Karin und Michael Kuhn hatten bis zuletzt darauf gehofft, an den Weihnachtsfeiertagen wieder Gäste im „Hirsch“ begrüßen zu dürfen. Die Familie fiebert einer Rückkehr zum Normalbetrieb entgegen, denn: Einen Plan B gibt es nicht. Foto: Tabea Laier
Von Tabea Laier
Walldürn. Weihnachtlich ist es im Gasthof "Hirsch" in Walldürn. Das ganze Haus ist geschmückt mit Sternen, Weihnachtskugeln und Kerzen. Von dieser prächtigen Weihnachtsdekoration bekommen die Gäste des Gasthauses dieses Jahr leider nur wenig mit. Mit Verlängerung des Teil-Lockdowns bis in den Januar können auch beim "Hirsch" in der Vorweihnachtszeit und zwischen den Jahren keine Gäste einkehren. Geschmückt hat Wirtin Karin Kuhn das Gasthaus trotzdem, auch wenn sie viele Menschen nach dem Sinn gefragt haben. "Weihnachten ist ja trotzdem. Wir schmücken vor allem auch für uns selbst", sagt Karin Kuhn. Außerdem hatten die Gastwirte Karin und Michael Kuhn bis zuletzt gehofft, dass an Weihnachten doch wieder Gäste in die Wirtschaft kommen dürfen.
Doch dieser Wunsch hat sich am Mittwoch mit der Verlängerung des "Wellenbrechers" über die Feiertage bis ins neue Jahr zerschlagen. Immerhin kann Familie Kuhn nun dementsprechend planen. Die Unsicherheit hatte das Paar dagegen als kritisch angesehen: "So können wir überhaupt nicht planen."
Die Lage für den "Hirsch" ist wie überall schwierig. Die Verlängerung des Lockdowns ist ein weiterer Rückschlag. "So bricht uns das ganze Weihnachtsgeschäft weg", bedauert Michael Kuhn. "Langsam wird es dünn", fügt auch Karin hinzu. Nun haben sie staatliche Hilfe beantragt. Trotzdem ist gerade wegen der Unsicherheit der Zukunft eine Prognose schwer.
In dieser Zeit freuen sich die Gastwirte besonders über die Unterstützung ihrer Gäste. Zwar werden nicht mehr ganz so viele Essensbestellungen aufgegeben wie im Frühjahr in der ersten Welle, trotzdem läuft das Geschäft gerade an den Wochenenden rund. "Wenn alles so bleibt, wir bald wieder aufmachen können und unsere Gäste uns weiterhin unterstützen, überstehen wir es", zeigt sich Karin Kuhn zuversichtlich.
Essen kann von Dienstag bis Sonntag bestellt werden. Der Gasthof "Hirsch" setzt dabei auf regionale Gerichte. Neben einem Auszug aus der regulären Speisekarte kann man bei den Essensbestellungen zum Mitnehmen aus wechselnden Tagesgerichten wählen. Wichtig ist es den Gastwirten, keinen unnötigen Müll zu fabrizieren. Deshalb bitten sie die Gäste, ihr eigenes Geschirr von zuhause bei der Abholung mitzubringen, in das das Essen dann gefüllt wird. "Es fällt trotzdem noch viel Müll an, aber ohne dieses Verfahren hätten wir wirklich Berge von Müll. Und den Gästen gefällt es auch, den Verpackungsmüll nicht zuhause zu haben", erklären die Gastwirte.
Den Unterschied in den Bestellungszahlen zum ersten Lockdown im Frühjahr sieht das Ehepaar Kuhn vor allem in den sonstigen Umständen. "Dadurch, dass die meisten Menschen ganz normal arbeiten, wird nicht mehr so viel Essen bestellt", glauben sie. Trotzdem seien sie sehr zufrieden mit der Unterstützung der Gäste, betonen die Wirte. "Besonders schön ist es, dass uns neben den Stammkunden auch so viele junge Menschen und auch neue Gäste unterstützen."
Auch auf die Familie des eingespielten Teams sei immer Verlass. So hilft Karin und Michael Kuhns Sohn mit seiner Freundin an den Wochenenden aus, und auch auf die Geschwister und Eltern können sich die beiden verlassen. "Wir sind ein reiner Familienbetrieb, da können wir immer auf unsere Familie zurückgreifen", sagt Michael Kuhn.
Der Gasthof "Hirsch" hat in Walldürn schon eine lange Tradition. Michael und Karin Kuhn betreiben das Lokal nun schon in der siebten Generation. Damit ist es eines der ältesten Familienbetriebe in der Stadt. Im Jahr 1709 wurde es vor den Stadtmauern des alten Walldürner Stadtkerns errichtet, 1799 kam es in die Hände der Familie Kuhn. Mit regelmäßigen Umbaumaßnahmen wurde es dann innerhalb der Familie immer weitergegeben. "Auch deshalb wäre es natürlich schade, wenn der Gasthof jetzt mit Corona in die Brüche geht", meinen Michael und Karin Kuhn.
Trotzdem versucht das Ehepaar, das Beste aus der Situation zu machen. Während die Zeit im Frühjahr genutzt wurde, um Renovierungsarbeiten auszuführen, wird jetzt "Tabula rasa" gemacht, wie Karin Kuhn erzählt. Neben Ausmisten und Aufräumen habe sie sich eben besonders der üppigen Weihnachtsdekoration im Gasthaus gewidmet. Auch Michael Kuhn sieht das Positive an der Situation: "Wir haben noch nie so viel Zeit füreinander gehabt."
Außerdem hilft es den Wirten zu wissen, dass sie nicht alleine in dieser kritischen Situation sind. Auch in dem Bewusstsein, dass andere Branchen – wie Künstler oder Cateringdienste – noch schlechter dran sind als sie, sind sie sich einig: "Wir kämpfen weiter!" Trotzdem freuen sich die beiden natürlich, wenn wieder alles im Normalbetrieb laufen kann – und das lieber früher als später, denn einen Plan B gibt es nicht. "Der Kontakt zu den Gästen fehlt uns. Bei den Abholungen kann man ja auch nicht richtig ins Gespräch kommen. Wir wünschen uns wieder ein volles Haus."
> Kontakt: Gasthof "Hirsch", Am Plan 9, Walldürn, Tel. 06282/384.
> Abholservice: dienstags bis freitags von 11.30 bis 13.30 Uhr und von 17.30 bis 20 Uhr, samstags von 17.30 bis 20 Uhr und sonntags von 11.30 bis 14 Uhr und von 17 bis 19.30 Uhr. Bestellungen sollen möglichst vormittags aufgegeben werden. Außerdem wird der Umwelt zuliebe gebeten, eigenes Geschirr mitzubringen.
> Speisekarte: Das Speisenangebot, bestehend aus einem Auszug der Speisekarte und wechselnden Tagesgerichten, findet man vor der Eingangstür des Gasthauses, unter www.hirsch-walldürn.de sowie auf Facebook ("Gasthof Hirsch").
> Die Renner: Gerichte mit Wild und Gans, Cordon bleu, Kochkäseschnitzel und Burger.