Ladenburger Rennrad-Fahrer sind auch in Zeiten von Corona nicht zu stoppen. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Normalerweise würden am Samstag viele Sportbegeisterte beim Ladenburger Triathlon Römerman starten. Doch das Coronavirus machte den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. "Es wäre unverantwortlich gewesen, wenn wir die Veranstaltung mit über 1500 Teilnehmern trotz Corona freigegeben hätten", sagte Veranstaltungschef Günter Bläß von der Ladenburger Sportvereinigung (LSV). Die bittere Entscheidung, den Römerman abzusagen, trug auch der sportliche Leiter, Jürgen Hilberath, mit. Er hatte schon im Mai angekündigt, dass es nicht bei der reinen Absage bleiben soll. Die sportliche Alternative stellte er jetzt vor.
Der Sportliche Leiter des LSV, Jürgen Hilberath. Foto: SturmZusammen mit der Firma Rouvy organisierte Hilberath ein virtuelles Radrennen, das am Samstag, 18. Juli, 10 Uhr, startet. Bei einem "richtigen Triathlon" steigen die Athleten normalerweise nach dem Schwimmen auf die bereitstehenden Rennräder – das verlangt gute Vorbereitung in der Wechselzone, um keine Zeit zu verlieren. Diese Vorbereitung bleibt den Teilnehmern zwar erspart, aber die technischen Voraussetzungen zu Hause müssen vor dem virtuellen Rennen stehen.
Der Veranstalter hat seine "Hausaufgaben" bereits am vergangenen Diensttag gemacht. Mit einer Kamera wurde der Streckenverlauf vom Startpunkt Ladenburg, hoch zum Weißen Stein nach Dossenheim, sowie die Abfahrt durch den Odenwald und der Rückweg nach Ladenburg aufgezeichnet. Mit der Software der Firma Rouvy lassen sich noch viele weitere Strecken wie der Tourklassiker Alpe D’Huez im Wohnzimmer fahren. Wer eine virtuelle Radtour machen will, muss das Hinterrad des eigenen Rennrades zu Hause auf einen Rollentrainer montieren und per Bluetooth mit der Software verbinden. Wichtig sei, dass der Teilnehmer nicht bei der Gewichtsangabe schummelt, das würde die Trainingswerte verfälschen.
Eine Software lässt die Teilnehmer die Strecke nach Dossenheim hoch auf den Weißen Stein realistisch nachempfinden. Foto: SturmDer Fahrer kann die jeweilige Strecke dann auf einem Bildschirm und auf dem Rad recht realistisch nachempfinden. Denn die Software übernimmt die Steuerung und passt bei Steigungen automatisch den Widerstand an. "So kann man die 19 Prozent Steigerung in Dossenheim tatsächlich in den Beinen spüren", sagte Hilberath im RNZ-Gespräch. Er ist sicher, dass die Teilnehmer des virtuellen Rennens zu Hause genau so leiden wie auch sonst bei der Fahrt hoch zum Weißen Stein in Dossenheim.
So ein virtuelles Training nutzen vor allem Profis aber auch ambitionierte Hobby-Fahrer, die nach der Wintersaison wieder auf ihre Rennmaschine wollen. Hilberath hat selbst sogar die Erfahrung gemacht, dass die virtuellen Einheiten auf dem Rennrad die Trainingsmotivation steigern. "Das Renn-Feeling wird perfekt vermittelt, und es wird eine Wettkampfatmosphäre geschaffen, weil man sich mit Spitzenathleten messen kann." Aber der mehrfache Teilnehmer des Ironman auf Hawaii räumte ein, dass ein Live-Triathlon natürlich noch mehr Spaß bereitet. Nur ist das eben in Pandemiezeiten nicht machbar.
Trotzdem soll beim virtuellen Römerman so etwas wie Wettkampfatmosphäre aufkommen. Wolfgang Grünwald vom Rhein-Neckar Fernsehen wird das Rennen moderieren, und es wird eine Live-Schalte nach Ladenburg geben. Im Römerstadion trifft sich auch das Organisationsteam des Triathlons, um zuzusehen.
Verlegungen solcher Sportveranstaltungen ins Netz kommen immer häufiger vor. Und sie erlauben die Teilnahme von verschiedenen Orten auf der ganzen Welt. "Das virtuelle Radrennen hoch zum Weißen Stein wird also international besetzt sein – das ist uns bei der Echtveranstaltung so noch nicht gelungen", erklärten Bläß und Hilberath. Sie glauben, dass die Veranstaltung sogar Impulse für die Zukunft geben kann.
Ausgebucht war der Römerman innerhalb weniger Stunden schon im Januar. Ihre Startgebühren bekamen die Teilnehmer längst zurückerstattet. Dem Aufruf, ein paar Euro für die beteiligten Hilfsorganisationen von der DLRG, der Malteser-Unfallhilfe, den Johannitern und Ladenburger Einrichtungen wie der Kirchliche Sozialstation zu spenden, folgten viele Teilnehmer. Im Mai konnten an die Spendenempfänger insgesamt 6500 Euro überreicht werden (die RNZ berichtete).
Info: Weitere Details und Anleitungen gibt es unter www.roemerman.de sowie www.basf-tcrn.de.