Die Hoffnung stirbt zuletzt: Die Mitglieder des Höfpinger HSV-Fanclubs "Nordbadisches Elbufer" glauben noch an den Klassenerhalt ihres Vereins. Alle zwei Wochen treffen sie sich im Gasthof "Zum Ochsen", um die Lage des HSV zu diskutieren. Foto: Andreas Hanel
Höpfingen. (ahn) "Nur der HSV!", darüber sind sich die Mitglieder des Höpfinger HSV-Fanclubs "Nordbadisches Elbufer" einig. Wie alle zwei Wochen haben sie sich wieder zu einem Fantreffen im Höpfinger Landgasthof "Zum Ochsen" eingefunden. Natürlich tragen alle die Vereinsfarben Blau, Weiß und Schwarz sowie die Raute auf der Brust. Es herrscht eine familiäre und gelöste Atmosphäre - trotz der seit Jahren tristen Situation des HSV. Dennoch haben die Höpfinger Fußballanhänger auch diese Saison die Hoffnung noch nicht aufgegeben, wie wir bei unserem Besuch feststellten.
"Die letzten zehn Minuten vor Schluss waren wir fast tot!", beschreiben die sympathischen HSV-Fans die turbulente Schlussphase am letzten Spieltag der vergangenen Saison. Natürlich waren sie live im Hamburger Volksparkstadion dabei, als damals ihr Verein gegen den VfL Wolfsburg in der 88. Minute das rettende Tor schoss - mal wieder war der Bundesliga-Dino dem Aussterben im Fußball-Oberhaus in letzter Minute von der Schippe gesprungen.
Nichtsdestotrotz hat wohl in den letzten Jahren keine Bundesligamannschaft so unverdrossen auf ihren Abstieg hingearbeitet wie der Verein von der Elbe, auch diese Spielzeit sieht die Lage nicht besser aus: Obwohl man am letzten Wochenende einen Heimsieg feiern konnte, ist man drei Spieltage vor Saisonende fünf Punkte vom rettenden Relegationsplatz entfernt.
Doch trotz oder gerade wegen der angespannten Situation stehen die Höpfinger Anhänger unverbrüchlich hinter ihrem Verein. "Wir sehen ja auch, dass die Spieler es nicht besser machen können. In der Situation ist es einfach einmalig, wie die Fans hinter ihrer Mannschaft stehen", erklären sie unisono und nicht ohne Stolz.
Regelmäßig fahren sie - meist mit dem Auto oder dem ICE - zu den Spielen ihres Vereins, in der letzten Saison feuerten sie bei 20 Stadionbesuchen ihren Verein an. Die Entfernung von mindestens fünf Fahrstunden zu den Heimspielen nach Hamburg nehme man da gerne in Kauf.
Allerdings besteht angesichts der gegenwärtigen Situation auch Diskussionsbedarf bei den HSV-Fans. Gelegenheit dazu bieten eben die Fantreffen im Stammlokal "Zum Ochsen", die der Präsident des Fanclubs, Lothar Harlacher aus Höpfingen, so beschreibt: "Wir diskutieren über unseren HSV und schimpfen, was man hätte besser machen sollen - und zwar bis die Kneipe zu ist."
Dies geschieht in einer lockeren Runde bei gutem Essen und Trinken, wobei eigentlich nur antialkoholische Getränke genossen werden. "Wir sind gar nicht so ein Fanclub, wie man sich es vorstellt", meint Harlacher augenzwinkernd, während er seine vegetarische, mit Käse belegte HSV-Pizza isst. In der Tat geht es gesittet zu, es sind schließlich auch Kinder dabei, die ihren Eltern nacheifern; die jüngste HSV-Anhängerin ist gerade mal vier Jahre alt.
Bereits 16 Jahren lang existiert der Fanclub "Nordbadisches Elbufer". Angefangen hat alles mit fünf Gründungsmitgliedern. Inzwischen zählt der Fanclub 55 Mitglieder, die zum Großteil aus Höpfingen selbst kommen.
Alljährlicher Höhepunkt ist die Saisonabschlussfahrt nach Hamburg: "Wir bleiben dann drei bis vier Tage in Hamburg mit einem immer tollen Programm", so Harlacher, "Anschließend gibt es immer noch eine Grillfeier daheim in Höfpingen."
Weitere Highlights bei den Fans waren Treffen mit dem Ex-Trainer Thomas Doll, dem "Kultmasseur" Hermann Rieger und dem Fußballfunktionär Dietmar Beiersdorfer sowie die schon mehrmals erfolgten Besuche von Pressekonferenzen des HSV.
Idole haben die Höpfinger Fans eigentlich keine, denn "wir lieben den ganzen Verein und nicht einzelne Spieler", so ihre einmütige Erklärung. Doch der ehemalige Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann nimmt dann schon eine besondere Stellung bei den Höpfingern ein, wie sie berichten: "Zu ihm hatten wir immer einen guten Draht. Als der Verein sich 2011 von ihm getrennt hat, haben wir damals schon prophezeit, dass es bergab geht." Dass Hoffmann seit vergangenen Februar nun Präsident des HSV ist, finden die Höpfinger Fans gut. "Jetzt ist er ein paar Wochen wieder im Amt und hat alles richtig gemacht. Er ist eben ein richtiges Alphatier, der seinen Verein wieder sanieren wird", hofft Harlacher.
So sei man auch diese Saison zuversichtlich, dass sich das Blatt noch wendet: "Solange nicht Schluss ist, haben wir noch Hoffnung. Wir hoffen, dass wir nicht absteigen", so der allgemeine Tenor beim Fanclub "Nordbadisches Elbufer". Für dessen Mitglieder geht heute Nachmittag der Fußball-Krimi weiter - der HSV muss mal wieder gegen den direkten Konkurrenten VfL Wolfsburg ran.
Doch es geht den Höpfinger Fans nicht nur um die schönste Nebensache der Welt, sondern man engagiert sich auch für den guten Zweck: Immer zum Saisonende spenden sie dem Kinderhospiz Neckar-Odenwald-Kreis einen Betrag von 1887 Euro. Für alle, die in der Geschichte des Elbvereins nicht so sehr bewandert sind: 1887 ist das Gründungsjahr des HSV.