Von Philipp Weber
Weinheim. Am Ende wurde es noch einmal ganz still. Der Gastgeber stand am Freitagabend als letzter auf der Bühne der voll besetzten Stadthalle. Und hatte an zwei Stellen seiner Abschiedsrede sichtlich Mühe, seine Gefühle zu bändigen: Das galt zum einen für die Passage, in der Oberbürgermeister Heiner Bernard über die Zusammenarbeit mit Berufskollegen und Gremienvertretern sprach. Er werde es missen, Teil dieser "Mannschaft" zu sein, die "gemeinsam auf den Platz läuft". Ebenso emotional gerieten seine Dankesworte an engste Mitstreiter: etwa Referentin Gabriele Lohrbächer-Gérard, Pressesprecher Roland Kern sowie Fahrer Günter Klohr. Letzterer habe ihm oft "die Leviten gelesen", sagte Bernhard und schmunzelte. Nicht zu vergessen: ehemalige und aktuelle OB-Sekretärinnen.
Es war der Abschluss einer rund zweieinhalbstündigen Feier, die nichts von einer "klassischen" Abschiedsveranstaltung hatte. Keine Spur von Langatmigkeit, sich wiederholenden Reden oder endloser Lobhudelei. Dafür war nicht zuletzt Erster Bürgermeister Torsten Fetzner verantwortlich, dem ein Auftakt nach Maß gelang. Anstelle dröger Begrüßungsworte lieferte er einen beinahe kabarettistischen Auftritt ab. Ebenso wie die Laudatio von Landrat Stefan Dallinger.
Es folgten mehrere Interview-Runden, die SWR-Urgestein und Weinheim-Liebhaber Gernhard Mandel moderierte. Zunächst bat er Regierungspräsidentin Nicolette Kressl, Mannheims OB Peter Kurz und Ralph Schlusche, Verbandschef der Region Rhein-Neckar, auf die Bühne. Erstere hatte die Lacher auf ihrer Seite, als Mandel fragte, ob das klamme Weinheim zu den schwierigeren Kunden zähle: Kressl schwieg, wiegte ihr Haupt hin und her: "Ein spezieller Kunde."
Schon war’s Zeit für die Runde der Fraktionsvorsitzenden, wobei FDP und Linke fehlten. Offenbar aufgrund von Missverständnissen. Die Antworten der Lokalpolitiker sagten aber auch ohne die beiden "Kleinsten" am Ratstisch viel aus: Holger Haring (CDU), Gerhard Mackert (FW) und Wolfgang Metzeltin (SPD) legten ihre Schwerpunkte auf positive Entwicklungen. So lobte Mackert, dass aus den "Ruinen" des Kaufhauses Birkenmeier sowie des früheren Kreiskrankenhauses erfolgreiche Projekte geworden seien. Stichworte: Weinheim-Galerie, neue GRN-Klinik und die Schlossbergterrasse - die aus Mackerts Sicht ebenfalls gelungen ist.
Elisabeth Kramer (GAL) und Michael Lehner (WL) mochten es Bernhard nicht ganz so leicht machen. "Seine Arbeit war von emotionalem Engagement bewegt, was ja in Ordnung ist", so Kramer: "Mit machen Emotionen konnte er anderen aber ziemlich auf die Füße treten." Zumal Bernhard besonders gerne weiblichen Stadträten über den Mund gefahren sei: "Jetzt kann er mich mal nicht unterbrechen." Allerdings sei in keiner OB-Ära, die sie miterlebt habe, so viel bewegt worden.
Es folgten weitere Runden mit Vertretern von Bildungseinrichtungen, Sportvereinen und Kirchen. In Erinnerung bleibt ein Bernhard-Zitat, an das die Geschäftsführende Schulleiterin Katja Hoger erinnerte: "Bildung kostet viel, aber keine Bildung kostet später viel mehr." Sie war eine von vielen Rednern - und hier gab es dann doch Wiederholungen -, die Bernhards Engagement für Bildung würdigten.
Pfarrer Stefan Royar von der Evangelischen Johannis-Gemeinde Weinheim danke Bernhard für dessen Einsatz zugunsten einer offenen Gesellschaft. "Es war ein starkes Zeichen, dass er die Mitglieder der muslimischen Gemeinde Jahr für Jahr auf Türkisch grüßte. Auch wenn ich gehört habe, dass die Angesprochenen sein Türkisch nicht immer verstanden." Einen "kollegialen" Rempler erhielt Bernhard auch vom TSG-Vorsitzenden, Volker Jacob. "Er ist als OB unendlich viel besser gewesen, denn als Handballer." Für die eher legere Atmosphäre waren aber auch die Bläser des Nachwuchsensembles "Woinem Brass" (Leitung: Ralf-Werner Kopp) verantwortlich. Letzterer legte ein beachtliches Solo am Didgeridoo hin. Bewegende und bewegte Bilder lieferte ein Film, in dem weitere Vertreter aus Kultur, Gastronomie und Medienlandschaft zu Wort kamen. "Ich werde es mir noch oft anschauen", versprach Bernhard.