Buchen. (rüb) "Der Turm hält wohl eher aus Tradition, weniger aus statischen Gründen." Den Humor hatte Bürgermeister Roland Burger nicht verloren, auch wenn ihm beim Thema "Betonsanierung des Schlauchturms der Feuerwache" nicht zum Lachen zumute war. Denn bei der letzten Sanierung des Bauwerks in den Jahren 1989 bis 1995 wurde offensichtlich derart fehlerhaft gearbeitet, dass die Statik des Turms nicht mehr gewährleistet ist und er nun dringend saniert werden muss. Der Gemeinderat gab in der Sitzung am Montag grünes Licht für eine neuartige Sanierungsmethode mittels Carbongewebe-Bandagen. Ein entsprechendes Angebot liegt zwar noch nicht vor. Eine Kostenschätzung geht aber von rund 166.000 Euro aus.
Bei dem Anfang der 60er Jahre erbauten und vor etwa 25 Jahre sanierten Schlauchturm an der Feuerwache hatten sich im Dezember 2019 Putzteile von der Fassade gelöst und das Dach der Fahrzeughalle durchschlagen. Um weitere Unfälle zu vermeiden, wurde der Turm sofort eingerüstet und mit einem Netz abgehängt. Bei einer Inspektion des Gebäudes wurde deutlich, dass sich großflächig Putzflächen beinahe vollständig vom Untergrund gelöst hatten. Weiterhin fielen Haarrisse sowie weitere Schädigungen in den tragenden Stützen des Stahlbetonskelettbaus auf.
Die dringend notwendige Sanierung wurde daraufhin an die Firma CSE Construction GmbH (Bietigheim-Bissingen) zum Preis von knapp 50.000 Euro vergeben. Doch bereits kurz nach Beginn der Arbeiten stellte sich heraus, dass ein Großteil der statisch relevanten Querbügel der Stahlbewehrung nicht mehr seine Funktion erfüllt. Es wird vermutet, dass während der letzten Sanierung in den Jahren 1989 bis 1995 "störende" Teile der Bügel, die augenscheinlich zu wenig Betonüberdeckung hatten, kurzerhand abgeflext wurden, was verheerende Auswirkungen auf die Statik des Turms habe. Wer dies zu verantworten hat, ist nicht bekannt: "Die Frage der Verantwortlichkeit wird derzeit intern geprüft", sagte Burger. Klar ist dagegen: "Das Problem muss unverzüglich gelöst werden!"
Ein Abriss des Turms sei aber keine Option: "Er wird als Schlauchturm gebraucht." Außerdem wäre dies auch eher aufwendig, da der Turm mitten im Gebäude der Feuerwache steht.
Nach eingehender Prüfung haben sich die Verwaltung und der Prüfstatiker für eine neuartige Sanierung mittels Carbongewebe-Bandagen entschieden. Hierbei werden die Stützen in den Bereichen der Bügel vollständig mit Carbongewebe ummantelt. Dadurch kann ein weiteres Eingreifen in die erheblich geschädigte Bausubstanz weitgehend unterbunden werden.
Für eine herkömmliche Sanierung liegt der Stadt ein Angebot in Höhe von 236.000 Euro vor. Im Vergleich zu dieser konventionellen Sanierungsmethode, die voraussichtlich erst im Sommer 2021 abgeschlossen werden könnte, verspreche die neue Variante rund 30 Prozent Einsparpotential. Der Gemeinderat ermächtigte die Verwaltung zur direkten Vergabe der Nachtragsarbeiten an die Firma CSE, sobald das angefragte Angebot vorliegt. Und wenn die Arbeiten dann abgeschlossen sind, bleibt der Turm hoffentlich nicht nur aus Tradition stehen, sondern weil er stabil genug ist.