Ein gewaltiger Kran half den Arbeitern dabei, die Bauteile für den zweiten Brückenzwilling an Ort und Stelle zu bewegen. Foto: zg
Weinheim. (RNZ) Es war eine "schwere Geburt", als jetzt der zweite "Zwilling" über der Weschnitz einschwebte, gehalten von einem Straßenkran. In sechs Bauteilen – wie im Februar der erste – wurde am Donnerstag der zweite Teil der "Zwillingsbrücke" am Bahnhof eingebaut. Jedes der Bauteile wog rund 13 Tonnen. Alles liegt nun fest verschraubt und verankert über dem zweiten "Arm" der Weschnitz, die sich rund um ein Betriebsgebäude teilt.
Weschnitz seit 500 Jahren geteilt
Die Arbeiten sind schon wegen der Nähe der Bahnschienen kompliziert – liegen laut Tiefbauamt aber im Plan. Angekommen ist jetzt die nördliche der beiden Brücken, über die künftig Autoverkehr rollt und Fußgänger gehen. Im November sollen die Brücken befahrbar sein. Die Sanierung des Bauwerks ist wichtig, weil sie im Falle einer Sperrung der B3 die einzige Umleitung wäre.
Die Zwillingsbrücke ist außerdem eine "Drehscheibe" von Versorgungsleitungen in alle Richtungen; die Kabel und Rohre müssen wegen der Bauzeit provisorisch verlegt werden, um später wieder ihren Platz zu finden. Aber woher kommt die Teilung der Weschnitz? Schon im 16. Jahrhundert ließ Pfalzgraf Kurfürst Ludwig, Erbauer des Weinheimer Schlosses, die Weschnitz teilen, "um alles übermäßige Wasser aus dem Odenwald und Gebirge von den drei Sachsen, Weinheim und Viernheim her, auf Lorsch zu in den Rhein zu leiten."
Es war also eine Hochwasserschutzmaßnahme. Die vorherigen Brücken stammen von 1926 und sind zum Teil – wie die Weschnitzmauer – mit Sandstein verblendet. Die neue Jahreszahl 2020 ist bereits im Beton der neuen Brücken eingraviert, auch die Sandsteinverblendung der Uferwand soll teilweise wieder hergestellt werden.