Am 8. September ist der Steinerne Turm geöffnet. Außerdem steigt das Turmfest der Turnabteilung des TV Hardheim. Archivfotos: R. Busch
Hardheim. (dore/pm) Der Weg nach oben ist durchaus mühsam, doch sind die 127 Stufen des Steinernen Turms erst einmal erklommen, wird man mit einer traumhaften Aussicht über Hardheim und das Erftal belohnt. Diesen Blick können Jung und Alt am Sonntag, 8. September, von 12.30 bis 17 Uhr wieder genießen. Dann nämlich öffnet der Steinerne Turm beim "Tag des offenen Denkmals" unter dem Motto "Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur" (siehe Seite 8) hierzu seine Tür.
Der Steinerne Turm passt auch gut zum diesjährigen Motto, da für das Gelände um den Turm der Bau einer exklusiven Wohnanlage der Hollerbach-Gruppe geplant ist.
Im Turm werden an diesem Tag Bilder der verschiedenen Zeitepochen ausgehängt. Außerdem gibt es eine kleine Spielstraße und eine Urkunde für diejenigen, die den Turm erstiegen haben. Rund um den Turm veranstaltet die Turnabteilung des TV Hardheim ab etwa 11 Uhr ihr traditionelles Turmfest, bei dem ein Mittagstisch angeboten wird.
Der Steinerne Turm ist das einzige Überbleibsel der ehemaligen, im 15. Jahrhundert teilweise zerstörten und danach zerfallenen Unteren Burg. Der Turm dürfte etwa im Jahr 1200 erbaut worden sein.
Die als bewehrter Landsitz genutzte Burganlage erstreckte sich zwischen der heutigen Holzgasse und der Riedstraße. Sie war mit einer Mauer und einem Wassergraben umzogen. Von Urkunden aus den Jahren 1323 bis 1326 ist zu entnehmen, dass die Obere Burg, das heutige Schloss, in Mainzer und die Untere Burg, zu der dieser Steinerne Turm gehört, in Wertheimer Lehen stand. Es folgten bewegte Jahre für die Untere Burg mit wechselnden Besitzverhältnissen.
Im Jahr 1444 wurde die "Untere Burg", die damals Konrad dem IV. (Wertheim) gehörte, erheblich zerstört. Hierzu schreibt der Würzburger Chronist Lorenz Fries: "Horneck v. Hornberg befehdete und beschädigte das Stift (Würzburg) fortwährend mit Raub, Mord und Brand. Sein gewöhnlicher Aufenthalt war das niedere (untere) Schloß zu Hardheim. Dahin schickte Gottfried IV., Schenk zu Limpurg, den Hauptmann Graf Georg von Henneberg mit 200 Reitern mit vielem Fußvolk, welcher das Schloß erstürmte."
Nach diesem schweren Schlag entschlossen sich der Besitzer Konard IV. und seine Frau - aus einer wirtschaftlichen Notlage heraus - den noch freien Teil der Burg an den Fürstbischof von Würzburg zu verkaufen. In den Folgejahren verzichteten die Söhne von Konrad IV. jedoch nicht auf ihr Erbe, es kam aber zu einer Einigung zwischen ihnen und dem Fürstbischof zu Würzburg im Jahr 1474.
Als sichtbares Zeugnis für diese Untere Burg blieb der Steinerne Turm erhalten, von dem 1840 berichtet wurde, dass er vor circa 80 Jahren zwei Meter höher gewesen sei. Eine Fachwerkhütte, in der der Hardheimer Nachtwächter wohnte, soll den Abschluss des Turmes gebildet haben.
Lange Jahre blieb es nun um den Turm ruhig, bis er wieder freigelegt und grundlegend renoviert wurde. Bei der Renovierung spielte auch die Erhaltung verschiedenster Vogelarten eine wesentliche Rolle. Brutnischen für Mauersegler sind in ausreichender Zahl vorhanden. Selbst Turmfalken sind "Gäste" in diesen Mauern. Da die Vogelwelt in der Brutzeit sensibel reagiert, kann der Turm nur am "Tag des offenen Denkmals" besichtigt werden.
1996 war die Renovierungsmaßnahme abgeschlossen. Kostenpunkt: etwa 280.000 D-Mark. Davon musste die Gemeinde Hardheim circa die Hälfte selbst aufbringen.
Der Turm hat einen quadratischen Grundriss und eine Seitenlänge von rund 6,40 Metern sowie eine Mauerdicke von 2,10 Metern. Er ist 30 Meter hoch und kann über eine Innentreppe aus Holz mit 127 Stufen bestiegen werden.