Coffee-to-Go-Becher soll es aus Sicht der GAL weiter geben: aber mehrfach verwertbar. F.: Dorn
Weinheim. (web) Wen führen sie nicht in Versuchung: der "Coffee to Go" am Bahnhof, der Nudelauflauf zur Mittagspause, der Salat gegen Abend? In größeren Städten gibt es an jeder Ecke den schnellen Happen für zwischendurch - gleich mundgerecht verpackt. Die Kehrseite findet man in städtischen Mülleimern, am Straßenrand und in der Klimabilanz: Energieintensiv produzierte Verpackungen, die nur einmal benutzt werden. Leere Kaffeebecher sowie Papp- und Styroporbehälter, an denen noch Speisereste kleben.
Die Weinheimer GAL will jetzt einschreiten - und überprüfen, ob sich eine kommunale Abgabe einführen lässt: auf Einwegverpackungen von Speisen und Getränken, die zum sofortigen Verzehr dargeboten werden. "Wir beklagen schon seit Jahren, dass der Verpackungsmüll zunimmt. Jetzt müssen den hehren Worten auch Taten folgen", so GAL-Stadtrat und Grünen-Landtagsabgeordneter Uli Sckerl im RNZ-Gespräch. Seine Fraktion hat nun einen entsprechenden Antrag in die Haushaltsberatungen eingebracht. Diese gehen heute, 17 Uhr, in die nächste Runde.
"Wir gehen nicht davon aus, dass die Stadt im Jahr 2019 riesige Summen ausgeben muss", so Sckerl. Schließlich müsste die Verwaltung erst einmal Vorarbeit leisten, ehe man eine solche Abgabe beschließt. Dazu gehört wohl auch, das Gespräch mit den Kommunalverbänden zu suchen. Dass die Einführung der Einweg-Abgabe jedoch prinzipiell möglich ist, davon ist die GAL überzeugt.
Tübingen will vorangehen
"Wir müssen schauen, wo wir als Kommune rankommen", erläutert Sckerl. Diese Chance bestehe dort, wo Speisen und Getränke verzehrfertig ausgegeben werden - unter anderem, weil sich die Stadt letztlich um einen großen Teil des daraus resultierenden Mülls kümmern muss. Die Abgrenzung von Gastronomie und Einzelhandel sei nicht immer einfach, räumt er ein: "Aber wir haben aus Tübingen gehört, dass dies kein Ding der Unmöglichkeit ist." Die schwäbische Unistadt ist schon einen Schritt weiter: Dort hat der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss gefasst.
"Ziel ist es nicht, das Stadtsäckel zu füllen", stellt Sckerl klar. Ziel sei vielmehr, den Schnellrestaurants, Imbissbuden und Bäckern Anreize zu bieten: für den Wechsel ins Mehrwegsystem, etwa über Pfandabgaben oder Sammelstellen für wiederverwertbare Kaffeebecher. "Dazu muss man aber erst einmal mit den Abgabestellen ins Gespräch kommen", so der Politiker. Wenn man die Müllflut mit vereinten Kräften eindämmt, müsste man die Steuer am Ende vielleicht gar nicht einführen, meint er. Und der Kaffee, der Auflauf oder der Salat würden deshalb auch nicht schlechter schmecken.