Keine Lärmschutzwände für Adelsheim
Adelsheim. Die "unendliche Geschichte" hat nun ein Ende. "Ich hoffe, dass wir heute zu einem Ergebnis kommen, damit wir die Sache endlich abhaken können", lautete somit auch der Wunsch von Adelsheims Bürgermeister Wolfram Bernhardt in der Gemeinderatssitzung am Montagabend bezüglich der Lärmschutzwände entlang der Bahngleise im Stadtteil Adelsheim. Und der Wunsch des Stadtoberhaupts wurde erfüllt. Am Ende kam man sogar zu einem eindeutigen Ergebnis: Mit klarer Mehrheit lehnte das Gremium die Installation der drei geplanten Lärmschutzwände an der Unteren Austraße, am Panoramaweg sowie an der Wemmershöfer Straße im Stadtteil Adelsheim, über die jeweils einzeln abgestimmt wurde, ab.
Seit Mai 2018, als man das Thema der Lärmschutzwände in nichtöffentlicher Sitzung behandelte, befasste sich der Gemeinderat immer wieder mit diesem Thema. Nach zahlreichen Gesprächsterminen mit Vertretern der Deutschen Bahn (DB), nach Infoveranstaltungen und Vor-Ort-Terminen sowie nach etlichen zum Teil hitzig und emotional geführten Diskussionen – die Bürgermeister Wolfram Bernhardt gut und wichtig fand – kam man in der Oktobersitzung letzten Jahres zumindest für die angedachten Lärmschutzwände in Sennfeld zu einem Ergebnis – nämlich zu einem klaren Nein.
Im Stadtteil Adelsheim gestaltete sich das Ganze allerdings komplizierter: Die Entscheidung sei in der besagten Oktobersitzung vertagt worden, wie Bürgermeister Bernhardt am Montag rückblickend berichtete. So sei damals die Verwaltung beauftragt worden, eine modifizierte Planung bei der DB einzureichen. Und zwar dergestalt, dass zwei der drei angedachten Lärmschutzwände in Adelsheim in verkürzter Form gebaut werden sollten: Es sollte da gekürzt werden, "wo überwiegend Gegner der Lärmschutzwände wohnen", so der Bürgermeister.
Nachdem die von Stadtrat Harald Steinbach (Bürgerliste) erstellten Pläne mit den Verkürzungen bei der DB eingereicht worden waren, sei allerdings bezüglich dieser Modifikationen eine ablehnende Antwort vonseiten der Bahn zurückgekommen. Weil der Nutzen-Kosten-Faktor nicht mehr gegeben sei, wie das Stadtoberhaupt aus dem Antwortschreiben der DB zitierte.
"Stimmt alles nicht", kritisierte Steinbach. "Die Argumente der Bahn sind äußerst schwach. Man konnte mir keine plausible Begründung für die Ablehnung liefern."
Ähnlich schwammig war wohl auch die Antwort der Bahn auf eine andere Frage, die Stadtrat Marco Rieß (Freie Wähler) in den Raum warf. Was nämlich, wenn man sich nur für zwei der drei Wände entscheiden würde? Würde die Bahn dann gar keine Wände bauen? "Auch da hat sich die Bahn nicht so klar positioniert", meinte Bürgermeister Wolfram Bernhardt. Wenn man sich nur für einzelne Wände entscheiden würde, würde die Sache vonseiten der Bahn nochmals neu bewertet werden.
Was allerdings sicher ist: Sollte der Gemeinderat für den Bau der Wände votieren, sei eine Realisierung erst ab 2026 möglich, da die Bahn im Fünf-Jahres-Rhythmus die Lärmschutzwände baue, wie Bernhardt informierte. Auch könnten bei einer Entscheidung für die Lärmschutzwände die passiven Schallschutzmaßnahmen wie etwa Schallschutzfenster nicht vor 2026 beginnen.
Allerdings: "Wenn die Wände nicht gebaut würden, könnten die passiven Maßnahmen bereits vor 2026 ausgeführt werden", wie Rolf Friedlein (CDU) als Argument anführte, der außerdem darauf hinwies, dass – wie es 2020 vonseiten der Bahn hieß – der Zuglärm künftig auf dem leisen ICE-Niveau sei.
Darauf ging auch Ralph Gaukel (SPD) ein. "Mit den nun vorgeschriebenen Flüsterbremsen erreicht man eine Absenkung des Lärms um zehn Prozent, also eine gefühlte Halbierung." Damit läge der Geräuschpegel allerdings im günstigsten Fall immer noch bei 70 dB(A). Vom Gesetzgeber sei allerdings ein Wert von 57 dB(A) vorgegeben. "Zu diesem Ziel klafft also noch eine große Lücke, die nur durch die Kombination von Lärmschutzwänden und passiven Maßnahmen überbrückt werden kann." Durch die höhere Frequenz der Zugbewegungen würde die Belastung im Schnitt höher werden. "Deshalb müssen wir nachhaltig für die Zukunft entscheiden", so Gaukel.
Seine Parteikollegin Heide Lochmann stellte die Frage in den Raum, wie denn das Meinungsbild bei den direkten Anwohnern aussehe. Um dies herauszufinden, habe die Verwaltung – statt einer öffentlichen Informationsveranstaltung, wie es eigentlich vorgesehen war – coronabedingt eine telefonische Befragung bei den betroffenen Hauseigentümern durchgeführt, wie der Bürgermeister informierte. Dabei seien 17 Haushalte eindeutig für und 15 eindeutig gegen die Lärmschutzwände gewesen. Über eine Befragungsliste hätten sich noch weitere sieben Haushalte gegen die Wände ausgesprochen, von elf Haushalten habe man keine Telefonnummer gehabt.
Das Problem an der ganzen Sache brachte Stadtrat Harald Steinbach auf den Punkt: "In jedem der drei Abschnitte gibt es sowohl Anwohner, die dafür sind, als auch welche, die dagegen sind. Man kann den Leuten, die keine Schallschutzwand haben wollen, allerdings auch nicht einfach so eine Wand vor die Nase setzen."
Entsprechend fiel dann auch die Abstimmung im Gremium aus – alle drei Lärmschutzwände wurden klar abgelehnt.