Die hohen Bäume hinter dem Waldkindergarten müssen weichen. Das war die Bedingung für die Aufstellung eines zweiten Containers. Foto: Martin Bernhard
Von Martin Bernhard
Buchen. Helle Aufregung herrschte Anfang August bei der Stadtverwaltung wegen der geplanten Erweiterung des Waldkindergartens am "Kleinen Roth". Denn der Abstand des neu aufzustellenden Containers für die Kinder sei zu gering, monierte die Untere Forstbehörde im Landratsamt. Inzwischen hat man eine Lösung gefunden, sodass dem Kindergartenbetrieb ab 1. September nichts mehr im Weg steht.
Der Container war schon bestellt, der Liefertermin bestätigt und Personal für eine weitere Waldkindergarten-Gruppe eingestellt. Da erhielt die Stadtverwaltung die Nachricht vom Landratsamt, dass der neue Container nicht genutzt werden könne. Denn mit dem Bauwerk halte man nicht den vorgeschriebenen Mindestabstand zum Wald in Höhe von 30 Meter ein. Was tun?
Schonender Weg: "Der Wald bleibt Wald."
Seit vergangenem Jahr trifft sich auf dem früheren Spielplatz oberhalb des Pfadfinderheims eine Waldkindergartengruppe als Außengruppe des Kindergartens "Regenbogen". Damit diese sich bei extremem Wetter in einen geschützten Raum zurückziehen kann, ließ die Stadt schon vor über einem Jahr Strom- und Wasserleitungen für zwei Wohncontainer verlegen und einen Container im vergangenen Jahr aufstellen.
Die "Roth-Füchse", so nennen sich die Waldkindergartenkinder, vermehrten sich rasch. "Die erste Gruppe ist mit 20 Kindern bereits voll", teilte Jens Schwingel, Kindergartenbeauftragter der evangelischen Kirchengemeinde, auf Anfrage mit. Deshalb schuf man gemeinsam mit der Stadtverwaltung die Voraussetzungen für eine zweite Gruppe. So übernahm man den bisherigen Anerkennungspraktikanten als Erzieher und stellte ein Team für eine zweite Gruppe zusammen. Die Stadtverwaltung ließ die Fundamente für den zweiten Container verlegen und bestellte diesen. Inzwischen wurde dieser aufgestellt.
"Da hat der Hinweis der Unteren Forstbehörde auf den 30-Meter-Abstand für Irritationen gesorgt", sagte Bürgermeister Roland Burger. Denn vor einem Jahr, bei der Genehmigung des ersten Containers, sei dies kein Problem gewesen. Die Stadt Buchen favorisierte zunächst eine sogenannte Waldumwandlung, zum Beispiel zum Park. Wie das Landratsamt mitteilte, würden dabei "bestimmte Flächen aus dem Wald ausgeklammert".
Zuständig für ein solches Verfahren ist das Referat 83 beim Regierungspräsidium Freiburg. "Die Stadt Buchen hat kein Umwandlungsverfahren beantragt", teilte Tilmann König, Forstdirektor vom Referat "Waldpolitik" des Regierungspräsidiums Freiburg, mit. "Eine Umwandlung wäre schwierig gewesen." Denn ein Park verfüge über mehr Grünfläche. "Man hätte Bäume flächig fällen müssen", sagte König. Das habe die Stadt Buchen abgelehnt. Deshalb habe sein Referat einen "schonenden Weg" vorgeschlagen. "Der Wald bleibt Wald", betonte König.
Stattdessen verpflichtete sich die Stadt dazu, einen sogenannten gestuften Waldtrauf einzurichten. Das bedeutet, dass die Wachstumshöhe der Pflanzen ausgehend von den Containern stufenweise größer wird. Das beginnt am Waldrand mit Strauch- und Buschwerk bis zum Hochwald in sicherer Entfernung. Denn letztlich geht es darum, dass umstürzende Bäume nicht die Menschen in den Containern gefährden dürfen. Das bedeutet, dass die hochgewachsenen Bäume direkt hinter den Containern gefällt werden müssen, allerdings nicht der gesamte Wald bis zu einem Abstand von 30 Meter. Außerdem muss die Stadt künftig dafür sorgen, dass dort der Bewuchs nicht zu hoch wächst. "Diese Lösung ist juristisch wasserdicht", sagte König.
"Diese Lösung ist juristisch wasserdicht."
Das Landratsamt betonte, dass für den neuen Container bereits eine Baugenehmigung erteilt worden sei – allerdings unter der Maßgabe, "dass dem angrenzenden Wald entsprechend der Vorgaben der Landesbauordnung ausreichend Rechnung getragen wird. Hiervon wird auch die Nutzungsaufnahme abhängig gemacht." Deshalb benötige die Stadt keine gesonderte Nutzungsgenehmigung für die Container als Kindergarten. Die Stadt Buchen müsse dem Landratsamt lediglich mitteilen, dass sie einen gestuften Waldtrauf hergestellt habe, sobald dies geschehen sei.
Bürgermeister Roland Burger freute sich nicht nur für den Waldkindergarten, dass man in dieser Sache eine schnelle und praktikable Lösung gefunden hat. Denn er rechnet damit, dass in den nächsten Jahren die Zahlen von Kindern im Kindergartenalter in Buchen steigen. Mehr Platz brauche man zudem, weil aus pädagogischen Gründen kleinere Kindergartengruppen gebildet würden. "Wir müssen so planen, dass wir auf der sicheren Seite sind", sagte der Bürgermeister gegenüber der RNZ.