Hardheim/Höpfingen. (rüb) "Ich bin gerne Priester", sagt Andreas Rapp aus voller Überzeugung. Die Eucharistie zu feiern, die frohe Botschaft zu verkünden und dabei immer nah bei den Menschen zu sein: Das ist seit knapp 40 Jahren seine Berufung. In zwei Monaten beginnt für den beliebten Seelsorger aber ein neuer Lebensabschnitt: Der 65-Jährige wird in den Ruhestand verabschiedet.
Sein Nachfolger als Leiter der Seelsorgeeinheit Hardheim-Höpfingen im Madonnenland steht noch nicht fest, so dass davon auszugehen ist, dass es zunächst eine Zeit der Vakanz geben wird. Im Gespräch mit der RNZ blickt Pfarrer Rapp zufrieden auf seine Zeit in Hardheim zurück und gibt Einblick in seine Pläne nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben.
Mit welchen Gefühlen gehen Sie in den Ruhestand?
Mit gemischten Gefühlen. Ich war immer gerne Priester und möchte das auch bleiben. Aber ich spüre auch eine gewisse Erleichterung, denn die Verwaltungsarbeit wird übermächtig: Die Vorschriften nehmen einem die Luft zum Atmen und zum Gestalten und damit die Freude am Tun. Dies betrifft nicht nur uns Hauptamtlichen, sondern auch die Laien. Diese übermäßige Verwaltung ist krank, und sie macht krank. Dies ist aber nicht allein ein Problem der Kirche, sondern der gesamten Gesellschaft.
Sie werden Hardheim verlassen ...
Ja, ich werde in mein Heimatdorf Kämpfelbach-Ersingen bei Pforzheim ziehen. Dort leben meine beiden jüngsten Schwestern, so dass ich Familienanschluss haben werde. Ich habe insgesamt fünf Geschwister und freue mich darauf, näher bei meiner Familie zu sein. Dies war mit ausschlaggebend für meine Wahl. Ich freue mich außerdem auf viele neue Kontakte und Begegnungen, lasse aber auf der anderen Seite in Hardheim und der Region auch Menschen zurück, die ich in den letzten Jahren kennen und schätzen gelernt habe.
Was sind Ihre Pläne für den Ruhestand?
Ich möchte weiter Priester bleiben, in der Pfarrgemeinde mithelfen und die Eucharistie feiern. In welchem Umfang, das möchte ich auf mich zukommen lassen: Mal schauen, was die Gesundheit zulässt. Was ich außerdem möchte, ist meine Heimat bei Wanderungen zu erkunden, denn ich habe gemerkt, dass mir die tägliche Bewegung gut tut. Und ich will wieder im Schachverein meines Heimatdorfs aktiv werden.
Wie fällt der Rückblick auf Ihre Zeit in Hardheim aus?
Es war eine erfüllende Zeit, die vor allem durch das Miteinander geprägt war. Der innere Höhepunkt war für mich 2016 die Aktion "24 Stunden vor dem Herrn", an der sich Gläubige in allen Ortsteilen beteiligten. So entstand eine Gebetskette durch die gesamte Seelsorgeeinheit. Das war ein Erlebnis, das uns mit Gott und untereinander verband. In bester Erinnerung werde ich auch die Fusionsgottesdienste und das Engagement der Ehrenamtlichen behalten.
Was hat Sie da konkret beeindruckt?
Wie Gott überall im Mittelpunkt des Handelns steht – sei es im Pfarrgemeinderat und im Stiftungsrat, in den verschiedenen Gebetsgruppen, bei den Jugendgruppen, bei den Ministranten, beim "Verein Dienst am Nächsten", bei den Frauengemeinschaften, den Kolpingsfamilien und bei allen Helfern.
Sie haben den Großteil Ihres beruflichen Lebens in der Region Odenwald-Tauber verbracht ...
Ja, ich bin seit 27 Jahren in der Region, ich war in Mudau, in Lauda und jetzt in Hardheim. In dieser Zeit wurde mir das Schönstattzentrum in Waldstetten zur inneren Heimat und zu einem wertvollen Rückzugsort. Ich habe von da aus viele schöne Erlebnisse mit Jugendlichen und jungen Familien gehabt, und ich erinnere mich an viele schöne Feste.
Die Kirche durchlebt schwierige Zeiten des Umbruchs. Wie bewerten Sie die Situation?
Es sind zwei Dinge, die mich nachdenklich stimmen, die mich bedrücken und die mir Sorge machen: die übermächtige Verwaltung und die rückläufige Zahl der Kirchenbesucher. Wir können die Augen nicht davor verschließen, dass kirchliches Leben wegbricht. Als ich in Hardheim angefangen habe, waren wir fünf aktive Priester, jetzt bin ich alleine. Wir dürfen uns allerdings auch über neue, positive Ansätze freuen, zum Beispiel über neue Formen des Gottesdienstes, über die auch Menschen den Zugang zur Kirche finden, die wir zuvor nicht erreicht haben.
Nach 38 Jahren als Priester: Würden Sie den Weg wieder gehen?
Das ist für mich keine Frage, ich würde mich immer wieder so entscheiden, auch wenn es nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen gab.
Info: Die Verabschiedung von Pfarrer Rapp findet am 19. Januar statt.