Hardheim. (rüb) Mehr als fünf Jahre lang waren die Pläne in der Schublade verschwunden, doch nun ist das Thema plötzlich wieder aktuell: Ein Projektentwickler hat bei der Gemeinde einen Bauantrag für die Errichtung eines Lebensmittelmarkts mit Getränkemarkt und Backshop in der Würzburger Straße 43 bis 49 (ehemaliges Eirich-Areal) gestellt. Mit Blick auf die Pläne zur Wiederbelebung des Erfaparks, die ebenfalls den Neubau eines Lebensmittelmarktes vorsehen, vertagte der Gemeinderat jedoch die Entscheidung: Zunächst soll die für die Baugenehmigung notwendige Marktanalyse abgewartet werden.
Seit 2013 verfügt der Handelskonzern Edeka über einen Bauvorbescheid, der es erlaubt, auf dem Gelände in der Würzburger Straße einen kleinflächigen (unter 800 Quadratmeter Verkaufsfläche) Markt zu errichten. Da Edeka jedoch immer einen großflächigen Lebensmittelmarkt - im Gespräch waren 1500 Quadratmeter Verkaufsfläche - bauen wollte, wurden diese Pläne nicht umgesetzt. Ob nun erneut Edeka hinter dem Bauantrag steht, wurde der RNZ gestern nicht bestätigt. Es ist jedoch naheliegend.
Der Bauherr möchte auf dem etwa 108 Ar großen Grundstück einen Lebensmittelmarkt (724 Quadratmeter), einen Getränkemarkt (692 Quadratmeter) und einen Backshop (28 Quadratmeter) errichten. Die Fläche ist derzeit noch mit zwei Wohnhäusern, einem Gartenhaus, einer Scheune mit Stall, drei Schuppen, zwei Werkstattgebäuden und einem Lagergebäude bebaut, teilte Bernhard Popp vom Bauamt mit, der das Baugesuch vorstellte. Der Neubau soll 5,5 Meter hoch werden und ein Ausmaß von 75 mal 36 Meter erhalten. Die Zufahrt zum Einkaufsmarkt soll über die Würzburger Straße (B27) erfolgen. 179 Stellplätze sind vorgesehen.
Das vom Gemeindeverwaltungsverband (GVV) in Auftrag gegebene Einzelhandelskonzept komme zu dem Ergebnis, dass weitere Neuansiedlungen außerhalb des Ortskerns nicht zu empfehlen seien, um die Revitalisierung des Erfaparks nicht zu gefährden. Sollte es jedoch nicht gelingen, das Einkaufszentrum wieder mit Leben zu erfüllen, müsste die Magnetfunktion im Einzelhandel von einem anderen Standort im Ortskern übernommen werden, zeigte Popp auf.
Zur Beurteilung der Genehmigungsfähigkeit habe der GVV vom Antragsteller eine Marktanalyse gefordert, um die möglichen Auswirkungen auf den Einzelhandel in Hardheim und in den Nachbargemeinden zu überprüfen. Das Regierungspräsidium habe aus straßenrechtlicher Sicht keine grundsätzlichen Bedenken, allerdings könne eine Zustimmung erst dann erfolgen, wenn die Erschließungskonzeption für den Markt im Detail vorliege.
Da es sich bei dem vorliegenden Bauvorhaben um einen kleinflächigen Markt handelt, könnte die Gemeinde die Ansiedlung nur schwer verhindern, so Popp, weshalb die Verwaltung die Zustimmung empfahl - allerdings mit der Einschränkung, dass die noch vorzulegende Marktanalyse keine schädlichen Auswirkungen auf die bestehenden Geschäfte und Märkte erwarten lasse.
Klaus Schneider (Freie Wähler) befürchtete, dass eine Genehmigung Auswirkungen auf die in der Entwicklung befindlichen Pläne für den Erfapark (siehe Extra-Artikel) haben könnten. Dies sah auch Manfred Böhrer (SPD) so: "Das wäre kontraproduktiv. Wird der neue Markt gebaut, dann können wir den Erfapark abhaken!" Zudem kritisierte Böhrer die geplante Erschließung des Geländes über die B27, die täglich von 13.000 Fahrzeugen befahren werde.
Bürgermeister Volker Rohm erinnerte daran, dass die Gemeinde "immer alles getan" habe, um Leben in den Erfapark zu bringen.
Dr. Ingo Großkinsky (CDU) stellte die Frage, weshalb ausgerechnet jetzt, da die Pläne für den Erfapark konkreter würden, ein Bauantrag für diesen Standort gestellt werde. "Dieser Antrag ist ein Versuch, die Wiederbelebung des Erfaparks zu verhindern", vermutete er, "wenn wir das durchwinken, ist der Plan der Schoofs-Grupe tot." Großkinsky schlug deshalb vor, die Abstimmung zu vertagen, bis die geforderte Marktanalyse vorliegt. Diesem Vorschlag folgte der Gemeinderat mit zehn Ja- und einer Nein-Stimme.