Die provisorische Bewässerungsanlage mit absichtlich durchlöcherten Schläuchen kommt weg. Fotos: Dorn
Von Philipp Weber
Weinheim. Noch liegen sie da, die Feuerwehrschläuche im oberen Bereich des Exotenwalds. Doch die Rettungsaktion zum Erhalt der Mammutbäume wird nun beendet: In Absprache mit dem zuständigen Förster werde die Jugendfeuerwehr am heutigen Mittwochabend die Schlauchleitung im Exotenwald abbauen, so ein Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim. Der zuständige Förster heißt Markus Stähle. Er erläuterte der RNZ jetzt die Hintergründe der Aktion - und die Folgen der immer noch andauernden Dürre für den Wald.
Noch wachsen sie steil in die Höhe, die Mammutbäume im Exotenwald. Fotos: Dorn
Werden denn die Mammutbäume die Dürre überleben?
"Ich bin Förster und kein Prophet", sagt Stähle: "Aber meiner Einschätzung nach hat man das Menschenmögliche getan." Durch die Bewässerungsaktion seien in dem betroffenen Bereich 140 Liter Wasser pro Quadratmeter geflossen. "Verglichen mit der letzten großen Trockenheit 2003 ist das die doppelte Menge", erklärt er. Der Bodenvorrat sei nun so weit wie möglich aufgefüllt - jedenfalls wenn sich das Wasser so verteilt hat, wie erhofft. Nun werden die Tage kürzer. Die Temperaturen gehen gegen Mitte September wohl auch langsam, aber stetig zurück. Folge: Die Verdunstungsgefahr nimmt ab. Die langfristigen Folgen für die Baumriesen seien aber noch nicht abzusehen, so der Förster. "Wir müssen hoffen, dass sie genug Vitalitätspuffer aufweisen", sagt er. Es könne aber gut sein, dass das eine oder andere Exemplar in den nächsten Jahren stirbt.
Warum brauchen die Berg-Mammutbäume, die von Natur aus im Südwesten der USA wachsen, so viel Wasser?
"Die Bäume wuchsen ursprünglich nur in Teilen Kaliforniens, ehe die Samen vor allem im Verlauf des 19. Jahrhunderts weiterverbreitet wurden", bestätigt Stähle. Allerdings kommen die Mammutbäume von Natur aus nur in den Hochtälern des US-Bundesstaats vor. "Dort sind die Bodenverhältnisse völlig anders als hier im Exotenwald, wo die Bäume ja auch noch an einen Hang mit felsigem Untergrund und starkem Wasserabfluss gepflanzt wurden", so der Förster. In den amerikanischen Hochgebirgen liege darüber hinaus bis ins Frühjahr hinein Schnee, sodass die Bäume vom Schmelzwasser profitieren können.
Die provisorische Bewässerungsanlage mit absichtlich durchlöcherten Schläuchen kommt weg. Fotos: Dorn
Leidet auch der übrige Wald unter der Trockenheit?
Dies hänge letztlich vom Standort, den Bodenverhältnissen und der jeweiligen Baumart ab, so der Förster: "Sie müssen nur mit dem Auto durch Waldgebiete fahren - dann sehen Sie Abschnitte, die noch ziemlich grün sind. Aber auch solche, die schon vorzeitig herbstlich oder braun aussehen." Das Wetter dieses Sommers bedeute für alle Arten Stress. Bei den Laubbäumen kämen die Traubeneiche, die Roteiche und die Kirsche noch relativ gut mit der Trockenheit zurecht. Für Buchen gelte das weniger. Und für sogenannte Bachbegleiter wie etwa Erlen erst recht nicht. Bei den Nadelbäumen gilt die Douglasie noch als relativ hitzeresistent, die Fichte vertrage das aktuelle Wetter dagegen eher schlecht. Aber das ließe sich nicht verallgemeinern.
Was können die Bürger tun, um den Wald zu entlasten?
"Kurzfristig eher wenig", sagt Stähle. Natürlich sollte man nach wie vor kein Feuer machen oder Zigaretten rauchen, "um nicht auch noch einen Waldbrand zu verursachen". Langfristig - und hier will Stähle sich als Förster nicht zu weit aus dem Fenster lehnen - könnte die extreme Trockenheit auch mit dem Klimawandel zu tun haben. "Wie man dem auch als einzelner begegnen kann, ist hinlänglich bekannt." In einem ist er sich dagegen sicher: Einen so trockenen Sommer habe er noch nicht erlebt. Nicht einmal im Hitzejahr 2003.