Das größere der beiden städtischen Mietshäuser (Mitte, hellgrün) wird in Abschnitten saniert. Was mit dem kleineren (l.) passiert, entscheidet sich in rund drei Jahren. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Die beiden Häuser sind gut 100 Jahre alt. Eines von ihnen soll nach dem Willen des Gemeinderats definitiv stehen bleiben. Die Rede ist von den Gebäuden Mannheimer Straße 14 bis 20 sowie 22 und 24. Die beiden Wohnhäuser schräg gegenüber dem Hallenbad HaWei stammen aus den Jahren 1926/27. Bis heute sind die 41 Wohnungen in städtischer Hand. Nun stellt sich die Frage, ob die Häuser saniert oder abgerissen und neu gebaut werden sollen. Der Gemeinderat machte es sich nicht leicht, entschied am Mittwoch jedoch mehrheitlich, das größere der beiden Häuser stehen zu lassen.
Fetzner will auf Mieter zugehen
Bei sieben Gegenstimmen aus den Reihen von Freien Wählern und Weinheimer Liste beauftragte das Gremium die Verwaltung, die Sanierung des Hauses Mannheimer Straße 14 bis 20 weiter zu planen. Das Gebäude Mannheimer Straße 22 und 24 soll aber nicht mitsaniert werden. Stattdessen muss der Gemeinderat in den Jahren ab 2022 entscheiden, wie es hier weitergeht. Für diese Lösung warb auch Bürgermeister Torsten Fetzner.
"Die Errichtung dieser Häuser hat Material und Energie verbraucht", so Fetzner. Ein weiteres Argument pro Sanierung sind diejenigen Mieter, die in den 26 Wohnungen in der Mannheimer Straße 14 bis 20 leben - abzüglich der Kellerwohnungen: Wenn die Stadt bei der Sanierung in Abschnitten vorgeht, kann sie die jeweils betroffenen Bewohner in anderen städtischen Gebäuden unterbringen. Bei einem Abriss wäre das nicht möglich.
Bevor die Fraktionen das Wort hatten, nahm Justus Medgenberg für beide Bauten je eine ausführliche Gegenüberstellung von Sanierung und Neubau vor. Seinen Angaben zufolge kostet eine Sanierung des größeren Mietshauses 5,3 Millionen Euro, bei dem kleineren Haus wären es fast drei Millionen Euro. Allerdings räumte der Geschäftsführende Gesellschafter der Mannheimer Firma "aenergen" mögliche Schwankungen in Höhe von 25 Prozent ein. Die Kosten für Abriss und Neubau berechnete der Ingenieur auf insgesamt 10,2 Millionen Euro. Wenn man sehr langfristig plane, könne sich ein Neubau aber trotzdem lohnen, gab er noch zu bedenken.
Holger Haring (CDU) schlug sich auf die Seite der Verwaltung: Für ihn hätten die Mietshäuser eine ähnlich große stadtgeschichtliche Bedeutung wie die alten Arbeiterhäuser in der Nordstadt. Er plädierte dafür, das größere Haus zu erhalten und den Beschluss über das kleinere zurückzustellen: "Der Nachteil einer Sanierung ist, dass keine barrierefreien Wohnungen entstehen, aber die schaffen wir an anderer Stelle."
Die einzigen Gründe, die für eine Sanierung sprechen, seien die schonendere Entmietung und die zusätzlichen Fördermittel, die wegen des Sanierungsgebiets Westlich Hauptbahnhof fließen, rekapitulierte Günter Bäro (Freie Wähler). Seine Fraktion sei jedoch zu dem Schluss gekommen, dass man die alten und eher schwer zu pflegenden Gebäude besser durch neue, pflegeleichte und energieeffiziente Bauten ersetzen müsse. Bei möglichen Kostenschwankungen in Höhe von 25 Prozent könne eine Sanierung teurer werden als neu zu bauen.
Constantin Görtz (SPD) widersprach. Speziell bei dem größeren Haus drohe ein teurer Abriss: "Wegen der tiefen Keller und dem angrenzenden Gehweg müsste man unter anderem Spundwände legen." Dabei hätten die vorhandenen Wohnungen praktische Grundrisse, auch die Keller fielen nicht aus dem Rahmen. Um hier auch barrierefreie Wohnungen zu schaffen, plädierte er jedoch für Abriss und Neubau des kleineren Gebäudes.
Auch Andreas Marg (GAL) schloss sich der Verwaltung an. "Die Priorisierung stimmt. Wir bekommen mehr Fördermittel, wenn wir den größeren Block zuerst anpacken." Auch er strich die stadtgeschichtliche Bedeutung der Gebäude heraus. Karl Bär (WL) plädierte dagegen dafür, das größere Haus abzureißen und das kleinere zu erhalten. Seinem Eindruck nach sei das Gebäude Mannheimer Straße 22 und 24 besser erhalten.
Auch er warnte vor steigenden Sanierungskosten und argumentierte mit barrierefreiem Wohnraum sowie infrastrukturellen Verbesserungsmöglichkeiten, die ein großer Neubau ermögliche. Wolfgang Wetzel (FDP) sah es wieder anders herum. Er plädierte beim kleineren der beiden Häuser für Abriss und Neubau - und warb ebenfalls für Geschichtsbewusstsein: "Wo stünden wir heute, wenn alle mittelalterlichen Gebäude abgerissen worden wären?"
Carsten Labudda (Die Linke) fasste den Tenor zusammen: "Eine Sanierung ist billiger, besser für die Mieter und förderfähig. Bei einem Neubau kommt in vielerlei Belangen weniger heraus." Bürgermeister Fetzner kündigte an, dass es bald eine Mieterversammlung gebe und er auf die Betroffenen zugehen wolle.