Die aus Walldürn stammende Autorin Anne Grießer hatte ein strammes Programm in der Frankenlandschule zu absolvieren. Sie las in "ihrer" Schule aus dem "Walldürn-Krimi" mit dem Thema "Das Heilige Blut". Auf dem Bild: Studiendirektor Torsten Mestmacher, Studiendirektor Werner Hefner, Anne Grießer und Oberstudiendirektorin Felizitas Zürn.
Walldürn. Die aus Walldürn stammende Autorin Anne Grießer, die der Wallfahrt mit "Das Heilige Blut" ein literarisches Denkmal gesetzt hat, las zweimal vor Schülern der Frankenlandschule und am Abend für das interessierte Publikum aus diesem Werk. Zudem präsentierte sie ihren Zuhörern eine kurzweilige und amüsante Kurzgeschichte mit dem Titel "Zweite Wahl".
Am Morgen wurde das "Haus der offenen Tür" zur Stätte der Begegnung zwischen der Autorin und Schülern der Frankenlandschule, an der die Autorin 1986 ihr Abitur am Wirtschaftsgymnasium in Walldürn ablegte. Es war für sie die erste Lesung vor Schülern.
Insgesamt 400 Schüler hörten ihr gebannt zu und stellten interessiert Zwischenfragen. Sie führte die Jugendlichen mithilfe ihrer Lesung in die Welt des Spätmittelalters ein, mit der sie sich während ihres Studiums des Bibliothekswesens, der Ethnologie, der Volkskunde und der Germanistik in Stuttgart, Freiburg und Köln intensiv beschäftigt hatte. Erst fern der Heimat, in Freiburg, wurde Anne Grießers Interesse an der Entstehungsgeschichte der Walldürner Wallfahrt geweckt.
Zusammen mit Fronika, der Hauptfigur ihres Romans "Das Heilige Blut", weiht die Autorin die Leser in die Geheimnisse des Blutwunders ein, das ihr der Großonkel auf dem Sterbebett preisgibt. Meisterhaft gelingt es Anne Grießer das Mittelalter lebendig werden zu lassen; man kann die Atmosphäre spüren, und hat die Ausdünstungen des ungewaschenen Reliquienhändlers Kuntz förmlich in der Nase. Dazu passt die Sprache der Autorin, die sich der dreckigen, derben und mitunter brutalen Umgebung anpasst. Für die Hauptfigur Fronika ist am Ende eines klar: "Das Wunder zeigt sich nur dem, der daran glaubt!" Ob dem Leser das Wunder offenbar wird, das "muss jeder für sich selbst entscheiden", so Anne Grießer.
Die Abendveranstaltung eröffnete die Schulleiterin der Frankenlandschule, Oberstudiendirektorin Felizitas Zürn, indem sie zur Begrüßung Anne Grießers, aus der Abiturzeitung des Jahrgangs 1986 die Beschreibung der Autorin teilweise zitierte. Diese sei schon damals der Welt der Bücher zugewandt gewesen und habe Schmöker aus eigener Feder in der Schublade aufbewahrt.
Die Schulleiterin bedankte sich ausdrücklich bei der Stadt Walldürn für die gute Zusammenarbeit. Sie hatte für diesen Tag das Haus der offenen Tür für diese Veranstaltungen unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Ferner galt ihr Dank der Fachschaft Deutsch, insbesondere Studiendirektor Werner Hefner sowie LiA Elisabeth Glittenberg, die Anne Grießer für die Autorenlesung gewinnen konnten. Für das leibliche Wohl war durch die Schüler der 13. Klasse der Frankenlandschule gesorgt, so dass die Lesung zu einer rundum gelungenen Veranstaltung werden konnte.
Am Abend las Anne Grießer nicht nur eine Passage aus ihrem Roman "Das Heilige Blut" vor, sondern entführte die Zuhörerschaft in das spätmittelalterliche "Dürn" und sang gemeinsam mit dem Publikum das zotige Lied vom "Pfannenflicker". Anschließend las sie, die Kurzgeschichte "Zweite Wahl" vor, die in der Krimi-Anthologie "Wie werde ich Witwe", erschienen ist. Anne Grießer versicherte lachend, dieser Ratgeber sei die "Antwort auf das neue Scheidungsrecht". Mit ihrer Kurzgeschichte, gewürzt mit einer ordentlichen Prise schwarzen Humors, brachte die Erzählerin die Zuhörer zum Schmunzeln.
Mit der Lesung stellte die in Freiburg lebende Schriftstellerin Anne Grießer nicht nur ihr historisches Wissen unter Beweis (als Quellen dienten ihr u.a. ihr ehemaliger Geschichtslehrer Walter Gramlich sowie Prof. Dr. Peter Assion, ihr ehemaliger Dozent für Volkskunde), sondern zeigte insbesondere ihr bemerkenswertes literarisches und schauspielerisches Talent.
Es war ein strammes Programm, das Anne Grießer zu absolvieren hatte, aber motiviert durch engagierte Schüler, die wissbegierig Fragen stellten, und literarisch und kulturell interessierte Erwachsene, die bereitwillig den Refrain vom "Pfannenflicker" mitsangen, gestaltete die Autorin die drei Lesungen voller Elan.
Am Schluss der Lesung überreichte Schulleiterin Oberstudiendirektorin Felizitas Zürn Anne Grießer ein Präsent und lud die Autorin bereits jetzt im Namen der Frankenlandschule zu einer zukünftigen Lesung ein, nachdem Anne Grießer angekündigt hatte, es werde einen zweiten Walldürn-Roman geben.
Vielleicht wird das "Haus der offenen Tür" dann erneut zur Stätte der Begegnung zwischen Anne Grießer, Schülern und anderen Literaturbegeisterten.