74 Menschen haben ihr Leben verloren
74 Menschen (Stand: 30.12., 18 Uhr) aus dem Neckar-Odenwald-Kreis sind bislang am oder mit dem Coronavirus gestorben, so die umständliche, aber korrekte Formulierung. Das sind die nackten Zahlen, die keinen Aufschluss darüber geben können, was hinter ihnen steht: Krankheit, Verzweiflung, Todesangst, die Trauer der Angehörigen und die Lücke, die die Verstorbenen im Leben ihrer Liebsten hinterlassen. Die Statistik des Landratsamts verrät nur so viel: Es waren 42 Männer und 32 Frauen. Ihr Durchschnittsalter beträgt 81,0 Jahre. Der jüngste Mann, der infolge einer Covid-19-Erkrankung gestorben ist, war 52, der älteste 97. Bei den Frauen war die jüngste 69, das älteste Todesopfer 99. Insgesamt haben sich seit dem Beginn der Pandemie 3035 Landkreisbewohner nachweislich mit Sars-Cov-2 infiziert, das sind etwa 2,1 Prozent der Bevölkerung. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 214,4.
Abstrichstelle in Waldhausen. Foto: rübDem Virus auf der Spur
So klein und doch so gefährlich: Ob im Gesundheitsamt in Mosbach oder an der Abstrichstelle in Waldhausen, überall wurde nach dem Virus gefahndet. Bei der Ermittlung der Kontaktpersonen von Infizierten half sogar die Bundeswehr mit. Ab November wurde es immer schwieriger, die Infektionsketten nachzuvollziehen.
Das Virus zog im Landkreis immer häufiger unkontrolliert seine Kreise. Die Folge: Die Zahlen stiegen rasant an.
Brigitte Ried hat den Kampf gegen Corona gewonnen und freut sich darauf, möglichst bald ihre Familie wiederzusehen. Foto: NO-KlinikenWertvolle Kliniken
Nie waren sie so wertvoll: Die Pandemie hat wohl auch dem letzten Zweifler vor Augen geführt, wie wichtig die kleinen Krankenhäuser auf dem Land sind. In Mosbach, Buchen und Hardheim gingen Pflegekräfte und Ärzte an ihre Grenzen, um den Menschen zu helfen.
Die stark steigenden Infektionszahlen der letzten Wochen sorgten aber auch dafür, dass die Kapazitäten auf den Isolierstationen der Neckar-Odenwald-Kliniken fast ausgereizt waren. Bleibt nur zu hoffen, dass der Lockdown auch hier bald Wirkung zeigt. Das Foto zeigt Brigitte Ried aus Erfeld, eine der ersten Covid-19-Patienten im Krankenhaus in Buchen, die im April als geheilt entlassen wurde.
Kreativ durch die Krise
Balkonkonzerte, virtuelles Training oder Live-Streams: Die Vereine in der Region beantworteten die Herausforderungen der Krise mit kreativen Einfällen. Das trifft auch auf die vielen Kinder und Jugendlichen zu, die mit farbenfrohen Regenbogenbildern Zeichen der Hoffnung aussandten oder Steine bunt anmalten und daraus Ketten legten, die dank vieler Nachahmer teilweise hunderte Meter lang wurden. Die Botschaft "Alles wird gut" ist heute, Monate nachdem sich die Normalität aus unser aller Alltag verabschiedet hat, wertvoller denn je.
Ohne Maske lief ab Oktober auch in der Schule nichts mehr. Foto: rübSchule ganz anders
Ohne Maske lief ab Oktober auch in der Schule nichts mehr – zumindest in den Zeiten, als Präsenzunterricht erlaubt war. Denn während der zwei Lockdown-Phasen hieß es: Von zu Hause aus über das Internet lernen. Das stellte nicht nur die Eltern vor Herausforderungen, sondern auch die Schüler – sah man doch nicht mehr jeden Tag seine Freunde in der Schule.
Und in den Zeiten von Präsenzunterricht durfte man auch nur mit seinen Klassenkameraden in Kontakt treten. Als es draußen immer kälter wurde, kam zu der Maske schließlich noch die Jacke hinzu – schließlich musste ja immer gut gelüftet werden.
Home-Office-Alltag 2020 mit Kindern. Foto: rübFamilien am Limit
Kindergarten zu, Schule zu – und das von heute auf morgen. Wer passt auf die Kleinen auf, wenn Mama und Papa arbeiten müssen? Der Lockdown im Frühjahr brachte viele Eltern an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Die Betreuungssituation entspannte sich später, dafür kamen neue Probleme dazu: Wie hält man Kinder und Jugendliche bei Laune, wenn die gewohnten Freizeitaktivitäten wegbrechen? Kein Fußballtraining, keine Shoppingtour, kein Treffen mit Freunden.
Zum Mitnehmen
"Essen to go" gewann in der Krise enorm an Bedeutung: Da die Gaststätten im Frühjahr und im Herbst schließen mussten, blieb ihnen nur der Abholservice. Den nutzten erfreulicherweise viele Kunden – weil es ihnen gut schmeckt, und weil sie damit "ihren" Wirt unterstützen wollten. Bleibt die Hoffnung, dass möglichst viele Gastronomen durchhalten!
Maria Schell (85) ließ sich als eine der ersten impfen. Foto: jamImpfung gibt Hoffnung
Sie heißt Maria Schell, ist 85 Jahre alt und wohnt im Geras-Seniorenzentrum in Höpfingen. Sie ist die erste Person, die sich im Neckar-Odenwald-Kreis gegen das Coronavirus hat impfen lassen. Am Montag, 28. Dezember, war es so weit: Ein mobiles Impfteam aus Heidelberg verabreichte der Seniorin die erste von zwei Dosen des Impfstoffs, den das Mainzer Unternehmen "Biontech" gemeinsam mit dem US-Pharma-Riesen "Pfizer" entwickelt hat. Zurzeit laufen die Arbeiten am Kreisimpfzentrum, das im Obertorzentrum in Mosbach entsteht. Ab 15. Januar soll auch hier mit dem Impfen begonnen werden. Ein Lichtstreif am Horizont.
Die Helden des Jahres
Ein Gutes hat die Corona-Krise: Es zeigt sich, dass der Großteil der Menschen zueinanderhält. Von überall gab es viele Zeichen der Solidarität – sei es von den Ärzten und dem Personal in den Krankenhäusern, von den Helfern beim DRK, von den Mitarbeitern in den Pflege- und Seniorenheimen, von kirchlichen Initiativen oder von den vielen ehrenamtlich Engagierten, die sich um ihre Mitmenschen kümmerten. Ihnen allen gilt ein dickes Dankeschön.
Die Maske wurde 2020 zum ständigen Begleiter. Foto: rübMaske als ständiger Begleiter
Schnell mal einkaufen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren oder einen Gottesdienst besuchen – ohne Mund-Nasen-Bedeckung schon seit Langem undenkbar. Die Maske wurde zum ständigen Begleiter. Varianten gibt es viele: Von der FFP2-Maske über die, die man bei der Näherin seines Vertrauens gekauft hat, bis hin zu selbst genähten Masken sah man so ziemlich alles.
Einige Firmen, aber auch viele Privatleute fertigten Mund-Nasen-Bedeckungen an, die sie zum Teil verschenkten. Besonders in der Anfangszeit, als man auch noch nicht um die Schutzfunktion von Masken wusste, war die Abneigung bei so manchen groß. Doch inzwischen dürfe das Aufsetzen der Maske bei den meisten wohl ein Automatismus sein.