Sechs Bekannte an der Spitze, 15 Neulinge dahinter: die Gemeinderatskandidaten der Grünen Liste bei der Nominierungsversammlung im Gasthaus "Zum Goldenen Hirsch". Foto: Kreutzer
Schriesheim. (fjm) "28 abgegebene Stimmen, 28 Ja-Stimmen, keine Nein-Stimmen" - Volker Altmann hatte als Wahlleiter für die Kandidaten der Grünen Liste (GL) zur Kommunalwahl am Donnerstagabend einen leichten Job: Gerade einmal 90 Minuten benötigte die Wählervereinigung, um den Listenvorschlag für den Gemeinderat einstimmig und ohne größere Diskussionen abzusegnen. Auch die Kandidaten selbst betonten auffällig oft, wie harmonisch, inspirierend und Spaß bringend die Arbeit miteinander derzeit sei.
Die Gesichter der Grünen Liste bleiben gegenüber den vergangenen fünf Jahren weitgehend unverändert: Sechs von acht Gemeinderäten mit insgesamt fast 100 Jahren Ratserfahrung kandidieren im Mai wieder auf vorderen Listenplätzen, nur Nachrücker Bernd Trotte und Barbara Schenk-Zitsch werden das Gremium mit Sicherheit verlassen.
Vor allem der Verlust der Bürgermeister-Stellvertreterin könnte schwer wiegen. Fraktionschef Christian Wolf erwähnte dies am Donnerstag nicht, sondern betonte, die GL wolle Inhalte voranbringen: "Wir streben nicht nach einer bestimmten Anzahl von Sitzen." Die wichtigsten Themen im Wahlkampf würden Transparenz und Bürgerbeteiligung, so Wolf. "Die Bürger wollen gehört und beachtet werden, das haben wir gerade im vergangenen Jahr immer wieder gemerkt." Dabei komme es nicht auf die politische Überzeugung an: "Wir werden uns darum kümmern."
Auch die Krippen- und Kindergartenbetreuung spielt bei vielen der vorgestellten Kandidaten eine große Rolle: 50 Kinder haben die 14 Frauen und 14 Männer inklusive Nachrückern, viele von ihnen junge Eltern zwischen 30 und 40 Jahren. Auf den aussichtsreichen Listenplätzen sechs und sieben kandidieren dagegen mit Dagmar Wenger und Jan Wölfer zwei kommunalpolitische Neulinge jenseits der 50.
Beide kamen kurz nach der Jahrtausendwende nach Schriesheim und fühlten sich bei der Grünen Liste herzlich aufgenommen. "Jetzt will ich der Stadt etwas zurückgeben", sagte Wenger, während Wölfer betonte: "Wo Politik brisanter wird, muss man den Arsch hochkriegen."
Bei vielen Kandidaten überwiegen klassische grüne Themen wie Umweltschutz, Nachhaltigkeit und die Förderung des Fahrradfahrens. Allerdings sind mit Tobias Kahnis (39) und Sebastian Konrad (32) auch ein Fachinformatiker für Datenschutz und ein Software-Entwickler auf der Liste vertreten, denen die Digitalisierung ein Anliegen ist. Häufigster Beruf ist der des Physiotherapeuten. "Wir sind mittlerweile aber die Fraktion der Selbstständigen", sagte Wolf mit Verweis auf Robert Hasenkopf, Georg Grüber, Wolfgang Fremgen und Bernd Molitor.
Wie sehr die GL mittlerweile im kommunalpolitischen Mainstream angekommen ist, zeigten auch die Kandidatur von kfd-Vorsitzender Brigitte Aurand ("Man sieht an unserem Ministerpräsidenten, dass das gut zusammenpasst") und der Verweis von Heike Luphaup auf die Jahreslosung "Suchet den Frieden und jaget ihm nach": "Die Dinge fliegen uns nicht zu. Dafür muss man kämpfen."