Next Level“ bei der Übergabe des Pokals für Platz 1 der Deutschen Meisterschaft Online 2020. Damit haben sich die Buchener Tänzer/innen von „Next Level“ für die WM 2021 in Phoenix/Arizona qualifiziert.
Buchen. (pm) Laut Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg dürfen Spitzensportler, die einem National- oder Landeskader angehören, trotz Corona trainieren. Die Gruppe "Next Level" – 2016 Vize-Europameister, Weltmeister 2018 und 5-facher Deutscher Meister – ist Mitglied in den Nationalkadern von "Hip-Hop International Germany" (HHI Germany) und von "United Dance Organisation Germany" (UDO Germany), durfte aber auf Anordnung der Stadt Buchen nicht trainieren.
"Mir ist bewusst, dass die Stadt Buchen mit großem Bedauern umsetzt, was von oben vorgegeben wird und oben ist bezüglich Sport das Kultusministerium", betont Volker Schwender, der Leiter des Integrations- und Präventionsprojektes Hip-Hop-Breakdance" (IPHB) im TSV Buchen. Danach werte das Kultusministerium jugendliche Spitzensportler, die Mitglied in traditionellen "offiziell anerkannten" Verbänden wie dem DOSB (Deutscher Olympischer Sport Bund) oder dem LSV (Landessportverband) sind, anders als jugendliche Spitzensportler, die ihrer sportlichen Leidenschaft in anderen nationalen Organisationen nachgehen, obwohl das Leistungsniveau erfahrungsgemäß mindestens so hoch sei wie bei den "offiziell Anerkannten", so Schwender. Laut Kultusministerium erfülle "Next Level" nicht die formalen Voraussetzungen zur Eingruppierung in den Spitzensport.
Diese "bürokratisch verknöcherte Sichtweise" der politischen Offiziellen, so Schwender, mache "Next Level" zu Spitzensportlern zweiter Klasse, ignoriere parallele gleichwertige gesellschaftliche Entwicklungen, führe zur Ungleichbehandlung jugendlicher Spitzenleistungsträger, behindere sie in ihrer Entwicklung und offenbare zum wiederholten Male einen Mangel an Pragmatismus. Solche Entscheidungen beschädigen Schwenders Meinung nach das demokratische Grundprinzip der Gleichbehandlung.
Auch der TSV-Vorsitzende Kurt Bonaszewski kritisierte dieses umstrittene Trainingsverbot und hat Kultusministerin Eisenmann in einem Brief um Klarstellung über das "Jain" des Kultusministeriums zum Training jugendlicher Spitzensportler gebeten.
Er hat sie darauf hingewiesen, dass diese Gruppe Weltspitzensport im Rahmen der nationalen Hip-Hop/Breakdance-Organisation "Hip-Hop International Germany" (HHI Germany) betreibe, die mit 53 weiteren Nationen im Weltverband HHI mit Sitz in Los Angeles zusammengeschlossen sind.
Weiter erklärte Bonaszewski, dass sich "Next Level" bei einer coronabedingten Deutschen Online-Meisterschaft im Herbst 2020 mit dem 1. Platz für die Weltmeisterschaften 2021 Mitte August in Phoenix (Arizona) qualifiziert habe und nun wegen des Trainingsverbotes unter Zeitdruck gerate.
Dass "Next Level" dem Bundeskader angehöre, sei durch "HHI Germany" schriftlich bestätigt. Sie erfülle damit alle in der Corona-Verordnung genannten Bedingungen. Hier seien weder der DOSB noch der LSV namentlich erwähnt. Einen sachlichen Grund, der Gruppe "Next Level" das Training zu untersagen, gebe es also nicht, da selbstverständlich die Corona-Hygiene-Auflagen beachtet würden. Schließlich bat Bonaszewski um rasche Antwort, da eine eventuelle Klage vor dem Verwaltungsgericht Zeit koste, selbst, wenn es zu einer Eilentscheidung käme.
Nun hat Kultusministerin Eisenmann am Dienstag geantwortet: "Die Hip-Hop-Formation ,Next Level‘ hat sich aufgrund ihrer sportlichen Leistungen für die Teilnahme an den Hip-Hop-Weltmeisterschaften qualifiziert und vertritt dort die Bundesrepublik Deutschland. Sie gehört damit dem deutschen Kader des Tanzverbandes Hip-Hop International an. Insofern ist dieser Kaderstatus mit dem Bundeskaderstatus der Spitzenverbände im DOSB vergleichbar."
Kultusministerin Eisenmann hat das Training genehmigt. Die Auseinandersetzung hat sich also für das IPHB gelohnt: "Wer nicht kämpft, hat schon verloren", so Schwender.
Aber es gibt auch Positives zu berichten: Das spanische Fernsehen hat angefragt, ob "Next Level" Interesse habe, an "Spain’s Got Talent" teilzunehmen. Das sei, so Volker Schwender, die spanische Version von "Das Supertalent". Die Teilnahme sei natürlich eine willkommene Möglichkeit, die coronabedingte Motivationserosion zu stoppen.