Schriesheim

Ein "FAIRmieter" wird nie alleingelassen

Infoveranstaltung zu "Schriese FAIRmietet" - Sozialamt will neue Mietformen fördern und nachhaltigen Wohnraum gewinnen

25.04.2019 UPDATE: 26.04.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden

Im großen Sitzungssaal des Rathauses stellte die Stadtverwaltung das Konzept von "Schriese FAIRmietet" vor. Foto: Kreutzer

Schriesheim. (capa) Das Problem ist altbekannt, doch jetzt möchte die Stadt darauf reagieren. Viele Menschen möchten in Schriesheim leben, aber können sich eine Wohnung dort schlichtweg nicht leisten. Gerade für diejenigen, die Sozialgelder empfangen, eine kleine Rente beziehen oder alleinerziehend sind, ist es auf dem Wohnungsmarkt noch schwerer. Gleiches gilt für Menschen mit Behinderungen, die auf eine barrierefreie Wohnung nicht verzichten können.

Aber was passiert mit diesen Menschen? Sie müssen zwangsläufig Schriesheim verlassen oder am Rande der Gesellschaft leben. Um dieser Problematik so schnell wie möglich entgegenwirken zu können, rief das Sozialamt "Schriese FAIRmietet" ins Leben. Auf den ersten Blick ein simples Konzept, in dem der leer stehende Wohnraum in Schriesheim wiederbelebt werden könnte. Ja, richtig, "könnte", wenn Vermieter sich dazu bereit erklären würden. Deshalb ist die Stadt gerade auf der Suche nach Bürgern, die über Leerstand verfügen und diesen gerne wieder vermieten würden.

Dabei sind sich die Verantwortlichen bewusst, dass diese Wohnräume nicht ohne Grund leerstehen. Die Suche nach einem passenden Mieter oder die Renovierung des Wohnraumes ist sehr zeitaufwendig und kostspielig. Genau hier setzt das Konzept von "Schriese FAIRmietet" an. Es bietet nicht nur einen Vermittlungsservice für potenzielle Mieter nach den Wünschen des Vermieters, sondern begleitet den gesamten Prozess vom ersten Treffen bis zur Mietvertragsgestaltung. Sollte Sanierungsbedarf bestehen, begutachtet ein Sachverständiger die Räume und entscheidet, ob die Stadt diese Sanierung mit einem Zuschuss unterstützt.

So können Wohnräume direkt barrierefrei gestaltet und sozialverträglich vermietet werden, wie die Inklusionsbeauftragte Karin Reichel bei der Vorstellung erklärte. Sollte ein "FAIRmieter" auch nach der Vertragsunterzeichnung Probleme mit dem neuen Mieter haben, steht ihm ein Berater der Stadt zur Seite, so Sozialarbeiterin Janika Steinbach. Sollte jemand die Miete nicht zahlen können, greift die Mietausfallgarantie der Stadt. Ein "FAIRmieter" profitiert dadurch von einer gesicherten Miete, für die die Kommune bürgt. Die Stadt garantiert außerdem eine Instandsetzung der Räume bei Beschädigung.

Ein "FAIRmieter" wird also nie alleingelassen, spart Zeit und Geld bei der Mietersucher, kann mit wenig Aufwand seinen Leerstand beleben und wird gegebenenfalls bei der Sanierung monetär unterstützt. Jedoch sollte sich jeder "FAIRmieter" im klaren sein, dass er seinen Mietpreis an die Mittel des Mieters angleichen muss. Sollten sich Schriesheimer nun für eine "FAIRmietung" entscheiden, beginnt der Prozess durch ein Erstgespräch mit einem städtischen Mitarbeiter. Anschließend werden in einem Bogen Daten des Vermieters und der Wohnung, sowie Wünsche zum Mieter erhoben. Danach besucht ein städtischer Mitarbeiter das Objekt. Sollte Sanierungsbedarf bestehen, erfolgt auch eine Begutachtung eines Sachverständigers. Wenn dies abgeschlossen ist, beginnt die Vermittlung von Mieter und Vermieter, die sich bei einem Treffen kennenlernen. Danach werden der Mietvertrag gestaltet und der Kooperationsvertrag mit der Stadt unterzeichnet.

Auch interessant
"Schriese FAIRmietet": Mietpreise sollen niemanden ausgrenzen

Aber nicht nur Vermieter können sich bei der Stadt melden, sondern auch Mieter, die dringend Wohnraum benötigen. Sie profitieren ebenfalls von einer umfassenden Betreuung und Begleitung der Stadt und werden bei der Wohnungssuche unterstützt. Das Sozialamt möchte damit neue Mietformen wie Alters-WGs fördern und nachhaltigen Wohnraum gewinnen. Einer Verdichtung der Innenstadt wird damit entgegengewirkt, und auf den langwierigen Bau von Sozialwohnung könnte verzichtet werden. In anderen Gemeinden habe dieses Mietkonzept bereits Erfolg gehabt, so Christine Söllner vom Sozialamt.

Info: Ansprechpartner: Sozialarbeiterin Janika Steinbach, Tel. 06203/ 60 21 24, und Christine Söllner (Sozialamt), Tel. 06203/ 60 21 15.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.