Neben Sprachkursen bietet die Digeno auch "Intensiv Coaching" für Flüchtlinge an. Das Heranführen an die Arbeitswelt, wie hier bei einer Betriebsbesichtigung der Fa. Weisshaar in Neckarelz, spielt dabei eine große Rolle. Foto: Martin Hahn
Neckar-Odenwald-Kreis. (mh) Aktuell leben rund 1 620 Flüchtlinge im Rahmen der vorläufigen Unterbringung im Neckar-Odenwald-Kreis. Nach wie vor nehmen dabei Männer im Alter zwischen 18 und 74 Jahren den größten Teil, ca. 68 Prozent ein. Lediglich ca. 115 Familien mit Eltern und Kind oder Kindern halten sich derzeit in der vorläufigen Unterbringung auf. Die meisten Flüchtlinge wohnen in den Flüchtlingsheimen in Buchen, Mosbach und Hardheim. Personen mit Bleiberecht leben auch schon in eigenen kleinen Wohnungen.
Die Integration dieser Menschen ist eine wichtige Aufgabe und eine riesige Herausforderung für die Gesellschaft. Die kreiseigene Dienstleistungsgesellschaft Digeno hatte bereits im August 2015 die "Zentralstelle für Sprachförderung und Präqualifikation" unter Leitung von Emilia Kulis geschaffen. Unzählige Sprachkurse, intensiv unterstützt von vielen ehrenamtlichen Helfern, finden seither statt und sind ein wichtiger Baustein für die Integration der Flüchtlinge, von denen die allerwenigsten Deutsch sprechen konnten.
Parallel zur Sprachbildung ist aber auch die Heranführung an den Arbeitsmarkt von größter Wichtigkeit. Ziel soll die Erwerbstätigkeit oder sogar das Erlernen eines Berufes sein. Natürlich darf, so die Profis der Digeno, Kultur und Sport ebenfalls nicht zu kurz kommen. Insbesondere in Sportvereinen ist es für Flüchtlinge relativ einfach, Anschluss zu finden, das eigene Können zu zeigen und auch etwas für die Gesundheit zu tun.
Seit November werden sieben Flüchtlinge, davon fünf aus Eritrea und zwei aus Gambia, im Rahmen eines Digeno-Pilotprojektes intensiv betreut: Unter Leitung von Emilia Kulis und Isabel Erfurt findet neben Sprachkursen auch Bewerbungstraining statt. Weiterhin wird über Bildungsmöglichkeiten und verschiedene Berufe informiert. Für berufs- und themenbezogenen Deutschunterricht ist Jürgen Müller verantwortlich. Dies ist eine sehr wichtige Ergänzung zum klassischen Sprachunterricht.
"Ein strukturierter Tagesablauf", so Sozialpädagogin Isabel Erfurt, "ist für diese Menschen sehr wichtig". Vor diesem Hintergrund achten die Digeno-Mitarbeiter auch darauf, dass zwar intensiv gearbeitet, aber als Ausgleich dazu auch Wert auf das Erleben der Gemeinschaft gelegt wird. Die gemeinsame Weihnachtsfeier und somit die deutsche Kultur ist nur ein Beispiel dafür.
Besonders interessant war dieser Tage der Besuch bei der Firma Weisshaar in Neckarelz. Hier konnten die Teilnehmer die Arbeitswelt eines metallverarbeitenden Betriebes hautnah miterleben. Äußerst fundiert waren die Erläuterungen von Produktionsleiter Armin Schiemann, der in einer rund zweistündigen Führung verschiedene Abteilungen dieses Unternehmens ausführlich vorstellte.
"Die Erkenntnisse aus dem Projekt sind für unsere Vorgehensweise bei der Weiterqualifizierung der Zielgruppe sehr hilfreich", sagt abschließend Emila Kulis. Im kommenden Jahr würden weitere Flüchtlinge mit Bleiberecht kommen. Diese gelte es zu qualifizieren und zu integrieren.