Das neue Gemeindehaus hätte zwischen dem Pfarrhaus und der Kirche Platz nehmen sollen. Das lehnten Verwaltung und Ratsmehrheit jedoch ab. Repro: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Der Gemeinderat hat die Bauvoranfrage der Evangelischen Kirchengemeinde für ein neues Gemeindehaus im Pfarrgarten abgelehnt. Der Rat entschied in seiner Sitzung am Mittwoch mit 13 zu sieben Stimmen, dass die Planungen der Kirchengemeinde an dieser Stelle nicht umgesetzt werden können.
Wie wichtig der Verwaltung die Behandlung des Tagesordnungspunkts war, zeigte dessen Verschiebung vom Technischen Ausschuss in den Gemeinderat. Über das Vorhaben war in einigen nichtöffentlichen Sitzungen und bei zahlreichen Vorortterminen intensiv diskutiert worden.
Weil das Martin-Luther-Gemeindehaus in der Realschulstraße zu groß und der Unterhalt zu teuer geworden ist, wollte die Kirchengemeinde ein neues, kleineres und energiesparendes Gemeindehaus im Garten von Pfarrer David Reichert bauen. Wegen der Planungen meldeten sich viele Kritiker zu Wort, etwa Stadtbildpfleger Egon Lackner. Auch die Stadtverwaltung sah das Projekt skeptisch. Bürgermeister Stefan Schmutz empfahl dem Gemeinderat im Verwaltungsvorschlag, die Bauvoranfrage abzulehnen. Dies begründete er im Verlauf der Sitzung noch einmal, ehe die Fraktionssprecher Stellung bezogen.
"Leicht haben wir uns die Entscheidung nicht gemacht", sagte Schmutz und sprach von einem intensiven Abwägungsprozess. Die Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde bezeichnete er als "offen und konstruktiv". Die Ablehnung der Bauvoranfrage sei keine Entscheidung gegen die Kirchengemeinde, sondern eine für das Stadtbild. Weil der Pfarrgarten ein prägnanter Ort mit einer hohen Aufenthaltsqualität sei, könne man sich ein so wuchtiges Gebäude dort nicht vorstellen.
Der Abstand zur Kirche, die Anfang der Woche von der Denkmalschutzbehörde als besonders erhaltenswertes Denkmal hochgestuft wurde, sei viel zu gering. Die Kirche verlöre so ihre Raumwirkung.
Auch das Pfarrhaus befindet sich in unmittelbarer Nähe zum geplanten Neubau. "Wir sehen wegen der Verdichtung einen Konflikt, der nicht zu lösen ist", ergänzte Stadtbaumeister André Rehmsmeier. Bürgermeister Schmutz erklärte außerdem, dass hier ein Präzedenzfall geschaffen werden könne, den es zu vermeiden gelte.
CDU-Sprecherin Carola Schuhmann lehnte den Bau für ihre Fraktion schon deshalb ab, weil die Planung optisch nicht sonderlich reizvoll sei. Für die CDU wäre die Genehmigung des Bauvorhabens "ein Dammbruch". Das Altstadtbild müsse erhalten bleiben. Außerdem würde mit dem Bau des Gemeindehauses der Autoverkehr in der Altstadt zunehmen.
Auch die Mehrheit der SPD-Fraktion - nur die Räte Bernd Garbaczok und Petra Erl stimmten der Bauvoranfrage zu - lehnte das Projekt an dieser Stelle ab. Die Gesamtanlage sollte man nicht verändern, meinte Fraktionschef Steffen Salinger. Ratskollegin Petra Erl, selbst evangelische Pfarrerin, sah dagegen die Entwicklungsmöglichkeiten der Kirchengemeinde gefährdet. "Es geht nicht um Gebäude, sondern um kirchliche Inhalte", sagte sie. Vorschläge von Ratsmitgliedern, die den alten Standort für den Neubau favorisierten, bezeichnete sie als "überheblich".
Für eine Lösung am alten Standort hatte sich auch die FWV-Sprecherin Gudrun Ruster stark gemacht. Stadtrat Wolfgang Luppe (FDP) warnte davor, die Großzügigkeit des Kirchengeländes einzuengen. Er wolle nicht, dass dort eine weitere Bausünde begangen wird. Schon der offene Jugendtreff "Rosa Kuh" habe sich nicht in die Umgebung eingepasst. Auch das benachbarte Mehrfamilienhaus der Mannheimer Baugenossenschaft Familienheim sei ein Negativ-Beispiel, so der Liberale.
Geschlossen für den Bau des Gemeindehauses sprachen sich die vier Vertreter der Grünen-Fraktion aus. Fraktionssprecher Alexander Spangenberg bezeichnete die Argumentation der Gegner als "recht abenteuerlich". Das neue Gemeindehaus störe die Stadtsilhouette nicht, und ein Präzedenzfall werde schon gar nicht geschaffen, weil es in der Altstadt kein ähnlich zugeschnittenes Grundstück gibt. "Die Grünen wollen der Kirchengemeinde keine Steine in den Weg legen", sprach sich Spangenberg für die Genehmigung aus.
Vor der Abstimmung dankte Bürgermeister Schmutz für die sachliche Diskussion und sicherte der evangelischen Kirchengemeinde zu, die weiteren Planungen unterstützend begleiten zu wollen - am alten Standort Realschulstraße.