Der Standort an Mannheimer Straße und OEG-Brücke bleibt im Rennen, das Drei-Glocken-Center „aktuell“ nicht. Fotos. Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Es ist nur ein Tagesordnungspunkt, aber der hat es in sich: Im Vorfeld der Gemeinderatssitzung am kommenden Mittwoch, 3. Februar, hat die Stadtverwaltung das Gremium und die Öffentlichkeit über den Sachstand bei drei möglichen Hotelprojekten informiert. Demnach ist ein Hotel auf dem Gelände des Drei-Glocken-Centers "bis auf Weiteres" kein Thema mehr. Die Standorte Mannheimer Straße und Miramar sind aber offensichtlich weiter im Rennen.
Laut Beschlussvorlage ist das Hotel im Drei-Glocken-Center "aktuell kein Thema" mehr. Stattdessen wolle Eigentümer Michael Rihm Planungen weiterverfolgen, die eine Wandlung des "Centers" in ein "Quartier" vorsehen, das medizinische Versorgung, Einzelhandel, Wohnungen und Büros bietet. Auf das im Frühjahr 2020 angekündigte Hotel werde verzichtet, weil die Coronapandemie die Tourismus-Branche in eine schwierige Lage versetzt habe.
Standort Miramar weiter Thema
Dies ist allerdings Rihms Begründung – nicht die der Verwaltung. Denn die hält weiter an der Position fest, dass neue Hotelangebote der Stadt guttun würden. Dabei beruft sie sich auf das Konzept eines Berliner Tourismusexperten, das der Gemeinderat weiterverfolgen will. So wird der 2018 beschlossene und 2019 um ein Konzept ergänzte Hotelstandort an der Mannheimer Straße nicht aufgegeben. Allerdings geht aus der Vorlage deutlich hervor, dass es hier zuletzt hakte.
Ende 2019 hatte die Mehrheit des Gemeinderats dem Hotelkonzept der Freudenstädter Firma Tiryaki den Vorzug erteilt. Die von der Verwaltung bevorzugte Firma Tröndle aus Edingen-Neckarhausen war leer ausgegangen. Nun folgt der zweite Anlauf: Die Verwaltung bittet den Gemeinderat um Zustimmung dafür, die Hotelpläne mit diesem Investor vorantreiben zu dürfen – die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans inklusive. Denn ein Festhalten an Tiryaki ist laut Verwaltung keine Option mehr: Die Freudenstädter hätten sich seit Januar 2020 nicht mehr bewegt und die Verwaltung sogar darum gebeten, ihre Arbeiten an dem Projekt ruhen zu lassen. "Es gibt sogar Anzeichen dafür, dass die Firma Tiryaki das Projekt ohnehin an einen Dritten veräußern möchte", heißt es in der Vorlage, die OB Manuel Just und Erster Bürgermeister Torsten Fetzner gegengezeichnet haben.
Tröndle ist indes nicht der einzige Wettbewerber, der in die Bresche springen will. "Vor einigen" Monaten habe ein bislang nicht involvierter Hotelbetreiber ebenfalls Interesse am Standort "Mannheimer Straße" bekundet, so die Verwaltung. Diesem Interessenten schwebe ein Budget-Hotel vor. Das wäre ein günstiges Haus, in dem die Kundschaft in puncto Luxus Abstriche machen müsste. Aus Sicht der Verwaltung ist auch dies keine Alternative, da das Tourismuskonzept (aber wohl auch interessierte Unternehmen) gehobenere Zielgruppen mit Übernachtungsgelegenheiten versorgen wollen. Tröndle bietet ein Drei-Sterne-Plus/Vier-Sterne-Hotel an. Außerdem würden Verhandlungen mit bisher nicht einbezogenen Interessenten Zeit kosten und die Firma Tröndle möglicherweise vergraulen, so die Verwaltung.
Tröndle sehe in der aktuellen Pandemie kein Hindernis und habe sich auch gegenüber den Grundstücksverantwortlichen des Technologiekonzerns Freudenberg interessiert gezeigt. Letzteres ist grundlegend wichtig, weil das Hotel in weiten Teilen auf einem heutigen Freudenberg-Parkplatz entstehen würde. Die Stadt Weinheim trägt nur einen kleinen Teil der Fläche bei. Allerdings lehnt Tröndle es ab, in das Konzept der seinerzeit siegreichen Firma Tiryaki einzusteigen, weil man von dessen Umsetzbarkeit "nicht überzeugt" sei. An der Zahl der Zimmer würde sich kaum etwas ändern: Tiryaki hatte mit 105 Zimmern geplant, Tröndle will 100.
Bleibt noch "Hotelthema" Nummer drei: Der vom Miramar ins Spiel gebrachte Beherbergungsbetrieb, der Grundlage für ein dringend benötigtes Parkdeck vor den Toren des Bads wäre. Auch diese Debatte war zuletzt abgeebbt – zumindest in der Öffentlichkeit. Nun war offensichtlich geplant, den Gemeinderat am Mittwoch auf den Stand zu bringen – und dann das weitere Vorgehen politisch zu erörtern. Im direkten Nachgang hätte eine öffentliche Bürgerveranstaltung stattfinden können.
Doch dies ist angesichts der Pandemielage unmöglich, zumal sich die Gespräche mit den Betroffenen noch in einen "sehr frühen, informellen" Stadium befänden, so ein Rathaussprecher am Sonntag.
Der Standort an Mannheimer Straße und OEG-Brücke (dieses Bild) bleibt im Rennen, das Drei-Glocken-Center „aktuell“ nicht. Fotos. Kreutzer