Viele Häuslebauer müssen grüne Dächer anlegen, beim künftigen „Netto“ in Sulzbach ist das offenbar nicht möglich. Trotzdem ist man froh, dass der Discounter kommt. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim-Sulzbach. Sulzbachs Ortsvorsteher Frank Eberhardt konnte nicht an der Abstimmung teilnehmen. Aber er forderte die Mitglieder des Ausschusses für Technik, Umwelt und Stadtentwicklung (ATUS) vom Rande des "Plenums" aus dazu auf, die Planungen für einen Einkaufsmarkt im Ortsteil voranzubringen: "Zurzeit haben wir nur einen Bäcker, der halbtags geöffnet hat." Die 2800 Einwohner warteten schon lange. Die Gremiumsmitglieder folgten seiner Bitte. Der Bebauungsplan "Lebensmittelmarkt an der B 3, Sulzbach Süd" hat am Mittwoch eine Hürde genommen und geht in die Offenlage.
Beispiel einer Dachbegrünung. Foto: KreutzerDem klaren "Ja", das auch das Verfahren zur Änderung des vor Ort gültigen Flächennutzungsplans weiterbrachte, war eine rund 35 Minuten lange Debatte vorausgegangen. Zu deren Beginn stellte OB Manuel Just fest, dass sich die Vorarbeiten zur Erfüllung eines lang gehegten Wunsches auf der Zielgeraden befinden. Laut Beschlussvorlage könnte der Gemeinderat eventuell schon im April zum Satzungsbeschluss kommen. Dann stünde dem Bau eines Netto-Markendiscounts samt Stichstraße, Parkplatz und Bushaltestelle kaum noch etwas im Weg. Kein Fraktionsvertreter hatte etwas Grundsätzliches dagegen. Die Diskussion entzündeten sich in erster Linie an baulichen Fragestellungen.
So setzten sich GAL und SPD dafür ein, das Dach des Discounter-Gebäudes zu begrünen. Hintergrund: Bereits im Mai hatten die Fraktionen angeregt, das Gebäude so anzulegen, dass der standardmäßig nur ein Geschoss aufweisende Discounter zu einem späteren Zeitpunkt um ein weiteres Stockwerk erhöht und um kleinere Gewerbebetriebe ergänzt werden kann. Auf diese Weise würde versiegelte Fläche besser genutzt, so eines der damaligen Argumente. Schließlich ist die Entwicklung im Sulzbacher Süden womöglich noch nicht am Ende – konkret ist wieder und wieder von einem Wohngebiet die Rede. Diese Gemengelage steht in Zusammenhang mit der Dachbegrünung, weil der unter Kostendruck stehende Bau-Investor kein grünes Dach auf einem eingeschossigen Einkaufsmarkt bauen kann. Bei einer Aufstockung käme die Option aber wieder in Betracht.
Daniel Schwöbel (SPD) wollte mehr: Er schlug vor, den Investor zu verpflichten, das Gebäude in den nächsten fünf Jahren aufzustocken – oder das Dach über der 800 Quadratmeter großen Verkaufsfläche (mit Backtheke: 850 Quadratmeter) zu begrünen. "Es gibt Bereiche, in denen jeder Häuslebauer ein grünes Dach anlegen muss", argumentierte er mit Mikroklima und Stadtentwässerung. In Sulzbach entstehe nun eine sehr große Dachfläche.
Die Idee habe Charme, stellte Just fest. Schließlich sehen grüne Dächer auch schöner aus. Aber wenn es bei einem Stockwerk bleibe, müsse man sich von Anfang an für einen Dachbelag entscheiden, aus statischen Gründen, sagte Erster Bürgermeister Torsten Fetzner. Über einen anderen Dachbelag könne man bei einer Aufstockung oder einer Grundsanierung reden, so Stadtplaner Sven-Patrick Marx. Beides dauert wohl länger als fünf Jahre.
Während Elisabeth Kramer (GAL) dies "enttäuscht" zu Kenntnis nahm, verwies der Sulzbacher Stadtrat Heiko Fändrich (CDU) darauf, dass der Ortsteil seit 20 Jahren keinen Lebensmittelhandel habe. Just verglich den einzig verbliebenen Investor mit einem "scheuen Reh", das man nicht mit noch mehr Hausaufgaben vergrämen dürfe. Und Marx argumentierte, dass alle froh sein müssten – weil sich der Investor auf die laut Einzelhandelskonzept zulässige Maximalverkaufsfläche von 800 Quadratmetern einlasse. Üblich seien über 1000 Quadratmeter. So blieb es bei der Zustimmung aller zur Beschlussvorlage.