"Wir liegen mit unseren Strompreisen im besten Feld unter den Mitbewerbern", sagte Andreas Stein, Geschäftsführer der Stadtwerke Buchen. Foto: Martin Bernhard
Von Martin Bernhard
Buchen. Rund 9100 Haushalten in Buchen und Umgebung flatterte in den vergangenen Wochen Post von den Stadtwerken Buchen (SWB) ins Haus: Die Strom- und Gaspreise steigen ab dem neuen Jahr. Die beiden Geschäftsführer Matthias Gruber und Andreas Stein erklären dies mit gestiegenen Umlagen und Einkaufspreisen.
Rund zwei Cent mehr zahlen Privathaushalte künftig pro Kilowattstunde (kWh). Bei einem Jahresverbrauch an Strom in Höhe von 3500 kWh erhöht sich damit die jährliche Stromrechnung um rund 60 Euro. Diese Strommenge entspricht dem Bedarf eines Drei- bis Vierpersonenhaushalts.
Fast sechs Jahre blieben die Strompreise bei den SWB stabil, der Preis für Erdgas fiel sogar. Nach der Preiserhöhung zum 1. Januar 2019 wird der Erdgastarif immer noch unter dem Niveau des Jahres 2011 liegen. Matthias Gruber erklärt den Preisanstieg beim Erdgas mit einem hohen Bedarf dieses Brennstoffs in Asien. Dort zahle man höhere Preise als in Europa. Die Verteuerung des Erdgases sei allerdings deutlich geringer ausgefallen als die beim Erdöl.
Die Stadtwerke beziehen den Strom für ihre Kunden über ihren Partner MVV Energie AG, die an dem Buchener Unternehmen mit 25,1 Prozent beteiligt ist. Diese erwirbt den Strom an der Leipziger Strombörse EEX. In den vergangenen zwölf Monaten ist dort der Strompreis um rund zwei Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Die Kosten für die Beschaffung und den Vertrieb des Stroms machen jedoch nur ein gutes Fünftel an dem Tarif aus, der dem Verbraucher berechnet wird. Mehr als die Hälfte davon entfallen auf Steuern, Abgaben und Umlagen, zum Beispiel auf die Umlage für Erneuerbare Energie, auf Strom- und Mehrwertsteuer.
Fast ein Viertel vom Stromgeld der Verbraucher fließt in sogenannte "regulierte Netzentgelte". Damit sind Konzessionsabgaben, Ausgaben für Messungen und Messstellenbetreiber sowie für die Stromleitungen gemeint.
Von der Stromtarifanpassung um rund zwei Cent pro kWh profitieren die SWB mit Mehreinnahmen von 1,14 Cent beziehungsweise von rund 40 Euro pro Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 kWh. Damit müssen sie den Preisanstieg beim Stromeinkauf ausgleichen.
Wie Matthias Gruber erläuterte, habe man in den Jahren 2009 bis 2015 die damals fallenden Strompreise mit der gestiegenen EEG-Umlage verrechnet.
Jetzt falle zwar die EEG-Umlage. Allerdings stiegen der Einkaufspreis für den Strom und die Umlagen für den Netzausbau deutlich. Deshalb sei eine Erhöhung des Stromtarifs unvermeidlich gewesen.
"Wir liegen mit unseren Strompreisen im besten Feld unter den Mitbewerbern", sagte Andreas Stein und ging auf das Geschäftsgebaren von Online-Vertriebsunternehmen für Strom ein.
Diese lockten in der Regeln mit einer attraktiven Wechselprämie und einem im ersten Jahr niedrigen Strompreis. Im zweiten Vertragsjahr sei aber mit einem erheblichen Preisanstieg zu rechnen. "Bei uns haben Neu- und Bestandskunden denselben Preis", sagte Gruber. Auf eine Wechselprämie von derzeit 50 Euro könne man wegen des Marktumfeldes "schweren Herzens" nicht verzichten.
Neukunden aus der Region werben die SWB mit Anschreiben an Kunden von Mitbewerbern, wenn diese ihren Strompreis erhöhen.
"Wir haben im Jahr 2018 mehr Kunden gewonnen als verloren", stellen die beiden Geschäftsführer fest. Die Haushaltsabdeckung im Netz der SWB liege derzeit bei nahezu 90 Prozent, bei gewerblichen Kunden bei rund 80 Prozent.
Gruber und Stein wiesen auf die Bedeutung der Stadtwerke für Buchen und die Region hin. So kommen Überschüsse aus dem Geschäft der Stadtwerke dem städtischen Eigenbetrieb "Energie und Dienstleistungen Buchen" (EDB) zugute. Dieser betreibt das Hallen- und Freibad sowie den Wohnmobilhafen im Mühltal. EDB finanziert den Stadtbus sowie das kostenlose Wlan-Netz "bchinfo" in der Innenstadt und am Waldschwimmbad. Wer Strom und Erdgas bei den Stadtwerken bezieht, trägt somit auch zum Gemeinwohl und der Lebensqualität in seiner Heimatstadt bei. "Die Früchte unserer Arbeit bleiben in der Region", betonten Matthias Gruber und Andreas Stein.