Das G.U.P.S.-Hotel in der Eisleber Straße hat seinen Platz in der Weinheimer Geschichte sicher: Vor etwas mehr als vier Jahren kamen hier die ersten von Hunderten Geflüchteten an. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Sie kamen buchstäblich mit dem, was sie mit eigenen Händen tragen konnten: die ersten Flüchtlinge, die im Juli 2015 in das damals leer stehende G.U.P.S.-Hotel im Gebiet "Waid" einzogen. Das Hotel war damit seit Jahren wieder der erste Standort in Weinheim, den der Rhein-Neckar-Kreis zur vorläufigen Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen anmietete.
Dass im selben Jahr Notunterkünfte in Hallen eingerichtet und die hohen Flüchtlingszahlen eine zum Teil heftige Debatte um Standorte für die kommunalen Anschlussunterbringungen losbrechen würden, war da noch nicht abzusehen. Dafür gaben sich nicht zuletzt die ehrenamtlichen Helfer größte Mühe, um den Neuankömmlingen den Start in Weinheim zu erleichtern. Jetzt will der Kreis das Hotel räumen - wenngleich der Mietvertrag bis zum 31. Juli 2025 weiterläuft.
Leerstandskosten sollen vermieden werden
Zu Zeiten der Höchstbelegung hätten zwischen 80 und 85 Menschen im ehemaligen Hotel gelebt, so Kreissprecherin Silke Hartmann. Zuletzt war das Gebäude nur noch zu rund einem Viertel belegt. Die letzten Bewohner sollen bis zum 10. September auf andere Unterkünfte des Kreises verteilt werden. Einige wechseln auch in die kommunale Anschlussunterbringung und damit in die Zuständigkeit einer kreisangehörigen Gemeinde. Letzteres passiert in der Regel erst, wenn Migrationsbehörden über den weiteren Aufenthaltsstatus der Geflüchteten entschieden haben - oder das Asylverfahren abgeschlossen ist. In der Regel ist der Wechsel in die Zuständigkeit der Kommunen nach zwei Jahren in der vorläufigen Unterbringung fällig.
Aktuell betreibt der Kreis in Weinheim noch drei Unterkünfte, in denen 124 geflüchtete Menschen leben. Die Herkunftsländer sind unter anderem Syrien, Nigeria, Somalia, Kamerun, der Iran, der Irak, Afghanistan und Gambia. Während der Standort im G.U.P.S.-Hotel nun erst einmal aufgelöst wird, betreibt der Kreis weiterhin Unterbringungen im Ebert Park Hotel und in der Heppenheimer Straße. Beide Standorte liegen in der Weststadt. "Aufgrund der hierzulande sinkenden Flüchtlingszahlen haben wir unsere Personalstärke angepasst. Um möglichst wenig Zeit für Dienstfahrten aufzuwenden, schließen wir nach und nach gering belegte Unterkünfte", erläutert Kreissprecherin Hartmann. Die Unterkunft im G.U.P.S.-Hotel sei zuletzt am geringsten belegt gewesen. Gegen eine Schließung der Unterkunft im Ebert Park Hotel habe aber auch gesprochen, dass der Kreis dort Mitarbeiterbüros eingerichtet hat und die Kapazität an untergebrachten Flüchtlingen an diesem Standort höher sei. Bei dem Gebäude in der Heppenheimer Straße handele es sich um eine kreiseigene Unterkunft, die zudem noch über Freiflächen und Wohnungscharakter verfüge.
Da der Eigentümer des Hotels kein Interesse an einer Auflösung des Mietvertrags zeigen soll, habe man sich nun auf die Suche nach Interessenten für eine Alternativnutzung begeben, so Behördensprecherin Hartmann. "Eine anderweitige Nutzung des Objekts in Form einer Untervermietung bedarf aber in jedem Fall der vorherigen Zustimmung des Vermieters." Wird die Art der Nutzung verändert, ist möglicherweise auch die Stadt Weinheim gefragt. Da das Hotel auf ihrer Gemarkung steht, hat die Stadt bei baurechtlichen Fragestellungen ein Wörtchen mitzureden. Das Landratsamt werde alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Leerstandskosten zu vermeiden, so Hartmann.
Obdachlose werden dort indes nicht untergebracht, wie Stadtsprecher Roland Kern sagt. Die Mitarbeiter der hierfür zuständigen Stadtverwaltung hätten nicht die Absicht, das Hotel anzumieten. Vielmehr sei es ihnen gerade gelungen, ein Haus in der Bergstraße zu mieten, in dem Obdachlose untergebracht werden können. "Die Stadt Weinheim kommt ihrer Verpflichtung, Menschen vor der Obdachlosigkeit zu schützen, damit nach."