So bequem wie am Bahnsteig 2 können die Bahnreisenden in wenigen Wochen auch am Hausbahnsteig des Buchener Bahnhofs in den Zug einsteigen. Dort wurde der alte, marode Bahnsteig komplett abgerissen (Foto rechts). Er wird anschließend neu aufgebaut und erhöht. Foto: Rüdiger Busch
Buchen. (rüb) "Der Hausbahnsteig wird genauso wie der im vergangenen Jahr sanierte Bahnsteig 2 – nur noch schöner!", sagt Hans Otto Lausberger von der Westfrankenbahn, der die RNZ gemeinsam mit Projektleiterin Yan Ding-Stahr und Polier Gerhard Lauerbach von der bauausführenden Firma Josef Hell (Eltingshausen) über die Baustelle führt.
Seit gut einem Monat laufen die Arbeiten, und bereits jetzt ist zu erkennen, dass die Bahnreisenden den Buchener Bahnsteig nach Abschluss der Arbeiten im August nicht mehr wiedererkennen werden. Der Bahnhof, in den 12 Millionen Euro investiert werden, wird anschließend komplett barrierefrei sein und den Reisenden ein Mehr an Komfort bieten.
Projektleiterin Yan Ding-Stahr und Pressesprecher Hans Otto Lausberger stellten das Projekt vor. Foto: Rüdiger BuschMit schwerem Gerät wird gerade der vordere Bereich des Bahnsteigs 1 abgebrochen. Dem Bagger zum Opfer gefallen sind bereits die frühere Rampe und das Fahrdienstleiterhäuschen Einen Steinwurf weiter ist zu sehen, wie sich der neue Bahnsteig später präsentieren wird. Bauabschnitt 1, die Verlängerung des Bahnsteigs in Richtung Raiffeisengelände, ist nämlich schon abgeschlossen.
Im Zuge der Maßnahme wird der Bahnsteig auf insgesamt 100 Metern verlängert und auf 55 Zentimeter erhöht, um einen barrierefreien Einstieg in die Züge zu ermöglichen. Dass die Einstiegshöhe in den Zug und die Höhe des Bahnsteigs dann gleich groß sind, kommt nicht nur Rollstuhlfahrern zugute, sondern auch Senioren, Kindern und Eltern mit Kinderwagen, die so bequem und sicher ein- und aussteigen können.
So bequem können Reisende bald auch am Hausbahnsteig einsteigen. Foto: Rüdiger Busch"Wir führen die Arbeiten in mehreren Abschnitten durch, damit die Züge ohne Einschränkungen weiter fahren können", erläutert Yan Ding-Stahr. Derzeit läuft der Umbau des bestehendes Teils des Bahnsteigs. Der Bahnsteig wird zunächst abgerissen und dann neu aufgebaut. Er wird dabei nicht nur erhöht, sondern bekommt auch ein Gefälle von zwei Prozent in Richtung Bahnhofsgebäude. Dies dient zum einen der Entwässerung, damit das Regenwasser nicht mehr ins Gleisbett fließt, sondern auch der Sicherheit: Dadurch soll verhindert werden, dass sich beispielsweise Kinderwagen selbstständig machen und in Richtung Gleis rollen.
Im Eingangsbereich des Bahnhofs wird eine Rampe gebaut, damit das Gelände stufenfrei erreicht werden kann. Die bisher in diesem Teil des Areals stehende Fahrradbox wurde abgebaut. Sie wird einen neuen Standort in Richtung der Parkplätze erhalten. Dort wurde auch ein zweiter Zugang zum Bahnsteig geschaffen, sodass Bahnreisende, die aus dieser Richtung kommen, künftig keine Umwege mehr über den Haupteingang auf sich nehmen müssen.
Der neue Bahnsteig erhält einen 200 Quadratmeter großen, modernen Wartebereich. Auch das Dach des Bahnsteigs wird saniert. Gepflastert wird der Bahnsteig mit Ökopflastersteinen, bei deren Herstellung umweltfreundliche Produktionsverfahren eingesetzt und ausschließlich erneuerbare Energien genutzt werden.
Foto: Rüdiger Busch Auch bei der Beleuchtung wird der Nachhaltigkeitsgedanke aufgegriffen: Die Bahn setzt auf energiesparende LED-Technik. Wie an Bahnsteig 2 bekommt auch der Hausbahnsteig eine digitale Anzeigetafel – einen sogenannten Dynamischen Schriftanzeiger (DSA), auf dem die nächsten beiden ankommenden Züge sowie weiterführende Angaben abzulesen sind.
An Sehbehinderte wird aber auch gedacht: Per Knopfdruck können sie sich die auf der digitalen Anzeige aufgeführten Informationen ansagen lassen. Auf dem Boden wird ein taktiles Blindenleitsystem angebracht, damit Sehbehinderte sicher an den Bahnsteig kommen.
Die Barrierefreiheit aller Bahnhöfe der Madonnenlandbahn von Miltenberg bis Bödigheim ist das Ziel der Westfrankenbahn. Das ist nach Abschluss der Arbeiten am Buchener Bahnhof fast erreicht: im kommenden Jahr soll noch der Umbau des Bahnsteigs in Hainstadt folgen, erklärt Hans Otto Lausberger im Gespräch mit der RNZ.
"Die Arbeiten liegen im Zeitplan", sagt Polier Lauerbach. Ab 7. August werden die Reisenden den neuen Bahnsteig nutzen können, wenn alles weiter wie vorgesehen läuft. Anschließend stehen nur noch Restarbeiten an. Am Ende des Baustellenrundgangs fällt Yan Ding-Stahrs Blick auf die Bahnsteiguhr am 2019 sanierten Bahnsteig 2. Sie ist abgeklebt und offensichtlich defekt. "Ersatz ist schon bestellt", versichert die Projektleiterin. Schließlich steht die Uhr für Pünktlichkeit und Verlässlichkeit. Und damit möchte die Bahn ihre Kunden überzeugen – und mit einem ansprechenden Bahnhof.