Buchen. (rüb) Ein gemütlicher Abend mit Freunden. Einen leckeren Salat essen gehen. Oder nach dem Kino noch auf einen Wein oder ein Bier einkehren. Auf die Frage "Wo?" gab es in den zurückliegenden 23 Jahren in und um Buchen häufig eine Antwort: "Im Brunnegugger!" Doch das ist nun vorbei: Wie Wirt Matthias Gollnau am Sonntag der Rhein-Neckar-Zeitung bestätigte, wird er das beliebte Bistro nach der Corona-Krise nicht mehr öffnen. Die behördlichen Auflagen, die Unsicherheit, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt, und seine angeschlagene Gesundheit gaben den Ausschlag für diesen Schritt, der dem 68-Jährigen sichtlich nicht leicht gefallen ist.
Lange habe er mit sich gerungen, bis am Samstag die Entscheidung feststand: "Die behördlichen Auflagen lassen es für mich nicht zu, wirtschaftlich zu arbeiten." Auch sei sein Gesundheitszustand nicht mehr so stabil, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Auf ein Abholangebot habe er bewusst verzichtet, da beispielsweise seine beliebten Salate dafür nicht geeignet seien. Ausdrücklich lobt er seine Vermieterin Elke Schäfer, ohne deren Großzügigkeit und Mitgefühl die letzten Wochen noch schwerer zu bewältigen gewesen wären, betont der Wirt mit Leib und Seele, der sich bei allem Stress immer Zeit für einen kurzen Plausch mit seinen Gästen nahm.
Der Narrenbrunnen am alten Rathaus gab dem „Brunnegugger“ seinen Namen. 23 Jahre lang war das Bistro ein beliebter Treffpunkt im Herzen Buchens. Das ist nun Geschichte. Foto: Rüdiger BuschSchon Matthias Gollnaus Eltern hatten in Aschaffenburg einen Gastronomiebetrieb, und so war sein Weg quasi vorgezeichnet. Nach der Ausbildung in einem Hotel in Frankfurt und weiteren Stationen fuhr er zur See ("Da habe ich die Welt kennengelernt"). Zurück an Land wuchs eines Tages der Wunsch, eine eigene Kneipe zu übernehmen. So kam er auf Vermittlung der Distel-Brauerei 1985 nach Buchen, wo er sich als Wirt des "Krönchens" in der Marktstraße schnell einen guten Namen machte.
Anfang der 90er Jahre lockte ihn noch einmal die große Welt, und er arbeitete für drei Jahre in Hamburg als Restaurantleiter. In Buchen hatte man ihn jedoch nicht vergessen, und als im Zuge der Marktplatzbebauung 1997 ein Wirt für ein neues Lokal gesucht wurde, wurde Matthias Gollnau gefragt. "Den Schritt zurück nach Buchen habe ich nie bereut", erklärt der leidenschaftliche Gastronom. Er sei in Buchen sehr gut aufgenommen worden und fühle sich inzwischen als Buchener.
"Es war eine schöne Zeit, und ich bin meinen Gästen sehr dankbar dafür." Nur seinen Abschied als Wirt, den hätte er sich anders vorgestellt, räumt Matthias Gollnau ein. In Gesprächen mit einigen Stammgästen habe er übers Wochenende gemerkt, dass sie der Entschluss wehmütig stimmt. Doch immer habe er auch Verständnis für seine Argumente gespürt: "Sie können meine Entscheidung nachvollziehen!" Seinen Ruhestand hat er sich mit 68 und mit über vier Jahrzehnten in dieser anstrengenden Branche zweifellos verdient.
Dankbar blickt Matthias Gollnau zurück. Das gilt auch für die Mitarbeiter, die ihn all die Jahre so vorzüglich unterstützt hätten. Dankbar zeigt sich Gollnau auch seiner Ehefrau Karin und seinem Vater gegenüber: "Sie waren immer an meiner Seite, auch in schweren Zeiten!"
Die Gäste werden ihren "Brunnegugger" vermissen, Buchen wird der "Brunnegugger" fehlen. bleibt zu hoffen, dass die Vermieterin nach der Corona-Krise einen Nachfolger findet. Das Lokal bleibt komplett eingerichtet, so dass ein unkomplizierter Neustart möglich wäre. Vielleicht lässt sich dann die Frage "Wohin gehen wir?" wieder mit "Brunnegugger!" beantworten.