Wertschätzende Worte von der Stadtspitze, kritische Rückblicke der Abteilungsleitung und eine ganze Menge Ehrungen: Die Kernstadt-Feuerwehr hat ihre Jahreshauptversammlung abgehalten. Der Feuerwehrkommandant kam dieses Mal ganz gut weg. Foto: pd
Weinheim. (RNZ) "Ich wurde gut aufgenommen und konnte schon mit vielen großartigen Leuten zusammenarbeiten. Insbesondere das Abarbeiten von größeren oder längeren Einsatzlagen ist von einer großen Motivation geprägt, und es ist schön, Teil des Teams zu sein." So hörten es jetzt die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim bei der Jahreshauptversammlung der Abteilung Stadt aus dem Munde von Bernd Meyer, der seit Juni 2021 Feuerwehrkommandant in Weinheim ist. Meyer absolvierte damit zum ersten Mal die "Tour" durch die Abteilungsversammlungen. Die Abteilung Stadt ist die größte im Verbund.
Wie Schriftführer Steffen Jakob zusammenfasste, kamen bei 433 Einsätzen 3116 Einsatzstunden zusammen. Zählt man hierzu noch die Dienststunden, zum Beispiel die Übungsdienste mit 2648 Stunden, kommt man auf knapp 5800 Stunden im Dienst für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger Weinheims. Abteilungskommandant David Kunerth und Bernd Meyer streuten indes auch kritische Töne ein.
"Die letzten Jahre waren nicht immer einfach. Stichworte: Corona oder Brandschutzbedarfsplan, um nur zwei zu nennen", erklärte der Abteilungskommandant. Drei Themen brennen den Brandschützer besonders auf den Nägeln, wie Kunerth ausführte: Die Nachwuchssorgen beim Ehrenamt, ein seiner Ansicht nach unzureichendes Ausbildungsangebot auf Landesebene sowie der Platzbedarf im Feuerwehrzentrum. Er beschrieb es so: "Die Corona-Pandemie ist, wie in allen Lebensbereichen unserer Gesellschaft, einer der Hauptgründe für diese zum Teil durchwachsene Zeit."
Er monierte, dass die Bedeutung der Feuerwehr in Gesellschaft und Politik oft nicht genügend geschätzt werde. "Viele Weinheimer wissen gar nicht", bedauerte er, "wie es ist, Feiern und andere Aktivitäten zu verlassen, um Menschen in Not zu helfen und sein eigenes Leben in riskanten Einsätzen zu gefährden". Oft werde die Feuerwehr als Selbstverständlichkeit gesehen. Er betonte: "Der Brandschutz wäre ohne Freiwillige sehr, sehr viel teurer."
Kunerth appellierte an die Politik und die Stadtverwaltung, "mehr dafür zu tun, dass die Mitgliederzahlen der Freiwilligen Feuerwehr sich stabilisieren und im besten Fall wieder deutlich nach oben gehen".Er berichtete, dass 2021 auch wieder der Feuerwehrbedarfsplan fortgeschrieben und vom Gemeinderat verabschiedet worden ist. Dieser Plan sei ein Zeichen der guten Zusammenarbeit aller Weinheimer Feuerwehrabteilungen untereinander und auch mit der Feuerwehrführung. Jetzt liege es am Gemeinderat, diesen Plan in den nächsten Jahren umzusetzen und die geforderten Mittel und Maßnahmen zu genehmigen.
Er betonte: "Die Einsatzfahrzeuge sind keine Spielzeuge für die ehrenamtlichen Kräfte, sondern das nötige Handwerksmaterial: zur Sicherstellung des Brandschutzes unserer Heimatstadt." Die vergangenen Feuerwehrbedarfspläne bescheinigten schon in der Vergangenheit den enormen Platzmangel im Feuerwehrzentrum in der Bensheimer Straße, auch im Bereich der hauptamtlichen Mitarbeiter. Kunerth: "Aber wirklich viel passiert ist leider nicht."
Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Torsten Fetzner drückte hingegen seine Wertschätzung gegenüber der Feuerwehr sehr offen aus, auch das Raumthema stehe auf der Agenda, versicherte er. Sehr unzufrieden äußerte sich Kunerth über das Ausbildungsangebot der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal. Diese sei zwar modernisiert und erweitert worden, aber an der Basis spüre man davon leider nichts. Im Gegenteil: Der Ausbildungsbedarf werde bei Weitem nicht gedeckt.
Er berichtete davon, dass Führungslehrgänge inzwischen eine Wartezeit von drei bis vier Jahren haben. Kunerth: "Dies ist unbefriedigend. Hier erwarten wir Handeln von der Feuerwehrführung, um den Missstand mit der Kreisführung zu besprechen und auch weitere Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen." Während der Corona-Zeit habe sich die Weinheimer Feuerwehr mit ihrem Online-Angebot weit über die Stadtgrenzen hinaus einen Ruf als innovatives Team erworben, betonte er.
Sein Fazit: "Mit diesem aufwendigen Online-Angebot waren wir innerhalb der Feuerwehren des Rhein-Neckar-Kreises während der Coronazeit nicht nur Vorreiter, sondern einigen nutzten unsere erstellten Videos für ihre Fortbildungen."