Alwin Homm aus Hardheim (l.) im Ring bei einem Aufenthalt in Thailand. Als Trainer von Roman Hein war Alwin Homm an drei deutschen Titeln im semiprofessionellen Bereich beteiligt. Zudem zählt er mehrere deutsche Meistertitel im Amateurbereich zu seinen Erfolgen. Foto: zg
Von Adrian Brosch
Hardheim. "Kampfkunst kann dem Sportler Facetten zeigen, die er an sich selbst bisher noch nicht gekannt hat", sagt der 34-jährige Hardheimer Alwin Homm. Er muss es wissen: Als erfahrener Kämpfer sowie als Trainer des Gyms "Chok Dee" in Hardheim hat er beträchtliches Fachwissen angesammelt und weiß, dass es nicht nur um harte Fäuste geht. Darüber unterhielt er sich mit der RNZ.
Die Schwerpunkte des passionierten Kampfsportlers liegen auf Muay Thai und Kickboxen. "So wie ein Gym kein Team im bekannten Sinne darstellt, ist aber auch Kampfsport kein reiner Mannschaftssport – es lässt sich eher beschreiben als ein Sport, der von Zusammenhalt im Gym profitiert", informiert er. Dabei gelten eigene Rahmenbedingungen: "Als körperbetonter Sport erfordert das Kämpfen ein Höchstmaß an Disziplin und Ausdauer", erklärt Alwin Homm, der als Trainer von Roman Hein an drei deutschen Titeln im semiprofessionellen Bereich beteiligt war und darüber hinaus mehrere deutsche Meistertitel im Amateurbereich zu seinen Erfolgen zählt.
Allerdings begrüßt er in seinem 2016 eröffneten Gym verstärkt Teilnehmer, denen der Sinn weder nach sportlicher Ertüchtigung noch nach Wettkampfteilnahmen steht. "Ein wichtiger Aspekt ist auch die Stärkung des Selbstbewusstseins und damit des körperlichen Gleichgewichts", erklärt er. Das üblicherweise sehr umfangreiche und intensive Training schließe auch Aspekte wie die Reaktionsschnelligkeit, Koordination und die Kontrolle des eigenen Körpergefühls mit ein. Dahingehend stellt Homm auch klar, statt "Schlägern" taktisch-technische Kämpfer auszubilden.
Dieses optimale Training erfordert auch bei ihm selbst fortlaufende Weiterbildung: Seit 2011 frischt Alwin Homm seinen Kenntnisstand jährlich während mehrwöchiger Aufenthalte in Thailand auf – mit einer Ausnahme. "Heuer war eine solche Reise coronabedingt leider nicht möglich, wird aber nachgeholt", so der Vater eines Sohnes. Was er in Thailand erlerne, könne er häufig eins zu eins in Hardheim umsetzen.
Das wiederum kommt den Besuchern des Gyms "Chok Dee" zugute, wobei der "typische Kampfsportler" eigentlich nicht beschrieben werden könne. "Bei mir trainieren Hobbysportler neben Profikämpfern", erklärt er und spricht von einem Altersbereich zwischen 14 und 44 Jahren und einem Einzugsbereich zwischen Höchberg, Osterburken und Bad Mergentheim. Wichtig sei neben totaler Hingabe auch respektvolles und aufrichtiges Miteinander.
Dabei beobachte er teilweise über Jahre hinweg die individuelle Ausprägung der Kampftechniken seiner Schützlinge: "Jeder Kampfsportler entwickelt im Laufe der Zeit seinen eigenen Stil. Während die Stärken des einen in der Faust liegen, verfügt der andere über starke Kicks oder kräftige Knieschläge", informiert er. So persönlich das Training verlaufe, bestünde das grundsätzliche Ziel darin, einen jede Situation beherrschenden Sportler auszubilden.
Wie hoch die sportliche Messlatte speziell im Gym "Chok Dee" liegt, beweise eine Anfrage des Weltverbands WKA (World Kickboxing Association): Deren für Deutschland zuständiger Repräsentant Jochen Gieb erkundigte sich vor Kurzem danach, ob Alwin Homm aus seinem Gym Kämpfer für das anlässlich der Kampfsport-Weltmeisterschaft 2021 zu formierende deutsche Nationalteam zur Verfügung stellen könne. "Das empfinde ich als Bestätigung, irgendwann etwas richtig gemacht zu haben", betont er nicht ohne Stolz.
Homm freut sich außerdem sehr, dass seine langjährige Passion zur Zeit einen stärkeren Zuspruch in Deutschland erfahre und einen stetigen Wandel von einer eher wenig bekannten "Untergrundsportart" zu einem geläufigen Freizeitvergnügen durchlaufe. Die Gründe dafür seien eindeutig, wie Homm erklärt: "Einerseits gibt es inzwischen deutlich mehr Trainer und bessere Ausbildungen als vor zehn Jahren, aber die Menschen legen insgesamt auch mehr Wert auf Gesundheit und Vitalität. Dazu passt körperliche Fitness, die durch gezieltes Training auch Kampfsportarten schaffen."