Weinheim

Kita-Container eher möglich als Vereinsräume

Das Gebäude der Schweitzer-Schule steht nach Ende des laufenden Schuljahrs leer. DIe Stadt will das Grundstück verkaufen, doch bis dahin bleibt Zeit.

09.02.2021 UPDATE: 10.02.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 51 Sekunden
Sehr zentral gelegen: das bisherige Gebäude der Albert-Schweitzer-Schule. Foto: Dorn

Von Philipp Weber

Weinheim. Der Umzug rückt näher: Wenn nichts mehr schiefläuft, wird das Schulzentrum West pünktlich fertig. Die Schüler, die in den heutigen Gebäuden der Johann-Sebastian-Bach-Schule und Albert-Schweitzer-Schule unterrichtet werden, kommen zu Beginn des Schuljahrs 2021/22 an den hochmodernen Standort an der Breslauer Straße. Doch was geschieht mit den beiden alten Schulgebäuden an Birkenweg und Fichtestraße?

> Die Ausgangssituation: Ursprünglich war geplant, die alten Bauten von Bach- und Schweitzer-Schule abzureißen, um die Grundstücke zu veräußern. Mit den Erlösen sollte der Bau des Schulzentrums gegenfinanziert werden, gegenwärtig werden die Kosten auf etwas mehr als 25 Millionen Euro geschätzt. Die Zukunft der "alten" Bach-Schule an der Fichtestraße war bereits 2020 Thema im Gemeinderat. Die dortigen Pavillongebäude werden für über 800.000 Euro umgebaut, um Platz für fünf Kita-Gruppen mit insgesamt 100 bis 120 Kindern zu schaffen. Die Stadt rechnet damit, dass vor allem die Zahl der Drei- bis Sechsjährigen bis 2025 steigt. Dementsprechend sollen die Kita-Räume im alten Schulhaus 2022 in Betrieb gehen und fünf bis zehn Jahre bleiben.

Zusätzlich kam die Idee auf, einen weiteren Teil der Altbauten Vereinen und der Volkshochschule zur Verfügung zu stellen. OB Just sah diese Idee positiv. Er betonte aber, dass es sich um ein Provisorium handle. Denn auf die Dauer wird das Schulgebäude fallen. Das Gelände wäre dann ein Baustein eines großen Plangebiets, das sich bis an den früheren Schlachthof erstrecken könnte. Vorerst verzichtet die Stadt jedoch auf rund zwei Millionen Euro, die der sofortige Verkauf des Geländes der Bach-Schule einbringen würde.

> Der aktuelle Stand der Debatte: Im Verlauf der jüngsten Gemeinderatssitzung vergangene Woche kam die "alte" Schweitzer-Schule zur Sprache. Im Rahmen der Haushaltsberatungen hatte die CDU beantragt, den Verkauf des Geländes noch in diesem Jahr abzuwickeln. Der Gedanke dahinter war durchaus ehrenwerter Natur: Angesichts eines Haushaltsdefizits von rund 15 Millionen Euro wollten die Christdemokraten sparen – andererseits aber auch Einnahmen erzeugen. Das Gelände der "alten" Schweitzer-Schule liegt inmitten eines Wohngebiets und ließe sich wohl gewinnbringender veräußern als das Alt-Areal der Bach-Schule. Dennoch modifizierte die CDU den Antrag. OB Manuel Just und Erster Bürgermeister Torsten Fetzner teilten zwar das Ziel der Christdemokraten, verwiesen jedoch auf die zentrale Lage der Schweitzer-Schule: Um das Gelände sinnvoll entwickeln zu können, brauche es klare Ziele, eine Beteiligung der Anlieger und ein Wettbewerbsverfahren, in dem mehrere Investoren ihre Konzepte vorstellen.

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Da die Verwaltung eher nicht davon ausgeht, dass das rund 13.000 Quadratmeter große Gelände den Charakter seiner unmittelbaren Umgebung (vor allem Einfamilienhäuschen) annehmen soll, wird die Erstellung eines Bebauungsplans angestrebt. Dass sich all das nicht im Laufe eines knappen Jahres und unter Pandemiebedingungen machen lässt, liegt auf der Hand. Weiteres Problem: Eine etwaige Vermarktung des Areals würde in den Jahren 2022 bis 2024 erfolgen. Das wäre in etwa auch das Zeitfenster, in dem die Wohnungen in den Bau- und Sanierungsgebieten "Allmendäcker" und "Westlich Hauptbahnhof" an den Start gehen. Trotzdem nahm die Verwaltung den Antrag der CDU auf, allerdings ist er jetzt als Bitte zu verstehen, die Veräußerung des "alten" Schulareals zu forcieren. Eine große Mehrheit folgte dem geänderten Antrag.

> Die nähere Zukunft der Schweitzer-Schule: Was geschieht mit dem Schweitzer-Areal, bis die Schule abgerissen wird? Auf diese Frage gingen sowohl die Verwaltung als auch die SPD-Fraktion ein. Nach Verwaltungsangaben kann der Schulhof (nicht das Gebäude!) als Interimsstandort für mobile Bauten – aller Voraussicht nach Container – herangezogen werden. Denn in Bezug auf die Raumkapazitäten für Kita-Kinder hat sich ein weiteres Problem ergeben: Wenn sich herausstellt, dass die baulich angeschlagene Kita Kuhweid nicht zu halten ist, bräuchten die Kinder einen Ersatzstandort.

Stella Kirgiane-Efremidou (SPD) wollte noch einen Schritt weitergehen und brachte das Schulgebäude ins Gespräch. Schließlich ist auch das Rolf-Engelbrecht-Haus sanierungsbedürftig, sodass möglicherweise bald weitere Vereine Ersatzräume brauchen. Doch hier sah Bürgermeister Fetzner wenig Chancen: Würde das marode Schulhaus nicht stillgelegt, sondern weiterbetrieben, entstünden erhebliche Kosten. Zumal mit der Bach-Schule ja schon ein Interimsstandort für Vereine im Gespräch sei. Letztlich zog Kirgiane-Efremidou ihren – gut gemeinten – Vorschlag zurück. Sie ließ sich aber zusichern, dass die Stadt die Lage der Engelbrecht-Haus-Nutzer im Blick behält.

> Die Möbel in der Schweitzer-Schule: Die Verwaltung nehme derzeit eine Bestandsaufnahme des Mobiliars vor, teilt ein Rathaussprecher auf RNZ-Anfrage mit. Zum Teil könne man die Möbel ins neue Schulzentrum mitnehmen, anderes Mobiliar werde auf andere Schulen verteilt, wenn Bedarf besteht: "Es wird nur weggeworfen, was wirklich nicht mehr verwendbar ist." Aber großteils werde das neue Schulzentrum mit neuem Mobiliar ausgestattet.

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