Das neue Sudhaus der Woinemer Hausbrauerei. Foto: Kreutzer
Von Karin Katzenberger-Ruf
Weinheim. Die "Woinemer Hausbrauerei" hat seit Anfang des Jahres ein neues Sudhaus. Die Investition war möglich, nachdem die Betreiber das historische Anwesen in der Friedrichstraße gekauft hatten. Seit Eröffnung der Brauerei 1986 bis vor wenigen Monaten waren sie Mieter. Ulf Patzschewitz, langjähriger Mitarbeiter, aber schon seit einem Jahrzehnt beruflich anders orientiert, übernimmt aus alter Verbundenheit seit einiger Zeit die monatliche Brauereiführung. Diese würzt der gebürtige Sachse mit einer ordentlichen Prise Humor.
Seiner Schilderung nach hat er weder das Handwerk des Brauers noch das des Mälzers gelernt, sondern sich das Bierbrauen selbst beigebracht. Aus Liebe zu dem Getränk braut er daheim für den Hausgebrauch und lagert das Bier vor dem Genuss einige Wochen lang. Denn erst nach dieser Reifezeit schmeckt es ihm so richtig gut. Bis zu 200 Liter sind für den Eigenbedarf steuerfrei erlaubt. Wegen der überschaubareren Menge ist das Lagern anders als in der Hausbrauerei kein Problem. Dort ist das Sudhaus der wärmste Ort, weil Maische- und Läuterbottich auf Temperatur gebracht werden müssen.
Beim "Läutern" werden feste und flüssige Anteile durch ein Sieb getrennt. Übrig bleibe der "Treiber", bei der Produktion von Wein spreche man vom "Trester", erklärt Ulf Patzschewitz. "Wenn die Energiepreise steigen, steigen auch die Bierpreise, wenn die Energiepreise fallen, steigen die Bierpreise trotzdem" scherzt er.
Das Malz-Lager. Foto: KreutzerFür Bier gilt bekanntlich das Reinheitsgebot, nach dem als Zutaten für das "Gebräu" nur Wasser, Malz, Hopfen und Hefe erlaubt sind. Das Malz stamme von der Sommergerste, es würden inzwischen aber auch gern alte Getreidesorten wie Dinkel, Emmer oder Einkorn gemalzen, ist bei der Führung zu erfahren.
Ebenso, dass sich die seiner Meinung nach beste aller Mälzereien in Bamberg befindet, so der Fachmann. Dort könnten um die 50 Sorten Malz bestellt werden, auch ganz dunkel geröstete. Das für die fränkische Stadt typische "Rauchbier" werde nun in abgemilderter Form auch in der Hausbrauerei hergestellt, erfährt das Publikum bei der Führung.
Der alte Braukessel. Foto: KreutzerEbenso interessante Informationen gibt es über den Hopfen, der dem Bier nicht nur Geschmack verleiht, sondern auch desinfizierende und Schaum bildende Wirkung hat. Aber Vorsicht bei der Dosierung von Bitter- und Aromahopfen! Hopfen gehört laut Ulf Patzschewitz zu den Hanfgewächsen und gedeiht auf dem Erdball nur zwischen dem 35. und 55. Breitengrad, weil er für sein Wachstum das dort ausgeglichene Tag-Nacht-Verhältnis braucht.
Hopfen wird bis zu acht Meter hoch. Inzwischen werde an Neuzüchtungen von etwa drei Metern gearbeitet, um die Ernte zu erleichtern. Ob das den Pflanzen guttut? Da hat der Referent so seine Zweifel. Damit nochmals zum Brauvorgang, bei dem seiner Schilderung nach viel "Fingerspitzengefühl" und in jeder Phase die richtige Betriebstemperatur in den Kesseln entscheidend sind.
Ulf Patzschewitz zeigte den Interessierten die Dosenabfüllung. Foto: KreutzerDie Führung beginnt im Alten Sudhaus, in dem sich bis vor Kurzem bei jedem Brauvorgang rund 1600 Liter Wasser in Bier verwandelten. Dort fallen auch Fachbegriffe wie "Eiweißrast" als Bezeichnung für jenen Prozess der Enzym-Abspaltung, ohne den es keinen Schaum gäbe.
Und was hat es mit der "Bierspindel" auf sich? Mit ihr lässt sich der Alkoholgehalt von Bier ermitteln. Vorletzte Station ist der Bereich, in dem bis zu 50-Liter-Fässer und Fünf-Liter-Dosen abgefüllt werden. Dann geht’s kurz in den Keller - und dann natürlich noch zur Verkostung.
Info: Die Führungen finden immer am ersten Samstag im Monat ab 16.30 Uhr statt, die nächste also am 2. März. Anmeldungen unter 06201/12001.