Die Hortbetreuung in Hardheim erfreut sich steigender Beliebtheit - so starker Beliebtheit, dass die Plätze bei Weitem nicht mehr ausreichen. Foto: Rüdiger Busch
Hardheim. (rüb) Das Thema "Kinderbetreuung" brennt vielen Eltern in Hardheim unter den Nägeln. Dies zeigte sich einmal mehr in der Gemeinderatssitzung am Montag, als Anne Trovato Pillicaré von der Elterninitiative "Hortplatz" in der Bürgerfrageviertelstunde auf die schwierige Situation hinwies. Bei vielen Eltern herrscht komplette Ungewissheit, wie sie ab dem neuen Schuljahr Beruf und Familie unter einen Hut bekommen sollen: Auf der Warteliste für den Hort stehen aktuell 16 Namen. Hinzu kommt: Ab dem Schuljahr 2020/21 möchte die Gemeinde eigentlich eine offene Ganztagsgrundschule in Hardheim einrichten, durch die sich - zumindest teilweise - die Betreuungsprobleme mancher Familien lösen lassen würden. Doch aktuell ist noch völlig offen, ob es soweit kommt.
"Das ist eine bedenkliche Zahl", sagte Anne Trovato Pillicaré mit dem Blick auf die 16 Kinder auf der Warteliste. Der Hort wurde 2005 als Betreuungsangebot für Grundschüler in den Räumen der alten Schule am Schlossplatz eingerichtet. Das Team um Michaela Weimann und Sabrina Mackert-Ackermann bietet eine qualifizierte Betreuung an - jeweils montags bis freitags von 6.45 Uhr bis Schulbeginn sowie von 12 bis 16.30 Uhr.
25 Plätze stehen zur Verfügung. Da aber nicht alle Kinder jeden Tag kommen, teilen sich manche Eltern einen Platz, so dass der Hort von insgesamt 35 Kindern besucht wird. Die Nachfrage steigt seit Jahren stetig an, was auch damit zusammenhängt, dass es im Kindergarten immer mehr Ganztagsangebote gibt. Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind und bei denen eine Betreuung durch Großeltern nicht möglich bist, sind auf den Hort angewiesen, wenn ihr Kind eingeschult wird.
Im Herbst hatte sich die Elterninitiative gegründet, nachdem die starke Nachfrage dazu geführt hatte, dass nicht alle Kinder aufgenommen werden konnten. Statt eine zweite Hortgruppe einzurichten, wie es der Wunsch der Eltern gewesen wäre, hatte sich der Gemeinderat damals in nichtöffentlicher Sitzung dafür ausgesprochen, die Option Ganztagsgrundschule zu prüfen.
Nun wurde die Elterninitiative erneut beim Gemeinderat vorstellig, um noch einmal auf die aktuelle Situation aufmerksam zu machen. Generell sei es so, dass die Zusammenarbeit mit der Gemeinde freundlich und offen sei. Aber es sei klar, dass nun "dringender Handlungsbedarf" bestehe und zwar nicht nur für die Betreuung für das Schuljahr 2019/2020, sondern auch für die geplante Ganztagsgrundschule ab dem Schuljahr 2020/2021.
Seitens der Gemeinde sei eine Informationsveranstaltung zur Ganztagsgrundschule für Februar angedacht gewesen, sagte Anne Trovato Pillicaré. Diese sei jedoch bisher aufgrund eines fehlenden Referenten des Regierungspräsidiums noch nicht terminiert worden. Anschließend solle ein Elternvotum folgen, und bei positivem Ausgang müsse ein Konzept erstellt und vor Fristablauf am 1. Oktober eingereicht werden. Das Land entscheidet dann, ob der Antrag auf Einrichtung einer Ganztagsgrundschule genehmigt wird. Grundsätzlich möglich sind eine gebundene Variante der Ganztagsschule - mit Nachmittagsunterricht für alle Schüler an vier Tagen die Woche - und ein offenes, also freiwilliges Angebot. Denkbar ist auch, dass es einen Ganztagszug und einen regulären Zug gibt. Alles steht und fällt mit den Eltern und der Frage, ob genügend Interesse besteht.
Aktuell mache die Gemeinde die Organisation einer Übergangsbetreuung der auf der Hort-Warteliste stehenden Kinder vom positiven Ausgang des Elternvotums für die Ganztagsgrundschule abhängig, sagte Anne Trovato Pillicaré am Dienstag der RNZ. "Dieser Zusammenhang erschließt sich uns leider nicht, da der Handlungsbedarf für 2019/2020 unabhängig vom Schulsystem 2020/2021 besteht."
Als eventuelle Betreuungsmöglichkeit habe die Gemeinde eine ehrenamtliche Nachmittagsbetreuung in Kooperation mit den Eltern und dem Walter-Hohmann-Schulzentrum ins Spiel gebracht. Die Elterninitiative freue sich zwar über die Erarbeitung von Lösungsansätzen. Sie hat aber Bedenken:
> "Werden sich Eltern finden, die auf ehrenamtlicher Basis regelmäßig eine dauerhafte Betreuung anbieten, oder werden häufige Wechsel stattfinden, eventuell sogar Lücken entstehen?
> Werden die Kinder, für die der Schulalltag noch sehr neu ist, feste Bezugspersonen oder ständig wechselnde Betreuer haben?
> Sind bei diesem Betreuungsmodell Pädagogen anwesend (egal ob bereits pensioniert oder nicht), um eventuell eine Hausaufgabenbetreuung einzurichten?
> Wie ist die Rechtslage bezüglich der Haftung?
> Welche Betreuungszeiten soll es geben? Eine Betreuung vor der Schule oder in den Ferien wird es dann sehr wahrscheinlich nicht geben können."
"Das Ziel sollte es sein, einen möglichst nahtlosen Übergang der Betreuung vom Kindergarten zur Schule zu gewährleisten, den Eltern zeitlich noch die Möglichkeit zu geben, eine Betreuung und ihren beruflichen Alltag ab September zu organisieren und der Familienfreundlichkeit Hardheims gerecht zu werden. Die meisten Eltern sind auf zwei Einkommen angewiesen und sollen ihre Kinder sicher und gut betreut wissen", bekräftigte Anne Trovato Pillicaré.
Bürgermeister Volker Rohm wies darauf hin, dass Hauptamtsleiter Lothar Beger, der das Thema im Rathaus betreut, erkrankt sei und er deshalb nicht im Detail über den aktuellen Sachstand informiert sei. Klar sei aber, dass der Hort an seiner Obergrenze angelangt sei - sowohl personell als auch räumlich. Schon jetzt koste die Hortbetreuung die Gemeinde rund 70.000 Euro im Jahr. Eine zweite Gruppe würde voraussichtlich weitere 50.000 Euro an Zuschuss erfordern. Der Gemeinderat präferiere deshalb die Einrichtung einer Ganztagsschule, zumal diese Form vom Land gewünscht sei und entsprechend gefördert werde. Er sicherte den Eltern jedoch zu, dass der Sachverhalt noch einmal geprüft werde.