Kreis plädiert für Sanierung statt Neubau
Klare Empfehlung im Schulausschuss - Kreis hofft auf neues Förderprogramm

Mit der Frage "Sanierung des Ganztagsgymnasiums oder Neubau?" hatte sich der Schulausschuss des Kreistags am Montag erneut zu befassen. Angesichts eines vom Land angekündigten neuen Förderprogramms sprach sich das Gremium für die umfassende Sanierung der in die Jahre gekommenen Schule aus. Dafür wird mit Gesamtkosten von 12,6 Millionen Euro gerechnet: Bei einem Neubau würden sich die Investitionen auf mindestens 20,3 Millionen belaufen. Foto: Burkard Gassenbauer
Osterburken. (bg) Nachdem zuletzt einiges auf einen Neubau des in die Jahre gekommenen Ganztagsgymnasiums Osterburken (GTO) hingedeutet hatte, favorisiert der Kreis als Schulträger jetzt unter Abwägung aller Vor- und Nachteile eine umfassende Modernisierung des Gebäudebestandes. Grund dafür ist ein vom Land angekündigtes Förderprogramm, das Hoffnung auf beträchtliche Zuschüsse weckt, womit die Sanierung - geschätzte Gesamtkosten: 12,6 Millionen Euro - kostengünstiger ausfiele als eine Neubau-Lösung, für die Investitionen von mindestens 21,3 Millionen Euro veranschlagt werden. Der Schul-, Kultur- und Partnerschaftsausschuss des Kreistags sprach sich am Montag vor Ort ohne Gegenstimmen dafür aus, in erster Priorität die Pläne für die Sanierung zu verfolgen.
Der Schulausschuss hatte einer energetischen Sanierung des Ganztagsgymnasiums, das in den 1960er Jahren eine Pionierrolle in der Bildungslandschaft übernommen hat, bereits im November 2013 grundsätzlich zugestimmt. Wegen der Kosten in Höhe von mindestens 6,6 Millionen Euro allein für die energetische Sanierung wurde allerdings auch ein Ersatzbau ins Auge gefasst.
Landrat Dr. Achim Brötel erinnerte in der Ausschusssitzung am Montag an die umfangreichen bisherigen Untersuchungen und Planungen und machte deutlich, dass es sowohl für eine Sanierung der Schule wie für eine Neubaulösung Vor- und Nachteile gäbe.
Die Entscheidung für einen Neubau berge das Risiko eines ungewissen Ausgangs des notwendigen Verfahrens bezüglich der Aufgabe des alten Schulgebäudes, das heißt: ob die Schulbaukommission zum Schluss komme, dass eine Sanierung schwierig oder unmöglich und deshalb ein Neubau sinnvoll wäre, sei offen. Für einen Neubau sei zwar ein hoher Gesamtzuschuss möglich; allerdings sei mit einer langen Wartezeit zu rechnen.
Nicht nur vor diesem Hintergrund sei, so Brötel, die Sanierungs-Lösung wieder stärker ins Blickfeld gerückt, sondern vor allem deshalb, weil ein vom Land angekündigtes Förderprogramm Hoffnungen auf beträchtliche Zuschüsse wecke. Nachdem eine Schulhaussanierung vom Land derzeit nicht bezuschusst werde und man bislang nur Mittel in Höhe von 300.000 Euro aus dem "Klimaschutz"-Programm habe erwarten können, womit der Kreis bei einer Sanierung Netto-Ausgaben von 12,3 Millionen Euro zu tragen habe, könnte laut Verwaltung der Zuschuss aus den neuen Fördertöpfen so hoch - acht bis neun Millionen - ausfallen, dass die Sanierung wirtschaftlicher sei als ein Neubau. Wie Brötel feststellte, sollte angesichts dieser Zahlen die "Sanierung erste Priorität" habe. Allerdings sei eine Entscheidung nicht einfach. Man habe daher eine "Entscheidungsmatrix" angelegt, um die Lösungsmöglichkeiten besser vergleichen zu können.
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Planerin Dea Ecker vom gleichnamigen Buchener Architekturbüro, das mit den komplexen Planungsaufgaben betraut worden war, gab am Montag einen Überblick über Planungsvarianten und Kostenschätzungen. Für einen Neubau auf Basis der Programmflächen für ein vierzügiges Gymnasium hat das Büro drei Kostenschätzungen erstellt.
Variante 1 sieht einen Neubau auf dem eigenen Grundstück an der Hemsbacher Straße mit Gesamtkosten von 20,2 Millionen Euro vor. Bei einer Förderung von 12,3 Millionen Euroverblieben Nettoausgaben von 7,7 Millionen Eurofür den Kreis. Bei der Variante 1 b würde der Neubau auf dem Schulsportplatz entstehen. Gesamtkosten: 21,3 Millionen Euro. Erwartet wird in diesem Fall ebenfalls eine Förderung von 12,3 Millionen Euro, sodass Nettoausgaben von 8,9 Millionen Euro verblieben. Die Kostenschätzung in der Variante 2 mit einem Neubau auf fremdem Grund und Boden geht von Gesamtkosten von 21,6 Millionen Euro und einer Förderung von 12,3 Millionen Euro und damit Nettoausgaben von 9,2 Millionen Euro aus. Für die Umsetzung der Neubauvarianten wird mit einem Zeitbedarf von mindestens vier Jahren gerechnet.
Bezüglich einer Sanierung waren neben den Maßnahmen für die Gebäudeaußenhülle (Umfang 6,6 Millionen Euro) auch die zusätzlich anstehenden Maßnahmen im Gebäudeinneren bewertet worden, insbesondere die Sanierung der Haustechnik (Elektro, Heizung, Lüftung, Sanitär) und die Aufwendungen zur Herstellung der Barrierefreiheit. Die erforderlichen Ausgaben für den Brandschutz wurden hingegen nicht berücksichtigt.
Die Kosten für eine umfassende Sanierung werden auf 12,6 Millionen Euro geschätzt. Für die etappenweise Umsetzung der Sanierung der Gebäudehülle sind drei Jahren vorgesehen. Ziel einer Sanierung sollte sein, "Qualität und Charme des Bestandes wieder herzustellen", betonte die Planerin. Sie bezeichnete es als "erstrebenswert, das als Modellschule geplante Gebäude auf Vordermann zu bringen."
Es sei "richtig gewesen, dass wir nicht schon im vergangenen Herbst entschieden haben", stellte Landrat Brötel mit Blick auf die neuen Erkenntnisse fest, was in der folgenden Aussprache von Kreisrat Karl-Heinz Neser (CDU) bekräftigt wurde. Zwar habe ein Neubau Charme, eine Sanierung berge auf der Kostenseite gewisse Risiken. Da aber letztlich das Land entscheide, ob der Bestand überhaupt abgerissen werden darf, müsse man der Sanierung den Vorzug geben.
Heide Lochmann (SPD), frühere Leiterin der benachbarten Realschule, verwies darauf, dass ein Neubau dem GTO "weitaus bessere Möglichkeiten" eröffnen würde, während ihr Fraktionskollege Joachim Mellinger unterstrich, dass es letztlich entscheidend sei, welche Kosten der Kreis zu tragen habe. Mellinger warf auch die Frage auf, ob man bei einem Neubau nicht drei- statt vierzügig planen könne. Landrat Brötel erklärte dazu, dass es unwahrscheinlich sei, dass das GTO an Attraktivität verliere.
Valentin Knapp und Eric Bachmann von den Freien Wählern plädierten für einen Neubau. Ihr Fraktionsvorsitzender Uwe Stadler empfahl, zunächst zweigleisig zu fahren, also Zuschüsse sowohl für eine Neubau- als auch eine Sanierungs-Lösung zu beantragen. Dies sei nicht machbar, betonte der Landrat. Man könne dem Land kaum erklären, dass man Geld für einen Neubau wolle, weil der Bestand nicht saniert werden könne, während man andererseits zugleich Sanierungsmittel fordere.
Wie Osterburkens Bürgermeister Jürgen Galm deutlich machte, würde sich die Stadt einem Neubau nicht widersetzen, wobei er sich aber mit den Varianten 2 und 3 nicht anfreunden könne. Bei gleichen Fördervoraussetzungen sei eine Sanierung des Bestandes vorzuziehen. Auch CDU-Kreisrat Haas sprach sich dafür aus.
Obwohl man in allen Varianten etliche Vor- und Nachteile sah, sprach sich der Ausschuss letztlich klar dafür aus, die Planungen für die Sanierung des Bestandsgebäudes in erster Priorität weiterzuverfolgen. Mit 13 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung wurde einer entsprechenden Beschlussempfehlung zugestimmt und die Verwaltung beauftragt, den Förderantrag vorzubereiten. Dieser soll zunächst nur die Außensanierung umfassen. Der Beschluss, welche Maßnahme letztlich realisiert wird, bleibt aber einer weiteren Gremienentscheidung in Kenntnis der Ergebnisse des Förderverfahrens vorbehalten.



