür sorgen, dass sich die Bevölkerung sicher fühlen könne: "365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag."