Junge Landwirte aus der Region erklärten sich mit den in Berlin demonstrierenden Standeskollegen solidarisch und entzündeten am Dienstag auf dem Schlempertshof ein Mahnfeuer. Foto: Adrian Brosch
Neckar-Odenwald-Kreis. (adb) "Wir fordern den Erhalt der landwirtschaftlichen Vielfalt, gleiche Standards für heimische und importierte Lebensmittel, einheitliche Messmethoden in der ganzen EU und gut sichtbare Herkunfts- und Qualitätsnachweise auf allen Lebensmittelverpackungen": Jakob Haas (Mudau-Scheidental) als Pressesprecher der Bewegung "Land schafft Verbindung" bringt die Ziele auf den Punkt, denen am Dienstag mit dem Mahnfeuer auf dem Schlempertshof "zündender" Nachdruck verliehen wurde.
Organisiert hatte er das Protesttreffen zahlreicher vorwiegend junger Landwirte und angehender Landwirte aus dem Neckar-Odenwald- und dem Main-Tauber-Kreis gemeinsam mit Frieder Blum, Kevin Kuhn und Dominik Frank. "Hintergrund war, dass wir uns eine eigene Zukunft im Bereich der Landwirtschaft erhoffen und mit dem Mahnfeuer auf die ernste Lage aufmerksam machen wollen", berichtet Haas. "Vom ersten Gedanken bis zur Umsetzung vergingen keine 24 Stunden", erzählt er weiter, wobei die gute Vernetzung der jungen Landwirte hier hilfreich war.
Die Initiative "Land schafft Verbindung" ist erst im Oktober als Zusammenschluss acht norddeutscher Landwirte entstanden. Sie treffe "den Nerv der Bauern landauf, landab". Man wolle damit einen Gegenpol zum weit verbreiteten "Bauernbashing" und dem Schüren diverser Vorurteile schaffen. Ferner müsse die Landesregierung "Bürokratieabbau nicht nur predigen, sondern leben" – ebenso plädiere man für ein Mitspracherecht bei zukünftigen Freihandelsabkommen, die auch die Landwirtschaft betreffen. Gefordert werde auch eine Änderung des Agrarpakets unter objektiver Abwägung ökonomischer, ökologischer und sozialer Gesichtspunkte.
Nachdem zunächst nur die große Demonstration in Berlin geplant gewesen sei, habe man sich untereinander ausgetauscht und die Mahnfeuer vor Ort angezündet – so auch auf dem Schlempertshof. "Es ist uns wichtig, die Demonstranten zu unterstützen und unsere Solidarität mit ihnen zu bekunden", fasst Jakob Haas, dessen Vater einen Hof mit rund 160 Kühen und Biogasanlage betreibt, die Intention zusammen.
Das blieb auch Andreas Sigmund als Geschäftsführer des Bauernverbands Neckar-Odenwald nicht verborgen: Im Laufe des Abends informierte er sich vor Ort über das Feuer und vor allem die dazu führenden Beweggründe. Und auch bei "älteren" Landwirten stößt der Plan durchaus auf Zustimmung, wie Benno Sans (Altheim) schildert: "Es wäre zu wünschen, dass der großartige Zusammenhalt der jungen Leute nicht nur anhält, sondern auch die gesamte Landwirtschaft ereilt und das wichtige politische Umdenken bewirkt", betont er.
Mit welcher Eigendynamik die Initiative "Land schafft Verbindung " im Neckar-Odenwald-Kreis ihre Gedanken verfolgt, wurde zur selben Zeit auch in Schefflenz und Aglasterhausen verdeutlicht. Auch dort loderten am Dienstagabend Mahnfeuer durch die Nacht. Bleibt zu hoffen, dass die Sorgen und Nöte der Bauern bei den Verbrauchern, aber vor allem auch bei den politischen Entscheidungsträgern auf offene Ohren stoßen ....